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Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung

Titel: Ocean Rose Trilogie Bd. 3 - Erfüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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warten zu müssen, bis sie dich in Gedanken ansprechen? Du willst diese Gabe gezielt ein- und ausschalten können.«
    Ja, natürlich wollte ich das wissen … irgendwann einmal. In einer fernen Zukunft. Jetzt war jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    Leider fielen mir keine überzeugenden Argumente ein, um Charlotte rechtzeitig zu stoppen, und als sie weitersprach, wurde meine Neugier schnell so groß, dass ich es gar nicht mehr versuchte.
    »Um nach der Gedankenstimme einer Person lauschen zu können, musst du ihre Sprechstimme gut genug kennen. Du musst sie in möglichst vielen emotionalen Augenblicken gehört haben, lachend, weinend, schreiend … und diesen Klang musst du abrufen können, so klar und deutlich, als würde die Person dir gegenüberstehen.«
    Sie brach ab und rang nach Atem. Ich wollte aufstehen, um ihr ein weiteres Glas Wasser zu holen, aber sie schob ihre Hand auf meine und hielt mich zurück.
    »Dann musst du dir einen einzigen Ton davon heraussuchen, auf den du dich konzentrierst. Lass ihn in deinem Kopf immer lauter und deutlicher anschwellen, bis seine Intensität fast unerträglich ist. Wenn du das schaffst, folgen die Gedanken der Person ganz automatisch.«
    Während ich zuhörte, musterte ich Charlottes Gesicht, aber es waren keine Hinweise zu sehen, dass sie noch schwächer wurde. Anscheinend war es ihr wichtiger, dieses Wissen mit mir zu teilen, als sich in Ruhe zu erholen. Zwar wollte ich am liebsten immer noch gehen und sie schlafen lassen … aber es konnte wohl nicht schaden, vorher ein paar Fragen zu stellen.
    »Ich habe früher schon die Gedanken von Sirenen aufgefangen«, tastete ich mich vor. »Dabei habe ich nicht bewusst nach ihnen gelauscht. Wie ist das möglich?«
    »Du meinst bei dem Kampf am Grund des Sees? Als du gehört hast, dass ich mit dir sprach?«
    Ich nickte.
    »Sirenen werden mit der Fähigkeit geboren, lautlos zu kommunizieren. Aber im Gegensatz zu der Methode, die ich gerade beschrieben habe, müssen wir dazu in Sichtweite voneinander sein. Unsere Körper spüren, dass wir von gleicher Art sind – selbst wenn es unserem Verstand nicht bewusst ist –, und stellen sich aufeinander ein. Wenn sich eine Sirene nah genug befindet, damit du sie mit ausgestreckter Hand berühren kannst, solltest du auch ohne Übung fähig sein, lautlos mit ihr zu sprechen. Dazu müssen beide sich konzentrieren und den Kontakt wollen, aber ansonsten braucht es fast keine Anstrengung. Nachdem der erste gedankliche Kontakt hergestellt ist, wird es dann immer leichter. Die Verbindung funktioniert auch über größere Entfernungen. Deshalb können wir uns in Gedanken unterhalten, selbst wenn wir uns in verschiedenen Räumen des Hauses befinden.«
    Damit war erklärt, wieso ich im Restaurant gehört hatte, dass Paige den Namen ihrer Mutter rief. Schon letztes Jahr hatte ich am Tag des Lichterfests auffangen können, wie sie den Namen ihres ungeborenen Kindes flüsterte. Und das Gleiche galt für Zara, deren Stimme ich mehrmals gehört hatte: auf dem Meeresgrund bei den Chione Cliffs und letzten Herbst am Boden des Sees.
    Aber ein anderes Erlebnis ergab noch immer keinen Sinn.
    »In den letzten Sommerferien«, sagte ich, »habe ich Justine gehört. Sie hat mit mir gesprochen, obwohl sie tot war.«
    Charlottes Mundwinkel sackten nach unten. »Ja, ich erinnere mich. Du hast im Herbst schon davon gesprochen.«
    »Aber sie war keine Sirene … oder?«
    »Nein.«
    »Wie war es dann möglich, dass sie mit mir Kontakt aufgenommen hat?«
    Charlottes Finger strichen leicht über meinen Handrücken. »War es nicht«, sagte sie. »Jedenfalls nicht auf die Weise, die du dir vorstellst.«
    Draußen vor dem Haus krachte eine Welle auf die Felsen unter uns. Ich zuckte nervös zusammen.
    »Was ich dir jetzt sagen muss, ist wahrscheinlich schwer zu verstehen«, fuhr Charlotte fort, »und noch schwerer zu akzeptieren. Möchtest du es trotzdem hören?«
    Mit klopfendem Herzen suchte ich mir einen bequemen Platz auf dem Bett, denn anscheinend würde die Erklärung länger dauern. »Ja. Bitte.«
    »Die Stimme, die du gehört hast, mag genauso vertraut geklungen haben wie in den siebzehn Jahren eures gemeinsamen Lebens, aber trotzdem war es nicht deine Schwester, die mit dir gesprochen hat.« Sie machte eine Pause, damit ich mich an diesen Gedanken gewöhnen konnte. »Du warst es selbst.«
    Das Pochen in meiner Brust setzte einen Moment aus.
    »Wann immer Justine mit dir zu sprechen schien, warst

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