Occupy Economics
Kapitalismus gehört zur Haus- und Betriebswirtschaft, dort wo das Eigentum liegt. Öffentlich und privat sind strikt getrennt.
Am Beispiel Gaststätte lässt sich auch gut darstellen, was es bedeutet, wenn man sagt, etwas »ist auf dem Markt«. Das ist klärungsbedürftig, weil die Vorstellung, wann etwas »auf dem Markt« ist, häufig zu undifferenziert ist. Alleine das Nachdenken darüber, zum Beispiel, ob ich eventuell mein Auto verkaufen würde, bringt mein Auto noch nicht »auf den Markt«. Erst wenn mein Entschluss feststeht, es eventuell verkaufen zu wollen; wenn mir jemand meine Preisvorstellungen bezahlt; wenn ich eine Anzeige schalte in der Zeitung oder auf mobile.de; oder wenn ich das Auto auf einen Gebrauchtwagenmarkt stelle; oder wenn ich einen Gebrauchtwagenhändler oder einen Freund anrufe, der schon mal gesagt hat, dass er es eventuell kaufen würde – erst eine oder mehrere dieser Taten bringen eine Sache auf den Markt. Der Markt, das ist das konkrete Angebot, die konkrete Positionierung von Ware und Preis, also Tauschwert, das eventuell auf dem Markt auf eine Nachfrage oder einen Nachfrager treffen kann. Dasselbe gilt natürlich für mein Haus oder mein Fahrrad. Nicht alle Wohnhäuser sind auf dem Markt für Wohnhäuser, sondern nur die, die dort konkret angeboten werden.
Zurück zur Gaststätte. Der Wirt als Kaufmann muss sein Speiseangebot planen und entsprechende Vorräte einkaufen, frisch oder tiefgefroren. Wenn er mittags die Seezunge auf die Speisetafel schreibt, ist die Seezunge auf dem Markt. Wenn er im Lager außerdem noch Lachs oder Thunfisch vorrätig hat, so sind beide erst dann auf dem Markt, wenn sie in Form des Angebots auf der Tafel das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben. Ansonsten sind sie Teil der Betriebswirtschaft und noch nicht Teil der Marktwirtschaft. Die Betriebswirtschaft ist Teil der Privatsphäre und unterliegt der privaten Disposition. Der Wirt kann damit machen, was er will, er kann darüber entscheiden, wie er will. Mit dem Angebot auf dem Markt ist das nur noch eingeschränkt möglich. Nimmt er eine Bestellung an, ist er an sein Preisangebot gebunden. Natürlich kann er das Angebot jederzeit vom Markt nehmen, es von der Tafel streichen.
Ein weiterer Einwand könnte jetzt sein, dass es sich bei dem Lokal doch wohl nicht um einen Markt handelt. Das ist richtig. Das Lokal ist Teil eines Marktes beziehungsweise vieler Märkte. Schließlich gibt es noch andere Gaststätten, also Wettbewerber auf dem Markt der Gaststätten. Wer mit dem Wunsch, eine Seezunge essen zu wollen, in eine Stadt geht, geht nicht selten von Gaststätte zu Gaststätte oder Restaurant und studiert die Speisekarten, die am Eingang angebracht sind. Er verschafft sich Marktübersicht und entscheidet dann. Bei dieser Betrachtung lässt sich erkennen, dass nicht nur die Angebote von Seezunge zueinander im Wettbewerb stehen, sondern dass diese Angebote allesamt wieder mit den übrigen Angeboten auf den Speisekarten im Wettbewerb stehen. Hier stehen sozusagen die Märkte zueinander im Wettbewerb, die Würste, das Fleisch, der Fisch, die vegetarischen Angebote et cetera. Der Ökonom nennt den Wettbewerb der Märkte substitutiven Wettbewerb. Selbst wenn also jemand einziger Anbieter von Seezunge an diesem Tag ist, kann er sich damit immer noch nicht vom Wettbewerb verabschieden und einen unverschämten Monopolpreis verlangen, weil er dann seine Seezunge erst gar nicht aufzutauen braucht. Sie wird unverkäuflich. Und selbst wenn die Gaststätte sich nicht in einer Stadt befindet, sondern irgendwo die einzige Dorfkneipe ist, bleibt der Wettbewerb der Speisen auf der Speisekarte untereinander erhalten. Die Preise der einzelnen Speisen müssen in Relation zueinanderstehen, müssen dem Mix der Besucher, der Kunden entsprechen, sonst wird sich die Nachfrage einseitig hin zum Billigsten verlagern.
Die weitere Betrachtung der beiden Bereiche, des öffentlichen und des privaten, entblößt noch andere Charakteristika: Der Markt ist ein Tauschplatz.
2.2 Der Markt als Tauschplatz
Auf dem Markt werden ausschließlich objektiv gleichwertige Güter getauscht. Wer eine Hose kauft, die mit dem Preis 100 Euro ausgezeichnet ist, tauscht zwei gleichwertige Güter: eine Hose, die für beide Parteien 100 Euro wert ist, und einen Geldschein, der für beide Parteien 100 Euro wert ist. Eine genauere Betrachtung dazu folgt weiter unten. Aber wichtig ist an dieser Stelle die Feststellung, dass der Markt ein Tauschplatz und
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