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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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glücklich, sagten sie. Ja, sie wünschten, ihre Tochter |137| hätte die Rückkehr ihres Sohnes noch erleben können. Als sie gefragt wurden, ob sie ihren Enkel schon gesehen hätten, sah
     Ben, wie die Frau ihren Mann anblickte. Er zögerte. «Nein, noch nicht.»
    «Wann werden Sie ihn treffen?», wollte der Interviewer wissen. Wieder folgte eine betretene Stille.
    «Hoffentlich bald», antwortete der Mann. Er schaute den Interviewer nicht an, als er es sagte.
    Der Bericht endete mit einer Aufnahme der Coles, die Jacob in ihr Haus brachten. Die Kameras waren offensichtlich auf der
     Straße geblieben und hatten über die Gartenpforte hinweg gefilmt. Der überwucherte Garten mit den Schrotthaufen war nicht
     zu sehen. Der Anblick des Abfalls hätte vermutlich nicht zum «erhebenden» Ton des Berichtes gepasst. Ben sah, wie Jacob in
     dem dunklen Eingang verschwand und eine lächelnde Sandra Cole nur widerwillig die Tür schloss.
    Nachdem er den Fernseher ausgeschaltet hatte, ging er in die Küche, nahm ein neues Bier aus dem Kühlschrank, setzte sich an
     den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. In letzter Zeit rauchte und trank er zu viel.
Was soll’s.
Er inhalierte den Rauch, atmete ihn dann aus und trank einen großen Schluck Bier.
    Einmal im Monat.
    Das war seine Belohnung dafür, das Richtige getan zu haben. So oft durfte er Jacob sehen. «Umgangskontakt» nannte man das
     heutzutage, als wenn ein Name etwas ändern würde. Es bedeutete trotzdem, dass er ihn nur einmal pro Monat sehen durfte.
    Selbst Ann Usherwood war überzeugt gewesen, dass er ihn einmal in der Woche, zumindest aber einmal in vierzehn Tagen würde
     sehen dürfen. Doch obwohl die Polizei Ben von |138| jeder Schuld und jeder Beteiligung an den Geschehnissen freigesprochen hatte, hatten die Sozialbehörden entschieden, dass
     es nicht zu Jacobs Bestem wäre, wenn er ihn zu häufig sehen würde. Offenbar waren sie von der romantischen Geschichte des
     verlorenen und wiederaufgetauchten Kindes genauso gerührt wie die schmierigsten Boulevardblätter. Natürlich gaben sie das
     nicht zu. Die Begründung war in den ernsthaftesten und vernünftigsten Formulierungen verpackt. Jacob habe sich bereits erstaunlich
     gut in seinem neuen Zuhause eingelebt, hatte der Sozialarbeiter Carlisle Ben erzählt. In Anbetracht der Umstände und seiner
     den Prozess nicht gerade begünstigenden Krankheit könnte ein häufigerer Kontakt mit seinem früheren Stiefvater diese Entwicklung
     stören. Er sagte, es täte ihnen leid.
    Womit natürlich alles in Ordnung war.
    Ben leerte die Flasche Bier und ging hinauf in Jacobs Zimmer. In Jacobs früheres Zimmer, verbesserte er sich und zog an der
     Zigarette. Er betrachtete die Spielzeuge und Anziehsachen, die Cole nicht gewollt hatte, die Rebus-Symbole und die bunten
     Poster an der Wand. Er wusste nicht, ob es schlimmer war, das zu sehen, was zurückgeblieben war, oder das zu bemerken, was
     fehlte. Den vergangenen Tag hatte er nicht gearbeitet, um ihn mit Jacob verbringen zu können. Sie hatten den Zoo besucht.
     Er hatte den Jungen zwischen Gehegen und Käfigen auf den Schultern getragen und versucht, ihn zum Lachen zu bringen, damit
     sich beide an diesen Tag erinnern würden. Jacob schien sich amüsiert zu haben, Ben war aber zu bedrückt und nachdenklich gewesen,
     um es zu genießen. Ein Teil von ihm stand immer neben ihm und beobachtete alles mit dem Bewusstsein, dass es ihr letzter gemeinsamer
     Tag war. Die Aussicht darauf, Jacob in einem Monat wiedersehen zu dürfen, half ihm nicht. Er wusste, dass es |139| dann anders sein würde. Seine Laune hatte sich auch nicht gebessert, als sie nach Hause zurückgekehrt waren. An diesem Morgen
     hatte er Jacob beim Anziehen geholfen, sein Frühstück gemacht, alles im Wissen, dass er es nie wieder tun würde.
    Es fiel ihm schwerer denn je, sich davon zu überzeugen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Er schloss die Tür des Zimmers, in dem Jacob keine Nacht mehr verbringen würde, und ging wieder nach unten. Er drückte die
     Zigarette aus und holte sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank. Von der Küchenwand starrte ihn ein Foto von Sarah an. Er
     hatte es immer gemocht, weil sie darauf zu lachen schien, obwohl sie es, wenn man jeden ihrer Züge einzeln betrachtete, nicht
     tat. Erst kürzlich hatte er es übers Herz gebracht, das Foto aufzuhängen. Sarah hatte es für eitel gehalten, ein Foto von
     sich aufzuhängen, auf dem nicht auch Ben oder

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