Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
ein, und als er sich umwandte, spürte Ben einen Hoffnungsschimmer. Doch sein
     Begleiter rührte sich nicht und musterte Ben argwöhnisch.
    «Das ist doch der Kerl, der Willie Jackson angemacht hat, neulich im Pub», sagte er. «Der Kerl, der Johns Jungen hatte.»
    |269| Im Wald war es plötzlich totenstill. Ben spürte, wie ihm das Lächeln im Gesicht erstarrte, konnte aber nichts dagegen tun.
     Der Mann, der ihn erkannt hatte, war klein und hatte fahle Haut und verkniffene, rattenartige Züge. Ben konnte sich nicht
     daran erinnern, ihn im Pub gesehen zu haben, aber er hatte auch nicht aufmerksam auf die anderen Gäste geachtet. Etwas abseits
     von ihnen hoppelte der Jack Russell schnüffelnd durch das feuchte Gras.
    Sein Besitzer war stehengeblieben. Er war älter als der andere Mann, ein kräftiger Typ Mitte fünfzig, der wie ein Handwerker
     aussah. Er schaute hinab auf Coles Haus, das am Fuß des Berges zu sehen war. Mit steinerner Miene wandte er sich zu Ben um.
     «Was haben Sie hier zu suchen?»
    «Das ist ein öffentlicher Wald, oder?» Aus dem Augenwinkel sah Ben den Hund auf sein Versteck zulaufen.
    «Er hat gefragt, was du hier zu suchen hast, verdammte Scheiße», sagte der kleinere Mann betont langsam, als würde er mit
     einem Idioten sprechen.
    Ben konnte den Hund zwischen den Eichen herumstöbern hören. Er versuchte, die unbekümmerte Haltung einzunehmen, die ihm im
     Pub jede Angst genommen hatte, aber es wollte nicht gelingen. «Ich bin nur spazieren gegangen, okay?»
    «Aber nicht hier, verdammte Scheiße.» Der kleine Mann hatte seine Fäuste geballt. Sie waren so zierlich wie er und sahen aus
     wie verknotete Knochenklumpen. Er trat mutig einen Schritt vor, aber die Stimme des anderen hielt ihn zurück.
    «Schon gut, Mick.»
    Der Kleine drehte sich zornig um. «Scheiße, Mann, nichts ist gut! Was hat er in unserem Wald zu suchen?»
    |270| «Gar nichts. Er geht.» Ohne Ben aus den Augen zu lassen, deutete er mit dem Kopf in Richtung der Straße. «Na los. Hauen Sie
     ab.»
    Ben zögerte. Zwischen den Eichen kläffte der Hund, dann wackelten die Zweige, und er tauchte wieder auf und versprühte Wassertropfen,
     als er durch das hohe Gras sprang. «Na gut, ich gehe.»
    Unter seinen Stiefeln knirschten verfaulte Eicheln, als er sich zu entfernen begann. Er wollte in der Nähe warten und später
     zurückkommen, um seine Ausrüstung zu holen. Doch schon nach wenigen Schritten stellte sich ihm der kleine Mann in den Weg.
    «Du gehst nirgendwohin.»
    «Mick», ermahnte ihn der Ältere.
    «Er hat hier einen Riesenwirbel gemacht!»
    «Das ist nicht dein Problem, Mick. Es ist Johns Sache, nicht unsere.»
    «Dann bringen wir das Schwein runter, damit John sich um ihn kümmern kann.»
    Bens Mund war trocken geworden. «Hören Sie, ich werde einfach gehen, okay? Ich werde nicht wieder herkommen.»
    Das Grinsen des Mannes sah beinahe so aus, als würde er die Zähne fletschten. «Nein, ganz bestimmt nicht.»
    Ben kam kurz in den Sinn, davonzurennen, aber das erschien selbst ihm zu armselig. Der ältere Mann überlegte und nickte dann
     knapp. Der andere, der auf den Namen Mick hörte, gab Ben einen Schubs. Ben schlug seine Hände weg.
    «Fass mich nicht an!»
    Das Grinsen des Mannes verschwand, doch bevor er reagieren konnte, trat der Ältere zwischen die beiden. «In Ordnung, gehen
     wir.»
    Ben dachte an den Film in seiner Tasche. Ohne ein Wort |271| drehte er sich um und begann, den Berg hinabzugehen, um die beiden von dem wertvollen Beweismaterial wegzulotsen.
    Der Hang war matschig und mit dornigen Büschen und Brombeersträuchern übersät, denen sie ausweichen mussten. Als sie den Pfad
     am Fuß des Berges erreicht hatten, konnte man Coles Haus nicht mehr sehen. Ben marschierte seiner Eskorte voran, ohne wahrzunehmen,
     was geschah. In seinem Kopf hatte sich eine große Leere ausgebreitet. Einmal schaute er zurück, hinauf in den Wald. Sie schienen
     weit davon entfernt zu sein, auf völlig fremdem Terrain. Die Stelle, an der er so viele Tage auf seinem Beobachtungsposten
     gesessen hatte, konnte er nicht erkennen.
    Er befand sich jetzt auf der anderen Seite des Objektivs.
    Dann sah er den hohen Maschendrahtzaun an der Rückseite von Coles Garten vor sich. Aus dieser Perspektive bildete der Schrotthaufen
     eine Mauer, die jeden Blick auf das, was dahinter lag, versperrte. Als er näher kam, konnte er Coles Stimme hören. Ben fragte
     sich, wann er aus dem Schuppen gekommen war.
    «...   in allem

Weitere Kostenlose Bücher