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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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passt.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Simon und hielt dem Mann sein Handy entgegen. »Sehen Sie, er hat vor kaum einer Stunde von dieser Nummer aus angerufen.«
    Ernie, der stämmige Besitzer des Bad Moose Cafés, stieß keuchend den Atem aus und wischte sich die Hände an einem fleckigen Geschirrhandtuch ab, ehe er sich zu Simon vorbeugte. »Das ist unsere.«
    »Und Sie erinnern sich nicht, dass heute jemand gefragt hat, ob er Ihr Telefon benutzen darf?«
    »Junge«, grunzte Ernie, »schau dich doch mal um. Glaubst du echt, ich würde es vergessen, wenn jemand nach dem Telefon fragt? Das wäre hier der Höhepunkt des Tages.«
    Simon und ich betrachteten beide das winzige Lokal, das bis auf ein ältliches Paar in der Ecke völlig leer war.
    »Sei nett zu den beiden, Ernie«, meinte eine Bedienung, die mit einem Tablett voller halbleerer Ketchupflaschen aus der Küche kam. »Weißt du noch, was wir neulich besprochen haben? Schon ein winzig kleines Lächeln macht den Unterschied zwischen Stammkunden und solchen, die nie wieder auftauchen.«
    Ernie warf uns ein kurzes, unechtes Lächeln zu, bevor er das Handtuch über die Schulter warf und sich in die Küche absetzte.
    »Tut mir leid. Ernie lebt immer noch in dem Glauben, dass es den Leuten nur ums Essen geht, wenn sie in ein Lokal kommen.« Die Kellnerin setzte ihr Tablett ab und lächelte. »Versuchen wir es also von vorne. Willkommen im Bad Moose Café. Ich bin Melanie. Was kann ich an diesem schönen Tag für euch tun?«
    »Melanie«, sagte Simon, »wir sind auf der Suche nach meinem Bruder. Er hat vor einer guten Stunde von hier aus angerufen. Kannst du dich erinnern, ob jemand darum gebeten hat, euer Telefon benutzen zu können?«
    Sie dachte mit schmalen Augen nach. »Nö … aber das kann daran liegen, dass er gar nicht gefragt hat, weil niemand hier war. Ernie hat den ganzen Morgen vor der Ellen-DeGeneres-Show geklebt, und ich habe diese nervige Nikotinsucht, so dass ich mehrmals in der Stunde vor die Tür muss.«
    Beeil dich, Vanessa …
    »Hast du ihn dabei vielleicht gesehen?«, fragte ich. »Er ist sechzehn, über eins achtzig groß, hat dunkelblondes Haar und braune Augen.«
    »Heute gab es hier nur ein männliches Wesen, abgesehen von Ernie und Mr Mortimer.« Sie blinzelte in Richtung des Mannes in der Ecke. »Beim Alter bin ich mir nicht sicher, aber sein Haar war jedenfalls dunkelbraun – kein bisschen blond – und ziemlich unordentlich. Na ja, viel konnte ich davon nicht erkennen, weil er die ganze Zeit seine Kapuze übergestülpt hatte.«
    »Ist dir sonst noch was aufgefallen?«, fragte ich.
    »Nur seine Freundin, gegen die ich mir ungefähr so attraktiv vorkam wie ein Kieselstein«, meinte sie und steuerte mit einer Kaffeekanne auf das Ehepaar zu. »Ich schwöre euch, wenn heute meine Schicht vorbei ist, gehe ich zu den Weight Watchers, färbe mir das Haar pechschwarz und bestelle mir getönte Kontaktlinsen.«
    Mir blieb fast die Luft weg. Ich konnte nicht einmal einen Blick auf Simon werfen. »Was für Kontaktlinsen denn?«
    Sie legte mit einem theatralischen Seufzer die Hand an die Brust. »Silber.«
    Simon und ich standen so eng beieinander, dass ich fühlen konnte, wie sich sein ganzer Körper versteifte.
    »Und damit meine ich nicht die Farbe von altem Besteck«, wie zur Demonstration hielt sie eine Gabel hoch, »sondern poliertes Silber, magisches Silber, weihnachtliches Lametta-Silber.«
    »Haben die beiden zufällig erwähnt, wohin sie unterwegs sind?«, wollte Simon wissen.
    »Sie haben kein einziges Wort gesagt. Er hat was gegessen, seine Freundin nicht, und als ich von meiner zweiten Zigarette zurückkam, waren sie schon weg.«
    »Danke für die Hilfe«, sagte ich und stürzte Simon hinterher.
    Während wir ins Auto sprangen und vom Parkplatz rasten, versuchte ich, ruhig zu bleiben und einen klaren Kopf zu behalten. Ich wusste nicht, wieso ich sie hören konnte und ob ich mich von ihr beeinflussen lassen sollte … aber Justine hatte gesagt, wir müssten uns beeilen. Wenn ich nur empfangsbereit blieb, vielleicht ließ sie uns dann auch wissen, in welcher Richtung Caleb unterwegs war.
    »Sie sagt einfach nichts«, stöhnte ich ein paar Minuten später.
    Simon warf mir einen Blick zu. »Wer?«
    Ich starrte wortlos aus dem Fenster und wünschte mir, die dunkelgrüne Wand aus vorbeihuschenden Kiefern ließe sich zurückspulen, damit ich diesen Moment löschen konnte. Ich hatte nicht vorgehabt, Justine laut zu erwähnen; die Worte

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