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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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zu verraten brauchte, wen oder was ich gestern im Café gesehen hatte.
    »Mir geht es genauso.« Sie streckte sich auf dem Bett aus und presste sich ein Kissen gegen die Brust. »Manchmal macht mir der Gedanke solche Angst, dass ich hier stundenlang wach liege. Ich warte darauf, dass sie wie Phantome am Fenster auftauchen oder aus dem Schrank springen.«
    Ich zog die Brauen zusammen und musste an die unzähligen Nächte denken, wo es mir in diesem Zimmer genauso gegangen war, nur dass ich mich damals vor Monstern unter dem Bett gefürchtet hatte und Justine bei mir gewesen war, um mich zu beruhigen.
    »Weißt du, was ich mir in diesen Momenten immer sage?«, fragte Paige.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Oma Betty würde Bescheid wissen. Sie könnte die beiden hören oder ihre Nähe spüren. Und sie würde mich rechtzeitig warnen. Aber Oma Betty ist ganz sicher, dass sie nichts von den beiden gehört hat, seit …«
    »Seit der Hafen zugefroren ist.« Ihre überraschte Miene ließ mich hinzufügen: »Betty und ich haben kurz darüber gesprochen, als du mit Oliver Frühstück geholt hast. Mir hat sie genau das Gleiche gesagt.«
    »Oh.« Sie schob das Kissen tiefer und fuhr mit einem Finger die gestickten Blumenranken entlang. »Habt ihr noch über andere Dinge gesprochen?«
    »Nicht wirklich.« Jetzt war kaum der passende Zeitpunkt, Paige zu enthüllen, wonach ich Betty gefragt hatte. »Um ehrlich zu sein, kam sie mir ein bisschen … seltsam vor.«
    Unsere Blicke trafen sich. »Wie meinst du das?«
    »Ich weiß auch nicht. Sie wirkte erschöpft … distanziert. Nicht ganz wie sie selbst. Ist dir nichts aufgefallen?«
    »Nein. Aber es wundert mich nicht, schließlich muss sie sich von einer Menge erholen, was körperlich und seelisch schwer zu ertragen war.« Und nur halb im Ernst fügte sie hinzu: »Vielleicht sollte sie auch ein Tagebuch führen.«
    Ich lächelte und fragte: »Hattest du das Gefühl, dass mit Oliver alles in Ordnung ist? Er kam dir nicht ungewöhnlich abweisend vor?«
    Sie dachte darüber nach. »Ich hatte den Eindruck, dass er sie noch mehr beschützt und abschirmt als sonst. Aber das fand ich eher rührend, statt mir deshalb Sorgen zu machen.«
    »Du hast recht. Es ist toll, dass die beiden füreinander da sind. Und Betty scheint es zumindest körperlich überraschend gutzugehen. Sie hat letztes Wochenende so viel kräftiger und gesünder gewirkt als am Ende der Sommerferien.«
    »Na ja, schließlich ist sie Winter Harbors Super-Seniorin.«
    Ich zwang mich, die nächste Frage zu stellen, bevor ich den Mut dazu verlor. »Weißt du, ob sie eine bestimmte Methode benutzt, um wieder zu Kräften zu kommen? Vom Schwimmen mal abgesehen?«
    »Du meinst, abgesehen von acht Schwimmrunden am Tag? Glaube ich kaum. Da bleibt nicht viel Zeit für Joga oder Gewichtheben.«
    »Keine spezielle Diät, Vitamine, Nahrungsergänzungspillen?«
    Ich hatte auf einen Tipp gehofft, wie ich selbst meine Kräfte aktivieren konnte, aber mit der letzten Frage war ich zu weit gegangen. Paige zog die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf schräg.
    »Nicht dass ich wüsste. Warum?«
    Ich wurde rot. »Ach, nur so. Ich wollte einfach …«
    »Klopf, klopf!«
    Dieses Mal zuckten wir beide zusammen. Anscheinend hatte ich die Tür nur angelehnt, denn Mom steckte den Kopf herein, ohne richtig zu klopfen oder auf eine Antwort zu warten.
    »Morgen, Mädels«, trällerte sie. »Ich wollte euch nur wissen lassen, dass unten ein leckeres Frühstück und jede Menge Spaß auf euch warten.«
    »Danke, Mom. Wir kommen gleich.« Ich horchte, bis sie die Treppe hinunter gegangen war, dann wandte ich mich wieder Paige zu, um irgendeine lahme Begründung zu murmeln, warum ich sie über Bettys geheimes Fitnessprogramm ausgefragt hatte. Aber sie stand schon vom Bett auf und griff nach ihrem Morgenmantel.
    »Ich habe Riesenhunger. Macht es dir was aus, wenn wir zuerst essen und uns dann weiter unterhalten?«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. »Überhaupt nicht.«
    Im Flur rannte sie regelrecht auf die Treppe zu, die zur Küche führte. Ich wollte ihr folgen, doch da weckte etwas am gegenüberliegenden Fenster meine Aufmerksamkeit.
    Ein kurzes Aufblitzen von Silber.
    »Vanessa? Kommst du?«
    Ich warf Paige ein flüchtiges Lächeln zu und zeigte aufs Badezimmer. »Bin nur mal schnell weg.«
    Sobald ihre Schritte auf der Treppe verklangen, lief ich auf das Fenster zu, das sich am Ende des Flurs befand. Bestimmt hatte sich nur die Sonne in einem

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