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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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zu«, sagte Balilati. »Wir sind woanders hingegangen, wohin eigentlich? Es fällt mir nicht ein. Aber das ist nicht der Punkt, was spielt es für eine Rolle, wohin wir zum Schluß gegangen sind. Die Hauptsache ist, wenn es die ist, die ich glaube, daß sie es ist, Mali, dann fall ich tot um, diese Frau ist so eine Wucht, daß ich tot umfalle. Warte, du wirst sehen, was für eine Wucht, aber nicht nur eine Wucht, was man so darunter versteht, sie kann auch kochen! Mensch, und wie sie kocht! So was gibt's nicht noch mal!« Balilati fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe und bekam einen gierigen Gesichtsausdruck ins Gesicht. »Sie macht gefüllte Karotten, daß sogar die Mutter der Karotten sie nicht mehr erkennt, und ihre Bohnen, ach, wie sie würzen kann, und wenn man ihr ein Stück Fleisch gibt, was sie mit Fleisch macht! Was für ein Fleisch! Und sie ist die Mätresse von Klein? Das haut mich um!« Er wandte sich wieder dem Band zu und sagte mit hoffnungsvoller Stimme: »Na ja, vielleicht ist es ja doch eine andere.«
    Sie brachten Klein in den Sitzungsraum, Mani blieb bei ihm. Balilati hörte sich noch einmal das Band an. Sie warteten auf Eli Bachar, der losgefahren war, um die Frau zu holen.
    »Ich möchte«, sagte Michael, als sie ihm in seinem Zimmer gegenübersaß, »bitte alles genau wissen.«
    Mali Arditi schaute ihn an, und ihr Lächeln erhellte den ganzen Raum. Dann lachte sie, ein klingendes und befreiendes Lachen, das ihre runden, vollen Schultern zum Zittern brachte, die Balilati später den Satz entlockten: »Sie hat ja auch ganz schön was zu tragen!« Auch ihre großen Brüste zitterten. Dann zog sie an den Achselträgern ihres Kleides, schmalen Bändern, die straff über ihren Schultern lagen. »Eine erdbeerrote Puppe«, hatte Balilati gesagt, und Michael, als er nun die mahagonifarbenen Locken betrachtete, die sie mit der Hand zusammenhielt, während sie noch immer lachte, dachte: Balilati hat noch untertrieben. Sie gehörte zu der seltenen Sorte rothaariger Frauen, deren Haut frei war von Sommersprossen. Sie war braun und glatt, und ihre Arme – »Mousse mocca«, hatte Balilati gesagt, als er sie um die Ecke des Korridors hatte biegen sehen, »ein Hundesohn, dieser Klein, wie hat er sie nur rumgekriegt?«
    »Ich bin schon nicht mehr wütend, das geht bei mir schnell vorbei, wenn ich mich ärgere. Einen Menschen einfach mitten in der Nacht aus seinem Bett zu holen? Sie müssen mir schon genau erklären, was Sie wollen, Schätzchen.«
    Michael war wie betäubt. Er versuchte, ihre offenkundige Sexualität, die man keineswegs als billig bezeichnen konnte, zu übersehen. Sie blickte ihn fröhlich an und strich sich mit einer breiten Hand mit weißen Fingernägeln über die Wange. Er hatte das deutliche Gefühl, daß sie ihn, hätte sie ihn unter anderen Umständen getroffen, mit großem Appetit verzehrt hätte. In seinen kühnsten Träumen konnte er sich nicht vorstellen, daß eine solche Frau treu auf Klein wartete, daß sie nachts weinte, wenn er nicht kam, und alles andere, was man normalerweise annimmt, wenn von »der anderen Frau« die Rede ist. Diese Frau gehörte niemandem.
    »Wann ist er bei Ihnen angekommen?«
    »Ich sage es Ihnen gleich, nur einen Moment.« Er betrachtete ihren Hals, als sie den Kopf hob, an die Decke starrte und die Augenbrauen zusammenzog, Augenbrauen, die ein bißchen zu schmal waren für das große Gesicht. Auch sie waren mahagonifarben, wie ihr Haar. Michael betrachtete ihre Hand, die auf dem großen Ausschnitt ruhte. »Am Donnerstag war es, am Donnerstag um vier Uhr etwa.«
    »Und wann ist er von Ihnen aufgebrochen?«
    »Es ist süß, wie Sie das sagen, von Ihnen aufgebrochen. Also, er ist am Freitag aufgebrochen, wir haben vorher noch den Jungen abgeholt, er war bei einem Freund. Um halb drei hat er uns zu Hause abgesetzt und ist zu seiner Mutter gefahren.«
    »Und zwischen Donnerstag und Freitag hat er Sie nicht verlassen?«
    »Sie sind wirklich süß!« Wieder lachte sie dieses kullernde Lachen, das sich in diesem Raum im Migrasch haRussim völlig verrückt anhörte. Sie gehört nicht hierher, dachte Michael, behielt aber sein undurchdringliches Gesicht bei – wenigstens hoffte er das. Nun nahm ihr Gesicht einen ernsten Ausdruck an, als habe sie beschlossen, die Sache hinter sich zu bringen, und ihre lebhaften braunen, schrägstehenden Augen blickten ihn an, als sie antwortete: »Er war während der ganzen Zeit in meiner Sichtweite. Sie können sich

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