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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Steven.»
    Carlisle stockte und sammelte sich dann wieder. «Es tut mir leid, Mr.   Cole, aber wenn sie ihn nicht verwirren und durcheinanderbringen wollen, werden Sie sich an den Gedanken gewöhnen müssen,
     dass Ihr Sohn nun Jacob heißt. Das ist der Name, den er kennt und mit dem er aufgewachsen ist. Jetzt den Namen zu ändern könnte
     sehr schwer für ihn sein.»
    Ben sah, wie Coles Kiefer zuckte, als er wieder hinab zu Jacob schaute. Der Sozialarbeiter wandte sich hilfesuchend an den
     übergewichtigen Mann mit buschigem Schnurrbart und Brille, der neben Sandra Cole saß. Aus dem Aktenkoffer und dem mit Schuppen
     besprenkelten Anzug schloss Ben, dass es sich um ihren Anwalt handelte. Widerwillig erhob sich der Mann. «Warum setzen Sie
     sich nicht hin, Mr.   Cole?»
    Cole ignorierte ihn. Er griff in seine Tasche und holte ein kleines Päckchen hervor. «Hier.» Er reichte es Jacob. Jacob schaute
     es nur an. Cole packte es für ihn aus. Ben sah, dass seine Hände kräftig und breit waren, seine Finger kurz und schwielig.
     Das Geschenk war ein Geduldspiel, ein durchsichtiges Plastikkästchen, in dem zwei oder drei winzige Silberkügelchen herumrollten.
     Jacob hatte zu Hause ähnliche Spiele. Cole schüttelte es ein wenig, sodass die Kügelchen rasselten, und reichte es ihm dann
     erneut. Dieses Mal nahm der Junge es an. Er schüttelte es ebenfalls, als wollte er Cole nachahmen, und versuchte dann, die
     Kugeln in die Löcher am Boden des Spiels zu lenken.
    Cole streichelte dem Jungen sanft über das Gesicht, ehe er sich wieder hinsetzte. Als wäre das ihr Stichwort, nahmen auch
     die anderen auf den Sesseln Platz, die um einen flachen |130| rechteckigen Tisch standen. Doch die zwanglose Einrichtung änderte nichts an der angespannten Atmosphäre im Raum.
    «Bevor wir weitermachen, möchte ich darauf hinweisen, dass wir alle zusammenarbeiten müssen», sagte der Sozialarbeiter. «Dies
     ist für alle Beteiligten eine sehr emotionale Zeit, wir dürfen aber nicht aus den Augen verlieren, dass es uns vor allem um
     Jacobs Wohlbefinden gehen muss und nicht darum, äh, persönliche Differenzen auszutragen.»
    «Ich will meinen Jungen», sagte Cole. Er hockte auf der Kante seines Sessels und beobachtete Jacob. Seine Frau neben ihm kaute
     auf ihren rotbemalten Lippen und schaute zwischen ihrem Mann und ihrem Stiefsohn hin und her. Sie hatte scharf gezeichnete
     Gesichtszüge, die Augenbrauen waren schmale schwarze Striche und die Wurzeln ihres strohblonden Haars waren dunkelbraun. Sie
     wirkte verschlagen und verblüht, aber in gewisser Weise machte sie das auch attraktiv. Auf einer Schulter sah man den Rand
     eines weißen B H-Trägers . Als sie aufschaute, bemerkte sie, dass Ben sie beobachtete. Er wandte sich ab.
    Carlisle nickte beschwichtigend. «Das weiß ich, Mr.   Cole, deswegen sind wir ja hier. Aber Sie müssen verstehen, dass Sie Jacob nicht einfach so mit nach Hause nehmen können.
     Dafür sind noch einige Schritte nötig.»
    «Zum Beispiel uns zu überprüfen, meinen Sie wohl.» Es war das erste Mal, dass Coles Frau gesprochen hatte. Sie hatte eine
     rauchige Stimme.
    «Wir werden Sie nicht im eigentlichen Sinne ‹überprüfen›, Mrs.   Cole. Aber wir können nicht einfach jemandem ein Kind übergeben, ohne vorher zu beurteilen, was das Beste für es ist.»
    «Ich bin sein Vater», sagte Cole. Ben konnte sehen, wie er rhythmisch seine Fäuste ballte und dadurch Blut in die |131| Unterarme pumpte, bis die Adern hervorstanden. «Er hat kein Recht auf ihn.» Sein Kinn zuckte in Bens Richtung. «Er hat ihn
     die ganze Zeit von mir ferngehalten. Jetzt wird er ihn nicht mehr behalten.»
    Ann Usherwood rutschte ein Stück auf ihrem Sessel nach vorn. «Mr.   Murray wird Ihren Antrag auf Betreuungsrecht nicht anfechten, wenn das Gericht und das Jugendamt überzeugt sind, dass es das
     Beste für Jacob ist, bei Ihnen und Ihrer Frau zu leben, Mr.   Cole. Und ich muss Sie daran erinnern, dass meinen Mandanten für das Geschehene keinerlei Schuld trifft. Die Polizei ist überzeugt
     davon, dass er bis zum Tod seiner Frau im Glauben war, der Junge wäre ihr leiblicher Sohn. Und wenn er auf diese neuen Informationen
     nicht reagiert hätte, säßen wir heute alle nicht hier.»
    Sandra Cole schnaubte. «Geben Sie ihm doch einen Orden.»
    Sie hatte eine Zigarette in der Hand. Als sie sie zum Mund hob, schaltete sich der Sozialarbeiter ein. «Es tut mir leid, aber
     hier wird nicht geraucht.»
    Mit der

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