Obsession
Weg hinunter raschelte es in den Büschen. Die Jack-Russell-Hündin kam mit heraushängender Zunge herangeprescht.
Als ihr Besitzer begann, den Pfad zurückzuschreiten, trottete sie hinter ihm her. Der kleine Mann wartete einen Moment, ehe
er ihnen mürrisch folgte.
Erst jetzt bemerkte Ben die Gesichter, die über die Zäune und Mauern der angrenzenden Grundstücke stierten. Eines nach dem
anderen verschwand, niemand wollte etwas mit der Sache zu tun haben. Er rappelte sich auf und lehnte sich an den Zaun. Mund
und Nase waren geschwollen. Einige Zähne waren locker. Er berührte sie vorsichtig mit der Zunge und rieb seinen schmerzenden
Bauch. Als er sich umdrehte und Blut spuckte, sah er, dass er doch nicht ganz allein war.
Von der anderen Seite des Pfades beobachtete ihn der Bullterrier.
Ben schaute sich nach irgendetwas um, womit er sich verteidigen konnte – ein Stock, egal was. Aber er fand nichts. Er riskierte
wieder einen Blick auf den Hund. Aus dessen Kehle kam ein leises Grummeln. Ohne ihm in die Augen zu schauen, stieß Ben sich
langsam vom Zaun ab und wagte einen vorsichtigen Schritt.
Da stürzte sich der Hund auf ihn.
Ben prallte zurück gegen den Zaun und trat wild um sich, um sich das Tier vom Leib zu halten. Der Bullterrier machte ein Geräusch
wie eine ungeölte Kettensäge, während er seinen Fuß schnappte und umherschüttelte. Um nicht hinzufallen, griff Ben in den
Maschendraht, die Arme ausgebreitet wie bei einer Kreuzigung. Er hatte das Gefühl, sein Fuß wäre in einen Schraubstock geraten.
Die Zähne des Hundes durchbohrten das dicke Leder seines Stiefels. Er ließ ihn erst |278| los, als Ben ihm den anderen Fuß gegen den Schädel rammte, doch seine Zähne schlitzten ihm nicht nur die Hose, sondern auch
die Wade auf. Dann hörte er Schreie und sah die beiden Männer zu ihm zurücklaufen. Die Jack-Russell-Hündin rannte vor ihnen
her und erreichte aufgeregt kläffend den Zaun. Der Bullterrier ließ von Ben ab und fiel über sie her. Die kleine Hündin jaulte
auf, als sie auf den Rücken geschleudert wurde.
«Lass sie los, du Scheißköter!», schrie der ältere Mann, während er heranstürmte. Er versuchte den Bullterrier von seiner
immer hysterischer jaulenden Hündin wegzutreten. Dann war Cole da. Er schob den anderen Mann zur Seite und packte das mit
Nieten beschlagene Halsband seines Hundes. Der Bullterrier würgte, als Cole ihn zurückriss und so hochhob, dass nur noch die
Hinterläufe den Boden berührten. Er wollte sich noch einmal auf den kleineren Hund stürzen, doch Cole schlug ihm auf den Kopf
und schüttelte ihn einmal kräftig. Hechelnd regte sich der Bullterrier ab. Seine Schnauze glänzte feucht.
«O Gott, o Gott», stöhnte der ältere Mann und sank auf die Knie. Die kleine Hündin lag zuckend auf dem Boden, ihr weißes Fell
war mit dem Blut verfilzt, das ihr aus der Kehle und dem Bauch quoll. «O nein, schaut sie an!» Der Mann schob seine Hände
unter die Hündin und presste sie sich an die Brust. Das Tier zuckte krampfartig und verschmierte die Jacke seines Besitzers,
der die Wunden mit demselben Taschentuch zu stillen versuchte, das er Ben angeboten hatte. «Dein Scheißköter, John! Ich werde
ihn umbringen! Ich werde ihn umbringen, das schwöre ich dir!»
Cole hielt den Bullterrier noch immer am Halsband. Der Hund rang röchelnd nach Atem, die Jagdlust war ihm aber vergangen.
Cole schaute ausdruckslos auf die Jack-Russell-Hündin, |279| wandte sich dann ab und stieß seinen Hund durch die Pforte.
«Rein.»
Der Bullterrier lief mit wedelndem Stummelschwanz in den Garten. Cole folgte ihm.
Die Krämpfe der Hündin legten sich. Ihr Besitzer weinte. «Hast du gehört, was ich gesagt habe?», rief er in den Garten. «Ich
werde es tun! Ich werde ihn ...»
Bei dem ohrenbetäubenden Knall stob eine Schar Vögel flügelschlagend in den Himmel. Ben und die beiden Männer erstarrten voller
Bestürzung, während das Echo erstarb. Dem kleinen Mann war das Lachen vergangen. Er lief zur Pforte und starrte hinein.
«Ach du Scheiße!»
Ben humpelte zu ihm und versuchte verzweifelt, über die Schrottberge hinwegzugucken. Der Bullterrier lag in der Mitte des
Gartens. Der größte Teil seines Kopfes war weggesprengt. Eines seiner Beine zuckte, dann war es ruhig.
Cole stand mit einer Schrotflinte über dem Hund.
«Mein Gott, John, du kannst ihn doch nicht einfach erschießen!» Der kleine Mann klang entsetzt.
Cole knickte den
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