Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)
wich zurück. »Ihr könnt mich auf dem Handy erreichen, wenn ihr euch entschließt, zur Abwechslung mal ein echtes Gespräch zu führen.«
K APITEL 14
A uf dem Weg zur Kaffeebohne entschied ich, dass ich Dad zur Rede stellen musste. Er hatte schließlich Schuld an der unangenehmen, peinlichen Situation, von der alle so taten, als gäbe es sie nicht. Natürlich wäre ich ohne seinen Seitensprung gar nicht auf die Welt gekommen, aber wenn man bedachte, was dadurch ausgelöst worden war, hätte ich diesen Austausch nur fair gefunden. Wäre ich nie geboren worden, hätten Mom und Dad eine normale, glückliche Ehe führen können. Justine wäre immer noch am Leben. Und zur Halloweenzeit würden sie Kürbisköpfe schnitzen, weil sie tatsächlich Zeit miteinander verbringen wollten und nicht, um die Fassade einer Bilderbuchfamilie aufrechtzuerhalten.
Aber damit war jetzt Schluss. Ich würde mir Dad vorknöpfen, ihm ins Gesicht sagen, was ich alles wusste, und dann würden wir darüber reden, was siebzehn Jahre lang unter den Teppich gekehrt worden war.
Doch jetzt wartete Simon auf mich.
Er saß mit dem Rücken zum Caféeingang an einem Ecktisch. Erleichtert stellte ich fest, dass nur wenige Plätze besetzt waren. Ich lief zu ihm, warf ihm die Arme um den Hals und presste meine Wange an seine.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich zu sehen«, sagte ich.
Er schaute lächelnd zu, wie ich mich hinsetzte, aber danach wurde seine Miene schnell wieder besorgt. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er, während sein Blick von meiner feuchten Stirn zu meinem noch feuchteren Kinn wanderte.
Erst jetzt wurde mir mein neuer Schweißausbruch bewusst, so dass ich peinlich berührt nach einer Serviette griff und mir das Gesicht abwischte. »Schon besser, stimmt’s?« Als er noch mehr die Stirn runzelte, fügte ich hinzu: »Nur ein weiteres kleines Familiendrama. Mom versucht die Vergangenheit wiederzubeleben, in dem sie Voodoobeschwörung mit Herbstkleidung vollführt, und Dad unterstützt sie in ihren Psychotrips, anstatt sie endlich ins Hier und Jetzt zu befördern. Du weißt schon – ein typischer Samstag bei der Familie Sands.«
Er legte eine Hand auf meine, die zwischen uns auf dem Tisch ruhte, umschloss sie mit den Fingern und streichelte mit dem Daumen meine Handfläche. »Du fühlst dich sehr warm an.«
Das war eine Untertreibung. Mein Körper war so heiß, als hätte ich mich in glühenden Kohlen gewälzt. »Ich konnte es gar nicht erwarten, dich zu sehen, und bin praktisch den ganzen Weg gerannt.«
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen Lächeln, dann wurde er wieder ernst. »Paige hat mir erzählt, was gestern passiert ist.«
»Was denn?«
»Du bist ohnmächtig geworden!« Sein Blick bohrte sich in meinen. »Ich nehme an, du hast nichts davon erwähnt, damit ich mir keine Sorgen mache. Ich wollte dich dieses Wochenende darauf ansprechen, wenn du mich besuchen kommst, aber dann hast du abgesagt. Du hättest mir davon erzählen sollen. Durch die Versteckspielerei habe ich mir erst richtig Sorgen gemacht. Deshalb habe ich mich ins Auto gesetzt und bin hergekommen.«
»Tut mir leid.« Ich starrte auf unsere Hände. »So dramatisch war es gar nicht. Ich lag kaum auf dem Boden, da bin ich schon wieder aufgewacht.«
»Gewöhnlich verliert man nicht ohne Grund das Bewusstsein.«
»Ich war nur ein bisschen überanstrengt«, erwiderte ich und schaute weiter auf unsere verschränkten Finger. »In der Schule gab es viel zu tun, und dieser ganze College-Kram ist …«
»… anscheinend ein Klacks für dich.«
»Parker«, sagte ich überrascht. Ich war so erschrocken, ihn plötzlich neben unserem Tisch zu sehen, dass ich mich aufrichtete und meine Hand aus Simons zog. »Was machst du denn hier?«
»Ich hole mir meine Dosis Koffein vor dem Bewerbungstreffen.« Er nickte Simon zu. »Hi, ich bin Parker King. Im selben Jahrgang wie Vanessa.«
»Simon Carmichael. Vanessas fester Freund.«
Parker zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er wandte sich mir zu. »Wie ich von Matt gehört habe, hat das Interview mit dir ihn völlig umgehauen.«
Simons fragender Blick trieb mir neue Schweißperlen auf die Stirn. »Woher kennst du denn Matt?«
»Und wer ist Matt?«, wollte Simon von mir wissen. »Und um was für ein Interview geht es?«
»Matt Harrison«, erklärte Parker. »Hat 2000 seinen Abschluss am Bates College gemacht und ist der Kontakt für alle Bewerber von der Hawthorne Highschool. Mein Dad hat seine
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