Obsidian (German Edition)
Deutsch, das Zentrum für Nachforschungen und nationale Sicherheit, der Nachrichtendienst in Mexiko.“
„ Danke für die Übersetzung, Princesa“, meinte Eric sarkastisch.
„ Wenn Du willst, kann ich Dir erzählen, wie aus der 1918 gegründeten Sección Primera, der ‚Ersten Abteilung‘, elf Jahre später die ‚Departamento Confidencial‘ wurde. Diese ‚Vertrauliche Abteilung‘ kümmerte sich vorrangig um politische …“
„ Wollt ihr eine Geschichtsstunde oder den Grund für Joses derzeitige Laune wissen?“, unterbrach Joaquim Monjas Redefluss.
Monja lehnte sich mit ihrem Glas zurück.
„ Ich bin ja schon ruhig“, meinte sie, fast etwas trotzig.
Joaquim zog an seiner Zigarette und blies den Rauch in den Himmel.
„ Als Jose in unsere Abteilung kam, wussten wir voneinander so gut wie nichts Privates. Durch mehrere Missionen, bei denen Miguel, Jose und ich viel und eng zusammengearbeitet haben, kam das gegenseitige Vertrauen, auch in privater Hinsicht.
Miguel ist ein bekennender Single, er liebt seinen Job und außer gelegentlichen Frauenabenteuern lebt er ganz für seinen Beruf. Ihr könnt ihn ein bisschen mit James Bond vergleichen, nur ohne Wodka-Martini, dafür mit Tequila. Was mich betrifft, ich habe es etwas leichter. Meine Frau, mit der ich seit über fünfzehn Jahren verheiratet bin, arbeitet auch beim Geheimdienst. Sie ist im Innendienst und weiß über meine Aufträge Bescheid.
Jose hat es doppelt schwer erwischt. Sein Partner ist ein Zivilist, das heißt, er darf ihm nicht verraten, woran er arbeitet. Außerdem kann er nie sagen, wie lange er unterwegs sein wird, wo er ist oder wann der nächste Auftrag kommt. Ich kenne Ramon del Rio, seinen Freund. Ein netter Kerl, der in Mérida recht bekannt ist und einige Geschäfte führt. Ein Lebensmittelgeschäft, zwei Souvenirläden und noch einige andere Läden gehören ihm. Er weiß, wo Jose arbeitet und hat sich damit abgefunden. Glücklich sind sie aber beide nicht mit der Situation.
Natürlich kommt noch hinzu, dass Mexiko ein sehr religiöses Land ist. Wenngleich Homosexualität politisch anerkannt wird und keine Diskriminierungen geduldet werden, unter Kollegen sieht das manchmal anders aus.“
„ Außer, man hat solche Kollegen, die hinter einem stehen und einen unterstützen.“
Monja und Eric zuckten zusammen, als sie Joses Stimme hinter sich hörten. Er stand nur wenige Schritte entfernt und hatte Joaquims Ausführungen mit angehört. Er kam zum Tisch und setzte sich zu ihnen.
„ Eric, es tut mir leid. Ich habe überreagiert, was mir eigentlich nicht passieren darf“, entschuldigte er sich mit ungewohnter ruhiger Stimme.
„ Schon in Ordnung, ich wollte nicht …“
„ Nein, nicht in Ordnung. Ihr zwei seit inzwischen fast so etwas wie Freunde geworden und deshalb habe ich die Grenze zwischen Beruf und Privaten schon zu sehr vermischt. Joaquim hat recht, es ist nicht leicht, wenn man selber nicht weiß, wann man seinen Partner wieder sehen wird. Aber das kann ich nicht an anderen auslassen.“
Monja hob ihr Glas.
„ Dann lasst uns das doch einfach vergessen, stoßen wir an auf eine weitere erfolgreiche Mission.“
Jose nahm sich ein Glas und schenkte sich etwas Wein ein.
„ Sehr gerne, Mädchen. Um Deine Frage zu beantworten, Eric: Privat bin ich viel besser gelaunt.“
Er nahm einen Schluck und blickte Monja und Eric lächelnd an, ein ungewohnter Anblick.
„ Aber eines sage ich Euch: Morgen in der Früh ist es wieder vorbei mit dem privaten Gefühlsherumgerede.“ Sein Blick änderte sich spontan und er blickte sie gewohnt ernst und entschlossen an.
„ Morgen wird wieder gearbeitet, wir haben nicht mehr viel Zeit um aus Euch halbwegs brauchbare Agenten zu formen.“
Gleichzeitig salutierten Monja und Eric grinsend.
„ Jawohl Chef!“, sagten sie.
Als sie später zusammen in ihrer Kabine lagen, sprachen sie noch einmal über Jose.
„ Könntest Du Dir vorstellen, einen Job wie diesen zu haben?“
„ Nein, Princesa. Die Suche nach den Steinen ist zwar aufregend, aber diese Gefahren sind nichts für mich. Abenteuer schön und gut, aber ich bin froh, wenn das vorüber ist.“
Monja streichelte ihm über die unrasierte Wange.
„ Wenn das vorüber ist, kaufe ich Dir als Erstes einen Rasierer, mein Schatz.“
„ Tja, den habe ich leider bei unserer etwas übereilten Abreise aus Barcelona vergessen. Und die letzten Tage sind wir nicht an einem Geschäft vorbeigekommen.“
Sie drückte sich fest an
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