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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Zigarette zwischen den Lippen schaute sie hinüber zu ihm. «Sie wollen mir das Rauchen verbieten?»
    Carlisle sah genervt und angespannt aus. «Ja, tut mir leid.»
    «Steck sie weg», sagte Cole, ohne seine Frau anzusehen. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und nahm dann wütend die Zigarette
     aus dem Mund. Ben fiel der rote Lippenstiftfleck auf dem Filter auf, als sie sie in ihre Handtasche warf.
    Der Sozialarbeiter wandte langsam seinen Blick von ihr ab. «Wie Ms. Usherwood gesagt hat, Mr.   Cole, ficht niemand Ihren Antrag auf das Betreuungsrecht an. Aber so etwas wird nicht von heute auf morgen entschieden. Ihnen
     werden in der Zwischenzeit regelmäßige Kontakte zugestanden, aber |132| bis zu einer Entscheidung ist es das Beste für Jacob, wenn er bei Mr.   Murray bleibt und   ...»
    «Nein.»
    «Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich fühlen, aber   ...»
    Er verstummte, als Cole plötzlich aufsprang. Ben erstarrte, als er um den Tisch herumkam.
    «Äh, Mr.   Cole   ...?»
    Cole ignorierte den Sozialarbeiter und ging zu Jacob. Wieder hockte er sich vor den Jungen. «Steven?»
    «Mr.   Cole, ich muss Sie wirklich bitten, nicht   ...»
    «Schau mich an, Steven.»
    Jacob spielte weiter mit seinem Geschenk, als würde er Cole überhaupt nicht bemerken. Cole streckte seine Hand aus und drückte
     es langsam nach unten. Jacob brummte verärgert auf und riss seine Hand weg.
    «Sie bringen ihn durcheinander», sagte Ben. Cole achtete nicht darauf.
    «Steven.»
    Er fasste an Jacobs Kinn und hob es behutsam hoch. «Nicht», begann Ben, verstummte aber, als er sah, dass Jacob Cole anschaute.
    «Ich bin dein Vater. Sag ihnen, dass du mit mir nach Hause kommen willst. Sag es ihnen.»
    Niemand rührte sich. Vater und Sohn musterten sich, und für einen ungläubigen Augenblick dachte Ben, dass Jacob antworten
     würde. Dann widmete sich der Junge wieder dem Spiel.
    Das blecherne Klirren der Silberkugeln durchbrach die Stille. «Er kann nicht anders», sagte Ben. Irgendwie tat Cole ihm leid.
     Gleichzeitig konnte er nicht verleugnen, dass er erfreut war. Beide Gefühle flauten ab, als ihn der Mann mit seinen kalten
     Augen anstarrte. Gerade weil sein Blick |133| so ausdruckslos war, beunruhigte er ihn.
Niemand weiß,
was er denkt, was er vorhat. Er ist wie ein verdammter
Rottweiler.
    Cole hatte sich wieder hingesetzt und für den Rest des Treffens keinen Ton mehr gesagt.
    Die Tage danach hatte Ben scheinbar nur in tristen Büros und vor strengen Beamten verbracht. Die Polizei hatte ihn mehrmals
     vernommen und die Zeitungsausschnitte beschlagnahmt. Ihm war es egal, ob er sie jemals wiedersah. Wenn ihm nach Zeitungspapier
     war, gab es zudem eine Menge frisches Material. Die Medien hatten sich geifernd auf die Geschichte von «Baby Stevens Rückkehr»
     gestürzt. Angesichts der Vielzahl von «Exklusiv»-Interviews, die Quilley gab, vermutete Ben, dass der Detektiv seine Informationen
     schließlich in bare Münze umwandeln konnte.
    Er hoffte, dass er daran erstickte.
    Bevor die Sache von den Medien herausposaunt wurde, hatte er Sarahs Eltern angerufen. Er wollte ihnen ersparen, dass sie zuerst
     durch das Fernsehen und das Radio davon erfuhren. Als er mit ihrem Vater sprach, verhaspelte er sich ständig, sodass er die
     Geschichte immer wieder von vorn beginnen musste.
    «Das verstehe ich nicht», sagte Geoffrey, als er fertig war. Seine Stimme klang alt.
    «Ich wollte es dir nicht so erzählen, aber die Medien haben es herausgefunden. Es wird   ... also, es wird ziemlich schlimm werden.»
    «O nein. O nein.»
    «Es tut mir leid.»
    Doch sein Schwiegervater hörte nicht zu. «Was soll ich nur Alice erzählen?», fragte er. Ben überlegte noch, was er sagen sollte,
     als am anderen Ende aufgelegt wurde.
    |134| Noch in derselben Nacht, nachdem die Geschichte in den Abendnachrichten gebracht worden war, rief ihn seine Schwiegermutter
     an. «Bist du jetzt zufrieden?», fauchte sie. «Du konntest es nicht dabei belassen, nicht wahr? Reicht es nicht, dass Sarah
     tot ist? Musstest du auch noch das kaputt machen, was uns geblieben ist?»
    «Alice   ...»
    «Er ist unser Enkel! Er gehört nicht dir! Er ist alles, was uns geblieben ist, und du gibst ihn einfach weg! Gott, ich verachte
     dich! Ich
verachte
dich!»
    Ben konnte es ihr nicht verübeln. Er hatte selbst kein gutes Gefühl dabei.
     
    Der Garten war mittlerweile ganz in Schatten getaucht. Die Schaukel quietschte und kam fast zum Stillstand. Ben schubste sie
    

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