Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
protestierte ich schnell und fühlte, wie sich die Röte von meinem Gesicht über den Hals bis zur Brust ausbreitete. »Parker bedeutet mir nichts.«
»Vielleicht nicht auf der emotionalen Ebene, zumindest noch nicht, aber rein körperlich?«
Ich wollte erneut alles abstreiten, doch da beugte sie sich vor und legte eine Hand auf mein Knie.
»Du fühlst dich in seiner Nähe besser, nicht wahr? Wenn er deinen Namen sagt oder dich berührt? Dann ist es egal, wie durstig und erschöpft du eben noch warst?«
Ich ließ mich tiefer in das Sofa sinken und erinnerte mich daran, wie Parker mein verletztes Bein im Pavillon berührt hatte, wie wir auf der Yacht nebeneinandergelegen und auf dem Sprungbrett gestanden hatten. Ich erinnerte mich an seine Umarmung auf der Bank vor dem Krankenhaus. So ungern ich es auch zugeben mochte – besonders vor mir selbst –, konnte ich doch nicht leugnen, dass ich mich von ihm angezogen fühlte. Und genau wie Willa beschrieben hatte, fühlte ich mich jedes Mal gesünder, stärker und seltsam erregt, wenn wir uns nah waren.
»Das ist die Wirkung deines Sirenenzaubers, Vanessa«, sagte sie sanft. »Du selbst merkst wahrscheinlich gar nicht, dass du körperliche Signale aussendest, aber trotzdem tust du es die ganze Zeit. Und jedes Mal, wenn er darauf reagiert, hat das eine positive Wirkung auf deine Fähigkeiten und deinen Körper. Je mehr er sich von dir angezogen fühlt, desto größer wird gleichzeitig deine Macht.«
Ich wollte nicht, dass meine Macht größer wurde. Vor allem nicht, wenn ich dafür Dinge mit Parker anstellen musste, die ich nur für Simon reserviert hatte. »Aber ich habe einen festen Freund. Was ist mit ihm?«, fragte ich und ließ das Ex absichtlich unter den Tisch fallen. »Ich liebe ihn, und …«
»… er liebt dich. Wenn er diese Gefühle schon vor deiner Verwandlung hatte, dann wirkt dein Sirenenzauber nicht auf ihn.«
Sie machte eine Pause, als sei ihr klar, dass sie mir gerade eine meiner brennendsten Fragen beantwortet hatte, und ich war dankbar für die Gelegenheit, diese Information sacken zu lassen. Denn wenn ihre Behauptung stimmte, dann liebte mich Simon tatsächlich. Er liebte mich. Seine Gefühle waren nicht bloß eine Illusion, gegen die er sich nicht wehren konnte.
Allerdings spielte das inzwischen keine Rolle mehr.
»Deshalb fühlt es sich anders an, mit Simon zusammen zu sein als mit Parker«, fuhr sie nach einem Moment fort. »Dein Freund mag auf der emotionalen Ebene für dich wichtig sein – aber mehr kann er dir nicht geben.«
Ich schloss die Augen und versuchte, das Gedankenkarussell in meinem Kopf zum Stehen zu bringen. »Und Charlotte? Als sie meinen Vater kennengelernt hat …«
»Damals war sie schon sehr schwach. Sie musste etwas tun, bevor ihr Körper ganz versagte. Aber sie wehrte sich gegen das, was von ihr verlangt wurde. Sie war nicht bereit dazu.« Willa seufzte. »Deine Mutter hätte lieber ihr eigenes Leben geopfert, als das eines anderen aus der Bahn zu werfen.«
»Aber dann hat sie es doch getan«, stellte ich fest.
»Ja, weil nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr war. Es gibt Tausende von Sirenen überall auf der Welt, die in kleinen Clans an den Meeresküsten leben. Die Familien von Winter Harbor sind recht mächtig – was manchmal ein Fluch ist und manchmal ein Segen –, jedenfalls nehmen sie ihr Prestige sehr ernst. Als sich herumsprach, dass Charlotte ihre angeborenen Fähigkeiten einfach wegwerfen wollte, gab es Drohungen, die sich nicht nur gegen sie persönlich richteten, sondern auch gegen ihre Familie, ihre Freunde … jeden, den sie kannte. Die Clans sind meistens so klein, dass der Verlust eines einzigen Mitglieds sich auf die Zukunft aller auswirken kann. Deshalb haben die anderen Sirenen es als persönlichen Affront aufgefasst, als sie sich weigerte, ihre Kräfte einzusetzen. Am Ende blieb ihr nur die Wahl, entweder ihre Fähigkeiten zu benutzen und das Leben einer einzigen Person aufs Spiel zu setzen, oder in aller Stille zu sterben und damit womöglich Dutzende in Gefahr zu bringen.«
»Also hatte Dad einfach nur das Pech, zur falschen Zeit in ihren Laden zu spazieren?«
»So unglaublich es für dich klingen mag, aber ja, mehr steckte nicht dahinter.«
Unglaublich war eine Untertreibung. »Wieso hat es funktioniert? Er liebte meine Mutter – Jaqueline. Das weiß ich genau. Ist Liebe nicht die einzige Möglichkeit, wie ein Mann dem Sirenenzauber widerstehen kann?«
»Auf die meisten Männer
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