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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Szene vor mir, den Krankenwagen, die Trageliege, Simons ungläubigen Blick, den er nicht hatte abschütteln können, bis wir später am Abend endlich zurück in Winter Harbor waren. »Jedenfalls jetzt noch nicht. Kannst du ihr das bitte klarmachen? So etwas gelingt nur dir.«
    »Mach dir keine Gedanken. Big Papa lässt seine Magie spielen.«
    »Danke. Ich muss jetzt auflegen. Sag ihr bitte, dass ich sie morgen wieder anrufe.«
    »Eltern!«, kommentierte Paige, als ich das Handy in den Becherhalter steckte.
    »Nein, Mütter. Dad ist ein wahrer Heiliger, aber mit Mom hat man alle Hände voll zu tun.«
    »Kann ich nachfühlen. Warte nur, bis du Raina kennenlernst – dafür wären nicht mal King Kongs Hände groß genug.« Sie beugte sich vor und wischte die beschlagene Windschutzscheibe mit ihrer Kellnerschürze ab.
    »Sorry.« Ich duckte mich, um unter der Dunstschicht durchzuschauen, die sofort wieder erschien, sobald Paige sie weggewischt hatte. »Der Wagen fährt besser, als er aussieht. Die Heizluft ist das Einzige, was nicht funktioniert. Ach ja, und die Klimaanlage. Der Tankdeckel steckt auch gern mal fest, und hinten lässt sich ein Fenster nicht mehr runterkurbeln.«
    »Wer braucht schon ein funktionierendes Hinterfenster? Und überhaupt – machst du Witze? Es war supernett von dir, mich nach Hause zu fahren.«
    »Ich bin froh, wenn ich helfen kann.«
    »Was hat Zara sich nur dabei gedacht? Schau dir das Wetter da draußen an!« Sie schüttelte den Kopf. »Bald wird sich beim Restaurant eine Schlange gebildet haben, die einmal um das Haus reicht, und sie lässt mich einfach allein und verschwindet? Uns bleiben geschätzte zwanzig Minuten, um sie zu finden, ins Auto zu bugsieren und zurück zum Fischerhaus zu fahren, bevor dort das Chaos ausbricht.«
    »Hat sie denn gesagt, dass sie nach Hause will?« Da Paige so entschlossen war, ihre Schwester aufzuspüren, erwähnte ich lieber nicht, dass ich heimlich auf einen Fehlschlag hoffte. Zwar war mir klar, dass der Restaurantumsatz darunter leiden würde, wenn Zara nicht kellnerte, aber andererseits hatte ich keine Lust, die Explosion mitzuerleben, wenn die beiden aufeinandertrafen. Außerdem würde ein Misserfolg hoffentlich dazu führen, dass wir Zara den restlichen Tag suchten, was mich erfolgreich davon ablenken würde, über Justine nachzudenken.
    »Sie hat nur gesagt, dass sie noch was erledigen muss und schnell wieder zurück ist. Das war vor zwei Stunden. Würdest du das als schnell bezeichnen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Sie beugte sich vor und spähte durch die beschlagene Scheibe. »Da draußen sieht es aus wie der Weltuntergang.«
    Ich kurbelte mein Fenster herunter, um einen besseren Blick zu bekommen. Nach meilenlanger Fahrt auf schmalen Schlängelstraßen hatten wir schließlich eine große Lichtung erreicht, die sich hügelförmig aus dem umgebenden Wald erhob. Mitten auf der Hügelkuppe stand ein zweistöckiges, türkis gestrichenes Haus. Es war von Rosenbüschen umgeben, deren abertausend Blüten in jeder denkbaren Farbe leuchteten. Die Blumenmenge war so riesig, dass der süße Duft bis ins Auto drang.
    »Das ist doch lächerlich. Ich renne jetzt los.« Paige zog sich die Kapuze ihrer Jacke über den Kopf, wodurch ein Tropfenschauer auf das Armaturenbrett niederregnete. Sie drückte den Türgriff nach unten und fragte: »Hast du eigentlich eine Schwester?«
    Ich öffnete schon den Mund, um ja zu sagen … und dann klappte ich ihn wieder zu. Weil ich nicht wusste, was ich antworten sollte. Hatte ich eine Schwester? Oder war ich in dem Moment zu einem Einzelkind geworden, als Justines Körper bei den Chione Cliffs aufs Wasser aufschlug?
    Zum Glück ließ der Regen in diesem Moment ein bisschen nach, und Paige rannte los. Ich kurbelte das Fenster wieder hoch, stellte den Motor aus und lief hinterher. Als ich die ersten Rosensträucher erreichte, wurde ich ein wenig langsamer. Hier waren die Blüten dunkelrot und mit gelben Rändern gesäumt. Beim Weiterlaufen den Hügel hoch stellte ich fest, dass sämtliche Rosen wenigstens zwei Farben in sich vereinten, zum Teil auch drei oder vier. Ich hätte sie fast für künstlich gehalten, wenn sich meine Jeans nicht direkt vor dem Hauseingang an einem stacheligen Zweig verhakt hätte.
    »Denk dran, bellende Hunde beißen nicht«, sagte Paige, als ich sie erreichte. »Halte dich nur im Hintergrund, dann musst du dir keine Sorgen machen.«
    Ich nahm an, dass sie von Zara sprach, und war in Versuchung,

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