Obsidian (German Edition)
sah sie schmunzelnd an.
„ Du bekommst nicht mit, was ich gerade mit Dir rede, oder tue?“
„ Tulum? Dort gibt es den Tempel des Herabsteigenden Gottes, einen Tempel des Windes und außerdem befand sich ein Sprechendes Kreuz dort, das von einer Maya-Priesterin, der Königin von Tulum, gehütet wurde.“
Eric gab ihr einen leichten Schubs, der sie zusammenzucken ließ.
„ Und was machen wir hier und jetzt?“, fragte Monja neugierig, als sie sich umsah.
„ Jetzt? Jetzt schauen wir uns die Ladefläche unseres Jeeps an und dann gehen wir gemütlich frühstücken.“
„ Was ist mit unseren vermeintlichen Verfolgern?“
„ Vielleicht tauchen sie auf. Dann müssen wir in den kleinen Wald flüchten, der hinter diesem Restaurant liegt. Siehst Du da vorne den kleinen blau-weißen Unterstand?“
Monja nickte. Es war eine Busstation, Erics Notfallplan, falls sie den Wagen aufgeben mussten.
Am staubigen Parkplatz vor dem kleinen Lokal standen noch zwei Fahrzeuge. Beides waren alte Pick-ups, bei denen sich die Besitzer keine Sorgen um Diebstahlschutz machten. Die Fenster waren offen, in einem steckte sogar der Schlüssel im Zündschloss.
Eric kletterte flink auf die Landefläche des Jeeps, die durch ein Dach ebenfalls vor der Sonne geschützt war. An den Seiten war je eine längliche Kiste aus Metall im Boden verschweißt, beide abgeschlossen. Mit einem der kleinen Schlüssel auf Miguels Autoschlüsselbund konnte Eric das erste Schloss öffnen. Als er den Deckel hob und hinein blickte, pfiff er durch die Zähne.
„ Caramba! Zum ersten Mal sehe ich so etwas in real.“
Monja kniete sich neben ihn und sah in die Kiste. Sie erkannte nur ein langes, dickes Rohr, das auf einem Ende einen kleinen Aufsatz hatte. In der Mitte des Rohrs schien ebenfalls etwas montiert zu sein. Neben dem Rohr waren drei kleinere Kisten die unversperrt waren. Sie öffnete die Mittlere und sah eine kleine Rakete vor sich liegen.
“ Was ...?“, wunderte sie sich.
„ Ein waschechter Raketenwerfer mit ...", er kontrollierte die beiden anderen kleinen Boxen. In jeder lag eine Rakete, festgeschnallt und weich gebettet.
„ ... drei Schuss. Nicht, dass ich Erfahrung damit hätte, aber das könnte uns noch nützen.“
Gemeinsam öffneten sie die gegenüberliegende Kiste. Sie erwarteten weitere Waffen und wurden nicht enttäuscht. Mehrere Handfeuerwaffen, Sturmgewehre und einige Handgranaten lagen in dafür vorgesehen Einbuchtungen in einer dicken Schaumstoffmatte, die vor Erschütterungen schützen sollte.
Auch Munition in unterschiedlicher Größe war hier gelagert.
„ Wir sollten den Jeep nicht so schnell aufgeben“, überlegte Eric laut.
„ Wieso, willst Du mit diesen Waffen in den Krieg ziehen?“
Er drehte sich zu Monja und blickte sie ernst an.
„ Dir ist schon bewusst, dass wir von Leuten verfolgt werden, die uns ohne mit der Wimper zu zucken, umlegen werden.“
Monja starrte ihn an. Natürlich war es ihr bewusst, sie versuchte diesen Gedanken nur immer wieder zu verdrängen.
„ Ein Vorschlag: Wir holen uns eine Kleinigkeit zum Essen und Getränke. Dann fahren wir schnell weiter und werden demnächst einen abgelegenen Platz suchen, wo wir die Waffen ungesehen herausnehmen können“, schlug Eric vor. Monja nickte ihm zu und sprang von der Ladefläche. Ihr war nicht zum Reden zumute.
Als sie durch die Glastür in das sogenannte Restaurant eintraten, blickten alle Anwesenden zu ihnen. Außer einer ungefähr vierzig Jahren alten Dame hinter dem Tresen saßen nur noch drei Personen in dem kleinen Lokal. Eric erinnerte der Anblick an diverse amerikanische Filme, in denen solche schäbigen Diners am Straßenrand vorkamen. Die Bänke und Tische waren heruntergekommen, die Sitzbänke an der Fensterfront waren verschlissen, auf den Tischen standen Aschenbecher und Serviettenhalter, die meisten davon leer. Es stank nach Rauch und fettigen Essen. Dass die großen Fensterscheiben derart verschmutzt waren, dass man kaum durchsehen konnte, passte genau ins Bild.
Monja und Eric setzten sich neben der Tür an einen Tisch am Fenster. Der Mann auf der Bank im Rücken von Monja musterte sie kurz und drehte sich dann mit finsterer Mine um.
„ Scheiß Amerikaner“, murmelte der Mann. Monja verstand ihn nicht, Eric dafür schon.
„ Entschuldigung, wir sind keine Amis, sondern Europäer, genauer aus Wien“, meinte Eric laut und auf Spanisch.
Der Mann drehte sich um und seine finstere Mine war verschwunden. Er lächelte sie sogar
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