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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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er Ihnen schon erzählen. Dieser Russe, er heißt ...« Schatz wühlte in seinem Gedächtnis, schließlich zog er aus der Innentasche seines Anzugs einen Zettel und warf während der Fahrt einen Blick darauf, »Boris Singer heißt er, er war mit einem anderen Russen im Lager, einem Dichter, für den sich Ihr junger Mann von der Universität, Duda'i, interessiert hat. Löwenthal hat ihn nach fünfunddreißig Jahren aus einem russischen Gefängnis oder einem Lager herausgeholt, ich habe alles genau aufgeschrieben.« Schatz sprach mit der Aggressivität eines Menschen, der spürt, daß man sein Wissen in Frage stellt. »Einen Moment, ich muß mich jetzt auf den Abzweig nach La Guardia konzentrieren.«
    Beide schwiegen, bis Schatz das Auto auf einem riesigen Parkplatz abgestellt hatte. Dann lief Schatz mit schnellen Schritten voraus in die Halle, prüfte den Abflugplan und sagte befriedigt: »Sie haben noch über eine halbe Stunde, kommen Sie, ich lade Sie zu einem Drink ein.«
    Schließlich saßen sie auf zwei Hockern nebeneinander an einer Bar. Michael, der hartnäckig darauf bestanden hatte, einen Kaffee zum Bier zu bestellen, trank einen Schluck, während er Schatz betrachtete, der Whisky trank. Er überlegte, ob der andere den Whisky nur bestellt hatte, um ihn zu beeindrucken, oder ob das wirklich eine Gewohnheit von ihm war.
    Schatz räusperte sich und sagte: »Der Russe, dieser Singer, ist vollkommen fertig. Er hat was mit dem Herzen, und Löwenthal wollte nicht, daß Sie ihn treffen. Erst als ich ihm die Situation erklärt habe, nachdem ich ihm Ihren Fall geschildert habe, hat er zugestimmt. Aber er verlangt, daß Sie in kleinen Schritten vorgehen, und er will den Zeitplan bestimmen. Ich habe es so organisiert, daß er Sie abholt. Es ist ganz schön weit vom Flughafen bis zu dieser Stadt. Sagen Sie, wenn wir schon darüber sprechen, was ist das für eine Geschichte mit der Kassette, stimmt es, daß sie Beweise gelöscht hatten, und daß Sie sie selbst gelöscht haben?«
    »Nein. Wie ist Ihnen denn dieses Gerücht zu Ohren gekommen?« fragte Michael und versuchte, aus unerfindlichen Gründen, seine Aggression nicht zu zeigen.
    »Weiß nicht, ich habe eben gehört, daß es viele Pannen bei diesem Fall gegeben hat. Daß es eine volle Kassette gegeben hat, von der nur ein Satz übriggeblieben ist. Warum ist dann nicht die ganze Kassette gelöscht worden? Das erstaunt mich am meisten. Wenn man schon eine Kassette löscht, löscht man doch alles.«
    Es war klar, daß dieser Mann auf eine Erklärung wartete, und gegen seinen Willen – später gab Michael dem Wetter die Schuld, der Verwirrung, in die ihn diese große Stadt gestürzt hatte, denn obwohl er nicht wirklich mittendrin war, spürte er den Lärm in allen Nervenenden – sagte er: »Es war nicht direkt ein Beweis, sondern etwas, was uns auf eine neue Spur hätte bringen können. Die Aufnahme ist von jemandem am hellichten Tag gelöscht worden, an einem Platz, wo sich derjenige vermutlich nicht hätte aufhalten dürfen. Er hatte es wohl eilig, oder jemand hat ihn mittendrin gestört, es war in einem Auto, und ...«
    »Sie ist in einem Auto gelöscht worden?« fragte Schatz in scharfem Ton. »Wieso in einem Auto? Die Kassettenrecorder in Autos dienen nur der Wiedergabe, man kann damit weder aufnehmen noch löschen.«
    Michael lächelte. »Wenn Sie das Auto gesehen hätten, würden Sie es verstehen. Ein Alfetta GTV, mit einer kompletten Stereoanlage wie in einem Tanzsaal, alles.«
    »Ach so«, sagte Schatz langsam. »Wer hat denn in Israel so ein Auto?«
    »Scha'ul Tirosch hatte so ein Auto«, sagte Michael, obwohl ihm die neugierige Schwatzhaftigkeit dieses Mannes zuwider war.
    »Ich habe gehört, daß Herr Tirosch bei der Sache mit den Gasflaschen sehr deutliche Spuren hinterlassen hat«, sagte Schatz, und sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an. Er schloß die Augen und lutschte einen Eiswürfel.
    »Woher haben Sie das so schnell erfahren?« fragte Michael böse. »Wer erzählt Ihnen solche Dinge?«
    »Es ist viel einfacher, als Sie glauben. Ich habe einen Bruder, Sie kennen ihn.«
    »Ich? Ihren Bruder? Woher sollte ich Ihren Bruder kennen?«
    »Denken Sie doch mal nach. Wir sehen uns nicht ähnlich, mein Bruder und ich, aber wir sind trotzdem Brüder.« Schatz lachte laut, und Michael fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. »Me'ir Schatz von der historischen Fakultät ist Ihr Bruder?« fragte er ungläubig.
    »Stimmt, da kann man nichts

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