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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Adina Lifkin so entschieden, als wolle sie sagen: Es wäre nicht anständig, von mir eine Information auf einem Gebiet zu verlangen, das nicht Gegenstand der Prüfung ist.
    »Ido Duda'i«, sagte Adina pathetisch, und ihr Gesicht bekam einen ernsten und feierlichen Ausdruck, »war so freundlich, so interessiert. Es gibt nur wenige Leute, die es schätzen, wenn andere sich bei der Arbeit große Mühe geben. Ido Duda'i war so einer. Immer hat er sich bei mir bedankt, und immer hat er meine Zuverlässigkeit gelobt, und immer ... « Michael ließ sie schluchzen, wartete, bis sie sich lautstark die Nase mit einem Papiertaschentuch geputzt hatte, das sie mühsam aus der schwarzen Tasche gekramt hatte.
    Manchmal, sagte er sich, während er sorgfältig darauf achtete, den undurchdringlichen Gesichtsausdruck nicht zu verlieren, sind die Menschen selbst klischeehafter als das Klischee, das man im Kopf hat. Adina Lifkin bestätigte alle seine Vorurteile gegenüber einer Sekretärin, die sich vollkommen mit ihrem Job identifiziert. Und man kann einfach nicht sagen, überlegte er weiter, ob sie immer so gewesen ist oder ob sich im Laufe der Zeit die Grenzen zwischen ihrer Person und ihrer Arbeit immer mehr verwischt haben. Er hob den Blick von dem Blatt Papier und betrachtete sie mit neu erwachtem Interesse.
    Schon kurz nachdem sie das Zimmer betreten hatte, hatte Michael erfahren, daß das Objekt ihrer besonderen Wertschätzung Professor Arie Klein war. »Das ist ein Mensch!« hatte sie gesagt. (Dreimal, und jedesmal mit einer anderen Betonung. Einmal hatte sie »das« betont, das zweite Mal »ist«, das dritte Mal »Mensch«.) »Sie werden kein böses Wort über ihn hören, von niemandem. Und was für eine Frau er hat! Und was für Töchter!« Und als teile sie ein Geheimnis mit, neigte sie den Kopf und sagte: »Ich werde Ihnen ein Beispiel geben. Sie wissen ja, wie man manchmal gerade an Kleinigkeiten merkt, wie ein Mensch ist ...« Michael nickte zustimmend, und sie fuhr fort: »Er ist nie aus dem Ausland zurückgekommen, ohne mir etwas mitzubringen, eine Kleinigkeit nur, aber allein die Tatsache, daß er daran gedacht hat, so feinfühlig. Das Jahr, in dem er nicht hier war, ist mir sehr schwer geworden.«
    Ihre Antworten wurden sachlicher, als er sich nach den Fakultätssitzungen erkundigte. Sie hatte nie daran teilgenommen, aber die Protokolle kamen alle auf ihren Schreibtisch. Natürlich könne er sie einsehen, wenn er die entsprechende Genehmigung erhalte.
    Nein, sie habe die Protokolle nie gelesen, sie hebe sie nur auf. In der Regel würden sie von den Assistenten geschrieben.
    Nein, sie ginge auch nicht zu den Fakultätsseminaren. Sie arbeite tagsüber so schwer, sagte sie, daß sie am Abend fix und fertig sei. »Und außerdem«, fügte sie hinzu, »kann ich meinen Mann abends nicht allein lassen. Es gibt zwar Frauen, die das tun«, sie hielt inne, als wolle sie ihm Zeit lassen, sich solche Frauen vorzustellen, »aber ich bin abends gern zu Hause.« Schließlich, in einem Versuch, ihn an ihrer Welt zu beteiligen: »Es gibt Tage, an denen der Druck besonders groß ist, zum Beispiel, wenn alle in letzter Minute ihre Prüfungsbögen abgeben und sie kopiert haben wollen. Und es gibt Druck von den Studenten, und keiner, der das nicht kennt, kann es verstehen, keiner von draußen.« Sie warf ihm einen Blick zu, in dem eine versteckte Anklage zu erkennen war, und fuhr fort: »Wenn Sie entschuldigen, ich meine nicht Sie, sondern die Leute im allgemeinen, auch Studenten, jedenfalls kann jemand von draußen nicht verstehen, warum ich so darauf achte, daß alles schriftlich festgehalten wird und die Sprechstunden eingehalten werden, denn so jemand sieht nicht die Schwierigkeiten, ich kann nicht telefonieren, wenn bei mir Studenten im Zimmer sind, und es gibt Leute, die ärgern sich darüber.« Sie sprach, als sei sie sicher, daß er ihre Ansichten teile.
    Man mußte sie einfach als Klischee betrachten. Michael ertappte sich plötzlich dabei, daß er ärgerlich dachte: Ich kenne diesen Typ. Nach zwei Stunden war er verzweifelt, todmüde, ungeduldig, wütend. Er brachte noch nicht einmal ein bißchen Humor auf, das einzige, was ihm jetzt hätte helfen können.
    Adina Lifkin hatte keine Veränderung in Tiroschs Verhalten bemerkt, auch nicht nach der Sitzung am Freitag, er hatte nur müde ausgesehen. »Aber das war der Chamsin, mich hat er auch ganz fertig gemacht.« Schließlich fragte Michael nach den Gegenständen in Tiroschs

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