Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort
in einen Nightclub gehst.« Auf Balilatis Gesicht erschien ein hämisches Grinsen. »Er könnte dich noch verderben ...«
Der Gedanke an Schatz wurde von der Erinnerung an den Traum von Maja verdrängt. Michael erinnerte sich nicht mehr an die Einzelheiten des Traumes, doch er ließ ihn auch lange nach der Landung noch nicht los.
Im Flugzeug, bevor er eingeschlafen war, hatte er einen Blick auf die junge Frau geworfen, die neben ihm saß. Ihre Haare waren blond, und sie verströmte einen leichten Duft nach L'air du Temps von Nina Ricci, ein Parfüm, das Zila gerne benutzte. Nein, sie sah Maja überhaupt nicht ähnlich.
Er dachte an die Zeit nach seiner Scheidung. Damals wurde jede Flugreise, die er unternahm, zu einem romantischen Abenteuer. Immer war ihm ein Aufenthalt im Ausland so vorgekommen wie das Zusammensein mit einer attraktiven Frau, ohne Verpflichtungen. Seit er Maja zum letzten Mal getroffen hatte, konnte er nicht mehr an eine Frau denken, ohne sich bedrückt zu fühlen. Tagsüber, bei der Arbeit, waren die Gedanken an sie störend, so wie einen Kopfschmerzen stören, ein dumpfer, unaufhörlicher Schmerz. Nachts, wenn er im Bett lag, ließ er seinen Gedanken freien Lauf. Dann überließ er sich den Bildern, den Erinnerungen an ihre Berührung, an den Klang ihrer Stimme, den Geruch ihrer Haut, an ihr Lachen. Er hörte wieder, was sie gesagt hatte, Dinge, die ihn geärgert hatten oder zum Lachen gebracht, hörte wieder ihre Liebesworte. Nie hatte er einen langen Urlaub mit ihr verbracht, nie war er mit ihr ins Ausland gefahren. Eigentlich, dachte er, als er den neugierigen Blick seiner Platznachbarin sah, hatte er nie länger als einen Tag mit ihr verbracht. Nur wenige Nächte waren sie bis zum Morgen zusammengewesen. Im allgemeinen hatte sie nach einigen Stunden gesagt: »Es wird Zeit, ich muß nach Hause.«
Diese Reise macht mir unsere versäumten Gelegenheiten klar, dachte er, doch diese Erklärung brachte ihm keinen Trost, sie erleichterte nicht das Gefühl des Verlustes.
Die Einreiseprozedur am Flughafen blieb ihm nicht erspart. Auch seine Papiere wurden geprüft, als sei er ein illegaler Einwanderer, auch wenn sie sich nicht die Mühe machten, seinen Koffer zu durchwühlen.
»Die Amerikaner kennen kein Pardon«, sagte Schatz, »man kann hier nichts ›organisieren‹, für niemanden. Ich kann hier so viele Leute kennen, wie ich will, aber die Amerikaner sind Hunde, sie lassen sich auf keine Tricks ein. Sogar ich kann Sie nicht ohne Kontrolle durchschleusen.«
Schatz schwitzte in seinem cremefarbenen Safarianzug, als er Michael hinausführte. Michael gab keine Antwort, er war müde und wie im Schock.
Das Auto war so groß, genau wie die im Kino. »Ein alter Pontiac«, sagte Schatz, als er Michael die Tür aufmachte. Schatz saß am Steuer und begann sofort mit einer Rede über die Vorzüge seiner wunderbaren Stellung. »Es gibt nur einen einzigen Vertreter für die ganze israelische Polizei, und das bin ich. Es war schwer, wirklich sehr schwer, diesen Posten zu bekommen, das kann schließlich nicht jeder. Was für eine Stadt!« In seinen Monolog, einer erstaunlichen Mischung aus englischen, hebräischen und arabischen Wörtern, flocht er auch Bemerkungen über die Umgebung ein. Von Zeit zu Zeit deutete er auf etwas hin, nannte Namen, gab Richtungen an. Je weiter sie sich vom Flughafen entfernten, um so größer wurde das Gefühl des Schocks.
»Vierundneunzig Prozent Feuchtigkeit und neunzig Grad Fahrenheit, ein schwerer Tag«, entschied Schatz, als er prüfte, ob die Fenster geschlossen waren. »Aber glauben Sie mir, mein Freund, es ist nicht so schlimm wie in Tel Aviv. Hier ist alles klimatisiert, wirklich alles! Schauen Sie sich dieses Auto an, toll, was?«
Michael kam es vor, als sei er in der Hölle. Die feuchte, heiße Luft, die ihm entgegengeschlagen war, als sie das Flughafengebäude verlassen hatten, die breiten, mehrspurigen Straßen, der aufsteigende Dampf, »von den U-Bahnen«, erklärte Schatz, das graugrünliche Licht, die von Fotos und Filmen her bekannten Wolkenkratzer, die riesigen Autos, die an ihnen vorbeifuhren, Limousinen, hinter deren Vorhängen Leute sitzen mußten, und er bewunderte Schatz, der es schaffte, den Hunderten von gelben Taxis auszuweichen, die mit großer Schnelligkeit fuhren und alles überholten, was ihnen in den Weg kam.
Sie fuhren lange, und Michael verlor jede Orientierung. Schatz sagte unterwegs: »Es ist ein ziemliches Stück bis La Guardia, aber wir
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