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Occupy Economics

Occupy Economics

Titel: Occupy Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Josef Hoffman
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nicht so ist, wie er im bereits erwähnten Positionspapier beschrieben wird:
    »Der Markt ist deshalb nichts anderes als ein Oberbegriff für die millionenfache und unter den Bedingungen der Globalisierung milliardenfache dezentrale direkte und indirekte Kooperation von einzelnen Menschen.«
    Daran ist fast alles falsch. Käufer und Verkäufer kooperieren nicht, sie tauschen Ware gegen Geld – und das zumeist öffentlich, wie beim täglichen millionenfachen Einkauf im Supermarkt. Auf dem Markt stehen sich zwei Egoisten gegenüber, der eine mit Ware, der andere mit Geld. Beide geben das Ihre nur her, wenn ihnen das Gegenüber etwas Gleichwertiges gibt.
    Die Verwendung des Gekauften, der Hose, des Gemüses, der Kartoffeln, geschieht dann privat in Haushalten oder sonst wo in der Privatsphäre, genau so, wie die Herstellung dieser Güter privat erfolgt ist – zum Beispiel unter Einsatz privater Kräfte in privaten Immobilien. Der Staat agiert ebenfalls in Privatbesitz, auch wenn viele seiner Einrichtungen öffentlich sind. Aber genau so, wie der Markt rein egoistisch organisiert ist, ist das Hinterland intern weitgehend altruistisch organisiert. Das gilt nicht nur für das Geschenk, das man vorher als Egoist am Markt erworben hat, und das man dann ohne Gegenleistung weitergibt, das gilt auch für die Zusammenarbeit, die Kooperation innerhalb der Familie, innerhalb des Haushalts, innerhalb eines Büros oder innerhalb eines Betriebes. Der Altruismus in der kleinen Gruppe ist beim Menschen genetisch verankert. Die »kleine Gruppe«, das sind die Menschen, mit denen man täglich zusammen ist, die man täglich trifft, wo man sich gegenseitig hilft – und zwar nach innen und nach außen.
    Das, was wir landläufig unter Marktwirtschaft verstehen, ist der Gesamtvorgang des wirtschaftlichen Prozesses, das Herstellen, Lagern, Verkaufen und Kaufen. Aber die landläufigen Vorstellungen sind leicht fehlerhaft, denn der Begriff »Marktwirtschaft« trifft nur für einen Teil des Vorgangs zu, nämlich den, wo der Tausch, wo die Transaktion stattfindet. Der Kern der Marktwirtschaft ist eine Tauschwirtschaft. Der andere Teil gruppiert sich als Anbieter oder Abnehmer darum herum, aber deren Tätigkeit ist weitgehend vom Markt selbst abgekoppelt, ist sozusagen deren »Umland«, wenn man die Dinge Marktzentrisch betrachten will. Im Umland befinden sich Haushalte, Betriebe und Institutionen. Dort wird organisiert, produziert, werden Leistungen erbracht, aber auch verbraucht, wird gelebt, dort wird nicht getauscht, sondern kooperiert.
    2.3 Das »Hinterland« – die Privatsphäre – der Kapitalismus
    Die Erläuterung des Begriffs »Hinterland«: Man könnte – wie erwähnt – auch Umland, Umgebung oder Privatsphäre dazu sagen. Das Hinterland ist im Grunde alles, was nicht Markt ist. Das Hinterland ist das organisierte oder unorganisierte private Leben der Menschen, die Haushalte, die Betriebe, die Organisationen, die Vereine, der Staat und seine Institutionen, Schulen, Universitäten, Kindergärten, einfach alles außerhalb der Märkte. Auf den Märkten gelten die Gesetze des Tausches, der Gleichgewichtigkeit, die rechnerische Strenge des Geldes, die Entscheidungsfreiheit, sprich die Freiheit, etwas anzubieten oder nicht, etwas zu kaufen oder nicht. Im Hinterland gelten andere Gesetze. Wer mit anderen zusammenlebt oder arbeitet, rechnet nicht auf, wird nicht bezahlt, fühlt sich geborgen, verstanden, unterstützt, verlassen, vernichtet. Im Hinterland gelten die Verträge, die zuvor auf den Märkten geschlossen wurden – manchmal ein Leben lang, so wie Arbeitsverträge. Aber auch Ehen, Freundschaften, verwandtschaftliche Verhältnisse, nachbarliche Freund- und Feindschaften, Mitgliedschaften, organisierte Strukturen, wie die Ligen des Fußballs. Im Hinterland gibt es das Wetter, die Tageszeiten, die Jahreszeiten, den Glauben, die Verehrung, die Lust.
    Das Hinterland ist zu einem guten Teil privat und sogar persönlich. Es ist nicht marktwirtschaftlich, sondern hauswirtschaftlich und nicht-wirtschaftlich. Man kann es sich an einem Extrembeispiel klarmachen: Ein erfolgreicher Unternehmer und deshalb schuldenfreier Villenbesitzer sitzt auf seiner Terrasse und bewundert seinen gepflegten Park. Da spielt es keine Rolle, was die Pflege des Parks kostet. Es war ja schließlich sein Ziel, Freiheit, Schönheit, Unabhängigkeit zu realisieren. Wenn er die Dinge kaufmännisch betrachten würde, würde er die Verschwendung sofort beenden und den

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