Obsidian (German Edition)
vertrauen, dass Du etwas von mir hast, mein Kind.“
Monja sah ihm in die Augen und nickte.
„ Okay, Joaquim. Wir werden … wir werden es schaffen. Ich will Euch in Chichen Itza wiedersehen, beide!“
„ Los jetzt!“, drängte Miguel.
Eric stand auf, schnappte sich Monja und nickte Miguel zu.
„ Viel Glück, meine Freunde. Ich will Euch nicht auch verlieren, also bemüht Euch, verstanden?“
„ Jawohl, Eric!“, antwortete Joaquim ernst.
„ Die Zeit ist um!“, meldete sich der Mann von den Treppen wieder.
Gebückt rannten Monja und Eric in den hinteren Teil des Tempels, wo ein kleines Loch an der Wand in den Wald führte.
Monja kletterte flink hindurch. Eric drehte sich noch einmal um.
Miguel hatte sich etwas aufgesetzt und seine Waffe in der Hand. Joaquim stand, ebenfalls bereit zu schießen, hinter dem Pfeiler und nickte seinem Partner zu.
„ Lass sie uns erledigen“, meinte Miguel entschlossen aber mit brüchiger Stimme.
Eric bekam das Gefühl nicht los, dass es vielleicht das letzte Mal war, dass er Miguel sehen würde. Schnell kletterte er durch das Loch ins Freie und stand mitten im Wald, der den Tempel auf der Rückseite einnahm. Ein Blick auf sein Display am Arm verriet ihm, dass sie 260 Meter durch den dichten Wald zurücklegen mussten, um zum Jeep zu gelangen.
Sie rannten los als kurz darauf die ersten Schüsse hinter ihnen zu hören waren. Eric verdrängte die Gedanken, wer diesen Kampf hinter ihnen überleben würde. Er hoffte darauf, dass Miguel sie, wie schon in Paris, überraschen würde.
Der Boden unter ihnen war uneben, wieder einmal machte ihnen das Wurzelwerk den Weg schwer. Monja rannte über den feuchten Boden vor, während Eric sich immer wieder umdrehte um nach Verfolgern Ausschau zu halten. Aber niemand schien ihnen nachzukommen.
„ Ich sehe den Parkplatz!“, rief Monja, ohne stehen zu bleiben. Eric holte sie ein und gemeinsam rannten sie aus dem Wald hinaus. Sie waren direkt auf dem Parkplatz gelandet, nur ein kleiner Holzzaun trennte den geschotterten Platz vom Urwald. Auf dem Platz standen nur zwei Wagen. Ein schäbiger Kleinbus, der mehr Roststellen als Farbe auf der Karosserie hatte und ein dunkelgrüner Jeep. Dieser sah fast neuwertig aus. Die Fahrerkabine war überdacht, die Fenster geschlossen. Eric rannte zur Fahrertür und schloss auf. Sofort steckte er den Schlüssel in die Zündung und ließ den Motor aufheulen. Monja stand an der Beifahrertür und klopfte wild gegen das Glas.
„ Ups. Keine Zentralverriegelung.“, stellte er fest und griff zur Beifahrertür um sie für Monja zu öffnen.
„ Danke, dass Du mich mitnimmst.“
„ Glaubst Du, ich lasse Dich alleine hier. Du wirst mich nicht mehr loswerden, das verspreche ich Dir!“, meinte er und fuhr los.
Monja kramte im Handschuhfach nach den Straßenkarten, Eric fuhr die holprige, ausgewaschene Straße durch den dichten Wald entlang. Schon bei der ersten engen Kurve musste er feststellen, dass der Jeep nicht so einfach zu lenken war, wie seine bisherigen Fahrzeuge. Er benötigte viel mehr Spielraum, um den Jeep um die Kurve zu lenken und kam den Bäumen auf der Seite sehr nahe.
„ Du hast einen Führerschein, Freundchen?“, fragte Monja nach, als mehrere Äste den Wagen streiften.
„ Ja, aber eigentlich für etwas wendigere Fahrzeuge. Kümmere Dich lieber um unsere Fahrroute“, antwortete er ihr nervös und aufgeregt. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm, dass ihnen immer noch niemand folgte.
Kapitel 14
„ Es sind ungefähr 700 … nein 800 Kilometer bis Chichen Itza. Quer durch Wälder und flache Gebiete bis zur Küstenstraße und dann über Campeche und Mérida nach Chichen Itza.“
„ Mérida? Davon haben wir doch schon etwas gehört“, fiel Eric ein.
„ Ja, Joses Freund lebt dort.“, erinnerte Monja ihn.
Sie waren auf einer teils schlecht geteerten einspurigen Straße unterwegs. Einige Wagen waren ihnen entgegengekommen, aber noch erschien niemand hinter ihnen. Eric hoffte, dass Miguel und Joaquim dafür gesorgt hatten, dass die Bruderschaft in Palenque erledigt war. Und er hoffte, dass Miguel rechtzeitig verarztet werden konnte.
Inzwischen hatten sie ihre elektronischen Spielsachen abgelegt. Sowohl die Nachtsichtbrillen als auch die MHD-Armbänder lagen zwischen ihnen in einer Metallbox. Die Kampfmesser hatten sie ebenfalls abgenommen, aber in Griffweite gelegt. Eric hatte noch ein zweites Messer am Körper, genauer am Fuß, aber dieses wollte er nicht ablegen.
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