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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Commonwealth. Zustand stabil. Meiner nicht.
    Ich drückte auf »Senden«, steckte das Handy wieder ein und ließ mich auf der Bank herunterrutschen, bis mein Kopf auf der hölzernen Rückenlehne ruhte. Blicklos starrte ich auf das flackernde Blaulicht des Krankenwagens, bis meine Augenlider zu schwer wurden, um sie offen zu halten. Dann ließ ich sie zufallen, und auch die Geräusche der Leute um mich herum, das Rauschen der Autos und das gelegentliche Hupen in der Ferne verschwanden allmählich. Alles wurde still.
    Anscheinend war ich richtig tief eingeschlafen, denn als Nächstes stellte ich fest, dass jemand neben mir auf der Bank saß. Ein Arm legte sich um meine Schultern und zog mich heran, so dass meine Wange an eine warme Brust gepresst wurde. Ganz von selbst wanderte meine Hand von seinem Bauch zu seiner Taille und blieb dort.
    Ich fühlte mich besser. Ruhiger und körperlich kräftiger. Mein Kopf war nicht mehr so vernebelt. Zwar hatte ich immer noch Durst, aber es fühlte sich harmlos an, eher so wie früher nach einem Nickerchen.
    Wenn ich in diesem Moment mein Gehirn eingeschaltet hätte, wäre mir klar gewesen, wie unwahrscheinlich es war, dass ich ganze drei Stunden geschlafen hatte. So lange hätte Simon nämlich gebraucht, um von Maine hierherzufahren. Bei Überschreitung sämtlicher Geschwindigkeitsgrenzen hätte er es vielleicht auch in zwei schaffen können, aber Mom hätte mich nie im Leben so lange hier draußen in der Kälte sitzen lassen. Erst recht nicht in ihrer augenblicklichen Rolle als effektive Manager-Mama.
    Aber ich schaltete mein Gehirn nicht ein, weil ich viel zu glücklich war, dass er bei mir war.
    »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte ich.
    »Danke, dass du mich hierhaben wolltest«, erwiderte er und schlang seinen freien Arm um meine Taille.
    Meine Augen flogen auf. Ohne mich zu rühren, starrte ich auf seinen Arm, die braune Jacke, den zerfransten Ärmel. Dann schaute ich hinunter auf den Asphalt und sah dreckige Converse-Turnschuhe.
    Das war nicht Simons Schuhmarke.
    Sondern Parkers.
    Als ich vorhin die SMS abgeschickt hatte, war ich zu erschöpft und bequem gewesen, um die Nummer aus dem Adressbuch herauszusuchen, und hatte stattdessen auf eine frühere Nachricht geantwortet. Mit meinem vernebelten Kopf hatte ich anscheinend die falsche erwischt.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte er leise nah an meinem Ohr. »Soll ich dir irgendetwas holen?«
    Geh einfach weg. Bitte, geh weg und lass mich in Ruhe.
    Doch ich sprach meine Gedanken nicht laut aus. Ich versuchte nicht einmal, auf Abstand zu gehen, denn mein Körper schien ein Eigenleben zu entwickeln und drängte sich stattdessen näher an ihn heran. Das Verlangen, ihn zu berühren, war stärker als die Alarmsignale in meinem Kopf.
    Während Parker mich fester in die Arme schloss, dachte ich an Simon. Ich liebte ihn mehr als alles und jeden auf der Welt. Wenn wir zusammen waren, fühlte ich mich vollständig.
    Aber zu meiner Überraschung hatte Parkers Nähe einen ganz ähnlichen Effekt.

K APITEL 23
    P aige würde sich erholen. Sie war sehr geschwächt und musste zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, aber die Ärzte sagten, dass sie in ein paar Tagen wieder nach Hause durfte. Ich besuchte sie jeden Morgen, während der Mittagspause und nach der Schule. Oft blieb ich so lange, bis die Pfleger mich zur Schlafenszeit von der Station warfen. Da Paige noch so schwach war, redeten wir wenig und hielten uns an harmlose Themen wie zum Beispiel das Fernsehprogramm auf dem Bildschirm über ihrem Bettende. Natürlich wollte ich wissen, warum sie versucht hatte, sich zu verwandeln, aber dieses Thema hätte sie bestimmt zu sehr aufgeregt. Auf keinen Fall sollte sie sich noch schlechter fühlen, als sie es jetzt schon tat. Sie würde mir bestimmt alles erzählen, wenn sie dazu bereit war, und als ihre Freundin würde ich geduldig darauf warten.
    Andererseits hinderte mich das nicht, auf andere Weise nach Antworten zu suchen. Aus diesem Grund stand ich am folgenden Samstag schon vor Morgengrauen auf, legte Mom und Dad einen Zettel hin, auf dem etwas von einem ganztägigen Lerntreff stand, und fuhr nach Winter Harbor.
    Es war kaum eine Woche her, dass ich auf Parkers Yacht aufgewacht war, aber die Stadt sah aus, als seien Monate vergangen. Die Bäume waren fast kahl, und die bunten Blätter lagen als brauner Teppich auf dem Boden. Der Himmel war grau, die Sonne verbarg sich hinter einer tiefhängenden Wolkendecke. Da die

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