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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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zuschreiben. Dass er sofort ein schlechtes Gewissen bekam und das Gefühl hatte, untreu
     zu sein, wenn er nur über dieses Thema nachdachte, tat ein Übriges. Aber er kannte seinen Körper. Fünf Monate Trauer waren
     nicht viel, dass er jedoch ebenso lange keine Erektion mehr bekommen hatte, das war verdammt ungewöhnlich. Gelegentlich hatte
     er mit dem Gedanken gespielt, zu masturbieren, aber die kläglichen Versuche waren schon im Ansatz gescheitert. Die Gesichter
     und Körper von Models oder früheren Freundinnen, die er sich dabei vorgestellt hatte, waren alle sofort verschwommen und zu
     Sarah geworden, und wenn er dann weitergemacht hätte, wäre er sich wie ein Schänder vorgekommen. Wenn er sich zu erinnern
     versuchte, wie sie beide sich geliebt hatten, überwältigte ihn jedes Mal das Gefühl des Verlustes. Selbst die rein körperlichen
     Reflexe, die Morgenlatten oder Katerständer, die früher im Rhythmus mit den Kopfschmerzen gepocht hatten, schienen ihn im
     Stich gelassen zu haben. Es war, als wäre seine sexuelle Seite abgestumpft.
    Und da er es nicht einmal bemerkte, wenn eine attraktive, mehr als zehn Jahre jüngere Frau etwas von ihm wollte, dachte er
     bitter, als er die Haustür aufschloss, war diese Seite wohl völlig ausgelöscht worden.
     
    Ben hatte vorgehabt, früh am nächsten Morgen mit den Aufnahmen am Strand zu beginnen, aber ein Blick hinaus auf den prasselnden
     Regen sagte ihm, dass es wenig Sinn |196| machte. Der Modeschöpfer brüllte und fluchte, als Ben ihn anrief und vorschlug, die Aufnahmen auf den Nachmittag zu verschieben,
     willigte aber schließlich ein, nachdem er zu der Überzeugung gelangt war, es wäre seine eigene Idee gewesen.
    Ben teilte Zoe telefonisch von der neuen Vereinbarung mit, machte sich dann eine Thermoskanne mit Kaffee und ein paar Sandwiches.
     Er konnte nicht sagen, ob sich die Idee, nach Tunford zu fahren, vor oder nach der Entscheidung, die Aufnahmen zu verschieben,
     eingestellt hatte. Da es mitten in der Woche war und wahrscheinlich alle außer Haus waren, war er sich nicht einmal sicher,
     warum er fahren wollte.
    Aber es war besser, als allein zu Hause zu sitzen.
    Der Regen legte sich, noch ehe er die Stadt erreichte, es blieb aber bedeckt. Ben parkte an der üblichen Stelle und machte
     sich auf den Weg zu den Eichen, zwischen denen er sich beim letzten Mal versteckt hatte. Als er sich ihnen näherte, sah er
     zwei Männer, die mit einem Hund den Hang hinaufspazierten. Er stahl sich tiefer in den Wald, wartete, bis sie außer Sichtweite
     waren, und stieg hinunter zu seinem Versteck. Wind und Regen hatten ein paar Blätter abgerissen, an den Bäumen hing aber noch
     genug Laub, um ihn zu verbergen. Während er die Zweige schüttelte, um das Regenwasser abtropfen zu lassen, schaute er hinunter
     zu Coles Haus. Im Garten war niemand, aber die Hintertür war geöffnet. Offenbar war doch jemand zu Hause. Er zwängte sich
     zwischen die Bäume und setzte sich auf den zusammenklappbaren Anglerstuhl, den er dieses Mal mitgenommen hatte. Gerade als
     er das Stativ aufstellen wollte, kam Sandra Cole heraus.
    So wie es aussah, trug sie ein langes weißes T-Shirt . Selbst aus der Entfernung, unvergrößert, konnte er erkennen, dass |197| ihre Beine nackt waren. Sie ging zum äußersten Rand des Gartens, wo der Schrotthaufen am niedrigsten war. Als sie hinüberstieg,
     bemerkte Ben zum ersten Mal eine Pforte, die aus dem gleichen Maschendraht bestand wie der Zaun. Sandra öffnete sie und schaute
     schnell den Weg auf und ab, der hinter den Grundstücken entlangführte. Dann drehte sie sich zum Haus um und winkte. Ein Mann
     kam aus der Tür und lief gebückt durch den Garten. Als er den Zaun erreichte, sagte er etwas zu ihr. Sie nickte und schob
     ihn rasch durch die Pforte. Erst da fiel Ben auf, dass er wie ein Idiot mit offenem Mund hinunterglotzte.
    «Auweia!»
    Er nahm das Teleobjektiv und schraubte es hastig an die Kamera. Einen Film hatte er schon eingelegt, aber für das Stativ blieb
     keine Zeit. Der Mann ging bereits den Weg hinab, als Ben die Nikon hob und versuchte, das riesige Objektiv abzustützen, während
     er gleichzeitig die Schärfe einstellte. Ihm gelangen nur ein paar Aufnahmen, ehe der Mann auf einen Pfad bog, der zwischen
     zwei Häusern hindurchführte. Fluchend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Coles Garten.
    Sandra hatte die Pforte geschlossen und war schon fast wieder an der Hintertür. Bevor sie hineinging, schaute sie

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