Oceano Mare - Das Märchen vom Wesen des Meeres
überhaupt nicht zerfällt. Technisch gesprochen. Er führt geradeaus weiter, ohne Verzögerungen, ohne jede noch so schmale Gabelung, nichts. Kerzengerade. Das sehe ich selbst. Aber das Problem, laß es Dir gesagt sein, liegt nicht hierin. Es ist nicht dieser Weg aus Erde, Staub und Steinen, von dem wir sprechen. Der in Frage stehende Weg ist ein anderer. Er verläuft nicht draußen, sondern innendrin. Hier drinnen. Ich weiß nicht, ob er Dir gegenwärtig ist: mein Weg. Jeder hat einen, das weißt Du selbst, der Du schließlich kein Außenstehender bist bei der Planung dieser Maschine, die wir allesamt sind, jeder von uns und jeder auf seine Weise. Einen Weg hat jeder in sich, was zumeist den Auftrag dieser unserer Reise erleichtert und nur in seltenen Fällen erschwert. Dies ist nun einer jener Augenblicke, der ihn erschwert. Zusammenfassend zusammengefaßt, um den Weg handelt es sich, um den inneren, der zerfällt, er hat sich vor mir aufgelöst, der verdammte, er ist verschwunden. Das kann passieren. Glaube mir. Und es ist nicht angenehm.
Nein.
Ich glaube,
es war,
Herr, guter Gott,
es war,
glaube ich,
das Meer.
Das Meer
verwirrt die Wellen
die Gedanken
die Segelschiffe
dein Verstand belügt dich plötzlich
und die Wege
die gestern noch da waren
sind nicht mehr.
So daß ich glaube,
ich glaube,
daß Dein Einfall damals
mit der Sintflut
in der Tat
ein genialer Einfall
war.
Denn
wenn man sich
eine Sühne ausdenken will,
dann frage ich mich,
was man sich Besseres hätte
einfallen lassen können,
als einen armen Teufel
mitten in jener Flut
allein zu lassen.
Kein einziger Strand.
Nichts.
Ein Felsen.
Ein abgewracktes Wrack.
Nicht mal das.
Kein einziges Zeichen,
um zu begreifen,
wohin man
gehen soll,
wo man zum Sterben hin soll.
Also siehst Du,
Herr, guter Gott,
das Meer
ist so etwas
wie eine kleine Sintflut.
Für den Hausgebrauch.
Du stehst da,
gehst spazieren,
schaust,
atmest,
unterhältst dich,
beobachtest es,
vom Ufer aus, versteht sich,
und in der Zeit
nimmt es dir
die Gedanken aus Stein,
die
der Weg waren,
Gewißheit,
Schicksal,
und
im Gegenzug
schenkt es
Schleier,
die dir im Kopf herumwallen,
gleich dem Tanz
einer Frau,
die dich
ganz närrisch macht.
Entschuldige den Vergleich.
Aber es ist nicht leicht zu erklären,
wie es kommt, daß man keine Antworten mehr kennt,
vor lauter Aufs-Meer-Schauen.
So liegt das Problem jetzt, zusammenfassend zusammengefaßt, darin, daß ich eine Menge Wege um mich herum habe, aber keinen in mir oder, um genau zu ein, keinen in mir und vier um mich herum. Vier. Der erste: ich kehre zu Elisewin zurück und bleibe dort bei ihr, die schließlich, wenn wir so wollen, der Hauptgrund für das Zurücklegen von Wegen meinerseits überhaupt war. Der zweite: ich gehe meinen Weg weiter und begebe mich zur Pension Almayer, was zwar aufgrund der gefährlichen Nähe zum Meer kein ganz gesunder, gleichzeitig aber auch ein unglaublich schöner und ruhiger und leichter und ergreifender und endgültiger Ort ist. Der dritte: ich gehe meinen Weg geradeaus weiter, ohne die Abzweigung zur Pension einzuschlagen, und kehre nach Carewall zum Baron zurück, der auf mich wartet, denn alles in allem bin ich da zu Hause, und dort ist mein Platz. War es, zumindest. Der vierte: ich lasse alles fahren, ziehe diese schwarze und triste Robe aus, suche mir irgendeinen anderen Weg, erlerne ein Handwerk, heirate eine geistreiche und nicht besonders schöne Frau, mache ihr ein paar Kinder, werde alt und sterbe zum Schluß dank Deiner Vergebung heiter und ermattet wie jeder xbeliebige Christ. Wie Du siehst, es ist nicht so, daß ich keine klaren Vorstellungen hätte, sie sind sogar ausgesprochen klar, aber nur bis zu einem gewissen Punkt des Problems. Ich weiß ganz genau, wie die Frage lautet. Die Antwort ist es, die mir fehlt. Sie fährt, diese Kutsche, und ich weiß nicht wohin. Ich denke über die Antwort nach, und in meinem Kopf wird es finster.
So
nehme ich
diese Finsternis
und lege sie
in Deine
Hände.
Und ich bitte Dich,
Herr, guter Gott,
behalte sie bei Dir
nur eine Stunde
behalte Du sie in der Hand
die kurze Zeit, die ausreicht
das Schwarze aufzuhellen
das Schlechte aufzulösen
das mir den Kopf
verfinstert
und das Herz
mir schwärzt,
willst Du das tun?
Du könntest
Dich
auch nur
herabbeugen
es
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