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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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schlang ihre Arme enger um sich, sodass ihre Brüste nicht nur enger zusammengepresst wurden, sondern sich auch
     weiter nach vorn, in seine Richtung schoben. «Wissen Sie eigentlich, was er tun würde, wenn er wüsste, dass Sie hier sind?»
    Es musste nicht gesagt werden, wer «er» war. Ben nippte wieder an dem schalen Bier. «Aber er weiß es nicht, stimmt’s?»
    «Und wenn ich es ihm erzähle?»
    Er stellte sein Glas ab. «Sie erzählen ihm ja nicht alles, oder?»
    «Was soll das bedeuten?»
    Nun war er an der Reihe, mit den Achseln zu zucken. Als er sah, wie ihre Miene einen unsicheren Zug annahm, spürte er ein
     entsprechendes Pochen in der Leistengegend. Neben ihm an der Theke nahm er eine Bewegung wahr.
    «Gibt’s Probleme, San?»
    Es war einer der Billardspieler. Er starrte Ben finster an. «Nein, alles in Ordnung, Willie», sagte Sandra, aber der Mann
     rührte sich nicht. Er war klein und massig und hielt den Queue mit beiden Händen vor sich, während er Ben von oben bis unten
     musterte.
    «Du bist doch das Schwein, das Johns Jungen hatte, oder?», fragte er laut.
    Die Musik stoppte zwar nicht, aber Ben konnte spüren, wie alles andere im Raum zum Stillstand kam: die vereinzelten Gespräche,
     die Dominospiele, alles brach angesichts dieser neuen Unterhaltung ab. Plötzlich herrschte Grabesstille.
    «Ich will keinen Ärger, Willie», schnauzte Sandra.
    Der Mann ignorierte sie. Sein Kopf war nicht völlig kahl geschoren, fiel Ben auf. Er war mit einem feinen Flaum blasser Stoppeln
     bedeckt. Sein Partner kam hinzu und stellte |242| sich ebenfalls mit einem Queue auf die andere Seite von ihm. «Was hast du hier zu suchen, verdammte Scheiße?»
    «Wonach sieht’s denn aus? Ich trinke ein Bier», hörte Ben verwundert seine eigene Stimme sagen. In der Jukebox begann Matt
     Monro «Born Free» zu singen. Er spürte einen unerwarteten Wagemut in sich aufkommen.
    Derjenige, der Willie genannt wurde, starrte ihn an. «Wir haben keinen Bock auf dich.»
    Während Ben den Blick erwiderte, hielt er das Glas wie eine Waffe. «Ach, tatsächlich?»
    Ein Teil von ihm stand neben ihm und beobachtete erstaunt diesen Fremden, aber der andere Teil war von einer ungezügelten
     Lust auf Aggression erfasst. Heißes Blut durchströmte seinen Körper, und lediglich ein schwacher Rest von Vernunft hielt ihn
     zurück. Er versuchte, ihn zu unterdrücken, und wartete nur auf eine Ausrede, um zuschlagen zu können.
    «Ich habe dich bereits gewarnt, Willie. Noch einmal, und du kriegst Hausverbot», hörte er Sandra sagen, und später würde er
     sich wundern, dass sie offenbar für ihn eintrat, aber in jenem Moment bedeuteten ihre Worte nichts. Er und der Mann starrten
     sich an, kurz davor, aufeinander loszugehen. Der Mann spuckte auf den Boden.
    «Scheiß Londoner Schwuchtel», sagte er und wandte sich ab.
    Die Spannung im Raum verpuffte. Die anderen Gäste widmeten sich wieder ihren Bieren und Dominosteinen. Ben schaute den beiden
     Skinheads hinterher, die zum Billardtisch zurückgingen und über irgendeine gemurmelte Beleidigung lachten, und hatte das Gefühl,
     als wäre er am Rande eines Abgrunds aufgewacht. Als er das Bierglas auf die Theke stellte, zitterte plötzlich seine Hand.
    Sandra Cole schüttelte den Kopf. «Wenn Sie sich wirklich |243| umbringen wollen, sollten Sie mal Samstagabend herkommen.»
    Er sagte nichts. Er hätte gerne einen Brandy bestellt, aber damit hätte er seine Schwäche gezeigt. Der Gedanke, dass die Billardspieler
     wieder herüberkommen könnten, verängstigte ihn. Er trank die Hälfte des Biers, das noch im Glas war. Es war nicht mehr so
     kalt, schmeckte aber auch so kein bisschen besser.
    Sandra betrachtete ihn noch immer. «Und warum sind Sie nun hergekommen?»
    Keine Ahnung.
Die Auswirkungen des Beinahekampfes setzten ihm zu. Er wollte nur noch raus aus dem Pub. «Ich werde nicht aufgeben», sagte
     er.
    Sofort bereute er diese sinnlose Großspurigkeit. Für einen kurzen Augenblick verzog Sandra Cole gelangweilt das Gesicht, dann
     setzte sie wieder eine abweisende Miene auf.
    «Machen Sie, was Sie wollen», sagte sie und verschwand durch die Tür hinter der Theke.
    Ben trank sein Bier aus. Es schmeckte ihm nicht, aber er wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass er davonlief. Schließlich
     stellte er das leere Glas auf den Tresen und ging an den Billardspielern vorbei hinaus, ohne sie anzusehen.
    Niemand folgte ihm nach draußen, aber nachdem er den Wagen aufgeschlossen hatte und

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