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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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... Ja, ich weiß, aber es hat was ... Es ist eilig. Es wäre besser, wenn du herkommst, statt daß er zu euch fährt, mehr möchte ich am Telefon nicht sagen. Wann wirst du hier sein?« Mojsch legte auf und wandte sich an Michael. »In zwanzig Minuten«, sagte er, »und ich glaube, er weiß, daß es mit ... mit dem Fall...« Seine Stimme wurde immer leiser, und er begann, in den Schubladen seines Schreibtischs herumzuwühlen, bis er schließlich eine angefangene Rolle Klopapier herauszog. Er riß ein paar Blatt ab und putzte sich geräuschvoll die Nase. »Eine Allergie«, sagte er erklärend zu Michael. »Jedes Jahr im Juni bekomme ich eine Allergie.« Er rollte das Papier zusammen und warf es in den Papierkorb. »Dave hat mir einen Kaktus gegeben, der helfen soll, aber ich glaube nicht an solchen Mumpitz.«
    »Dieser andere Sekretär, er weiß es also schon?« fragte Michael.
    Mojsch stieß einen Ton aus, der irgendwo zwischen Kichern und Stöhnen war. »In dem Moment, als es in unserem Kibbuz bekannt wurde, war nichts geheimzuhalten. Wir haben Verbindungen, unsere Kinder gehen gemeinsam ins regionale Gymnasium, es gibt gemeinsame Aktivitäten, kulturelle Projekte, alles mögliche, Sie wissen ja, wie das ist ...« Und plötzlich lebhafter fügte er hinzu: »Außerdem gibt es das Telefon. Ich bin sicher, daß es im ganzen Land keinen Kibbuz gibt, in dem die Geschichte nicht breitgetreten wird. Ich verstehe nicht, daß noch keine Reporter gekommen sind.«
    Michael erinnerte sich an Schorers spöttische Frage: »Wie lange glaubst du, daß man so etwas geheimhalten kann? Du bist kein Gott, auch wenn du bei der Spezialeinheit bist.« Er hatte einen Schluck Bier genommen und sich den Schaum abgewischt. »Wie lange glaubst du, daß du mit deinem Bluff durchkommst? Angenommen, es gelingt euch, das Radio auszuschließen, so taucht doch bestimmt bald ein Reporter von einer Frauenzeitschrift oder einem Nachrichtenmagazin auf. Glaubst du etwa, keiner im Kibbuz hätte eine Tante in der Stadt, deren Sohn zufällig Gerichtsrepor ter bei einem Sensationsblatt ist? Wie lange glaubst du, daß du sie mit so nichtssagenden Formulierungen hinhalten kannst, wie du sie gestern von dir gegeben hast?«
    Mojsch unterbrach die Trommelschläge, die Michael schon wieder in den Schläfen spürte. »Man muß wirklich naiv sein, wenn man glaubt, man könnte so etwas geheimhalten. Mir kommt jede Minute ohne den Anruf eines Reporters schon wie ein Wunder vor.«
    Dann wurde es wieder still zwischen ihnen, bis Michael plötzlich sagte: »Kennen Sie irgend etwas Ähnliches, was sich hier ereignet hat?«
    »Was meinen Sie?«
    »Unterschlagungen, Betrügereien, Verkäufe, irgend etwas, was Osnat in ihrem Bericht erwähnt hat.«
    Mojsch dachte lange nach, bevor er antwortete: »Nichts Wirkliches. Es gab mal ein paar Einbrüche in die Zimmer der Mitglieder, ganz plötzlich, aber man hat die Polizei nicht eingeschaltet, wir haben das intern in die Hand genommen und geregelt. Osnat hatte mit dieser Geschichte überhaupt nichts zu tun. Es war einer von den Volontären, er hatte auch mit Drogen zu tun, aber das ist egal. Und es gab mal eine sehr unangenehme Geschichte mit Diebstählen, die unser Sicherheitssekretär entdeckt hat.«
    Michael hob fragend die Augen. Mojsch schaute ihn verlegen an. »Das war vor ein paar Jahren, als Alex Sicherheitssekretär war. In jedem Kibbuz kommen solche Sachen mal vor. Plötzlich wird irgendein Mitglied verrückt, ich verstehe nicht, wie es geschehen kann ...« Er senkte den Blick auf seine Hände. »Schließlich ist es ja, als würde man seine eigenen Eltern bestehlen. Man darf doch nehmen, was man will, warum muß man dann stehlen? Jedenfalls, es gab so einen Vorfall, und die Grenzpolizei hat Alex mit ein paar Spürhunden geholfen. Die haben ihn geradewegs zu der Tür des betreffenden Chawers geführt. Nun, was konnte Alex schon groß tun? Er hat sich, bei den Grenzern bedankt und ist schlafen gegangen. Ich weiß von der Geschichte nicht von Alex, sondern von einem der Grenzpolizisten, der hat es mir erzählt. Bis heute weiß ich nicht, wer der Dieb gewesen ist.«
    »Und die Grenzpolizei hat den Mund gehalten?«
    »Na ja, es gibt so eine Art stillschweigendes Abkommen, daß man solche Sachen innerhalb des Kibbuz löst. Sie verste hen das ...« Mojsch rollte einen langen Papierstreifen von der Klopapierrolle, dann fügte er herausfordernd hinzu: »Aber eine Unterschlagung ist bei uns noch nicht vorgekommen. Ich erinnere

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