Obsidian (German Edition)
glaube, das wäre einfacher, Punkt für Dich.“
Es war ein Leichtes, über das Internet die Adresse und Telefonnummer von Salvatore Barbier-Mueller herauszufinden. Das Smartphone von Eric verriet auch den schnellsten Weg zu ihm.
„ Wir müssen in die Cami Sant Cugat. Das heißt, quer durch die Stadt und hinauf auf den Tibidabo.“
Er sah das Blitzen in Monjas Augen und wusste, was jetzt kommen würde.
„ Bitte, Princesa, erleuchte mich mit Deinem Wissen.“
„ Gerne. Der Tibidabo, der 512 Meter hohe Hausberg von Barcelona. Er ist fast von überall aus zu sehen, außer, wenn man, so wie wir gerade, mitten in einem Häusermeer steht. Die Kirche Sagrat Cor, was so viel bedeutet wie Herz Jesu oder Heiliges Herz, steht am Gipfel dieses Berges. Unweit davon steht der Torre de Collserola, ein über 200 Meter hoher Fernsehturm, der eine Aussichtsplattform hat. Bei schönem Wetter, so wie heute, hat man von dort oben einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt. Ebenfalls auf dem Tibidabo befindet sich ein Vergnügungspark mit Riesenrad, einem Flugzeug, das über den Abgrund fliegt und so weiter. Eine weitere Besonderheit ist die Zahnradbahn, die auf den Berg hinauffährt. Sie hat ihre Bergstation direkt vor der Kirche beziehungsweise dem Vergnügungspark. Wir würden mit dem Bus zur Talstation fahren und dann mit der Bahn hinauf.“
Eric legte den Arm um ihre Schulter.
„ Du bist wieder ganz die Alte, kann das sein?“
„ Auf alle Fälle fühle ich mich um einiges wohler und das habe ich Dir zu verdanken.“
„ Das freut mich, wenn ich dafür sorgen kann, dass es Dir gut geht. Vielleicht, wenn Du heute Abend Lust hast, dann könnte ich noch etwas mehr dafür sorgen …“
„ Bitte Eric, bitte versuch nicht, mich zu drängen. Ich weiß, das alles ist nicht leicht, aber …“, wollte Monja vorsichtig das Thema umgehen.
Eric lachte auf.
„ Ich weiß ja nicht, an was Du schon wieder denkst, Princesa, aber ich meinte eigentlich ein gemütliches Abendessen am Plaça d'Espanya mit dem Besuch der angeblich wunderschönen Wasserspiele.“
Monja stieß ihn sanft mit dem Ellbogen in die Rippen.
„ Du … Okay, ich … Mir fällt dazu jetzt einfach nichts ein. Lass uns diesen Salvatore besuchen und weiterschauen. Aber Dein Vorschlag für heute Abend klingt wirklich sehr verlockend.“
Am Weg zur U-Bahn ließ Monja seine Hand nicht mehr los. Sie wusste selbst nicht, ob es das frühlingshafte Wetter, die Schmetterlinge im Bauch oder einfach die anscheinende Ruhe vor der Bruderschaft war, sie fühlte sich unbeschwert, wie schon lange nicht mehr. Die Aufregungen der letzten Wochen waren etwas in Vergessenheit geraten.
Bis sie mit der U-Bahn und dem Bus die Kirche auf dem Berg erreichten, bekam Eric noch einen Vortrag über die Geschichte Barcelonas und einige Informationen über die Kirche Sagrat Cor.
Als sie ausstiegen und vor sich die beeindruckende Kirche sahen, blieben sie ehrfürchtig davor stehen und staunten.
„ Barcelona ist unter anderm für seine eindrucksvollen Kirchenbauten berühmt.“
„ Ach wirklich, Princesa?“
Rechter Hand war der Eingang zum Vergnügungspark, der aber menschenleer war. Umsomehr Touristen standen vor der Kirche, fotografierten und sprachen in allen möglichen Sprachen.
„ Wie war das, es gibt zwei Eingänge und die Möglichkeit, bis zur Statue hinauf zu fahren?“
Die zwei Kirchen waren leicht zu unterscheiden. Der untere Teil war in bräunlichen Tönen mit Verzierungen gestaltet. Über dem Eingang war ein halbrundes Gemälde, dass Jesus in der Mitte zeigte, umringt von Personen. Auf dieser Kirche stand die fast runde Basilika, in hellgrauen schlichten Stein, die einen deutlichen Kontrast bot. Am beeindruckendsten war aber die Jesus-Statue, die mit ausgestreckten Händen an der Spitze des mittleren Turms stand und über Barcelona auf das Meer hinaus blickte.
„ Genau, Eric. Vor uns siehst Du den Eingang zum unteren Teil, eine Krypta. Oben befindet sich der Kirchentempel. Mit einem Aufzug kann man bis zur Jesusstatue hinauffahren, dann noch einige Stufen und Du stehst zu den Füßen Jesu. Die Statue bezieht sich nicht nur auf den Namen der Kirche, auf Deutsch Herz-Jesu-Sühnekirche, sondern auch auf den Namen des Berges Tibidabo. Der Name geht zurück auf eine christliche Legende, in welcher der Teufel Jesus mit den Worten ‚Omnia haec tibi dabo‘ in Versuchen bringen will.“
„ Omnia was?“, fragte Eric nach.
“ Übersetzt heißt es: Dies alles werde
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