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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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gefährlich kann so eine Flasche schon sein, sie ist doch hermetisch verschlossen«, entschuldigte sich Michael. Die beiden anderen betrachteten ihn mitleidig.
    Kestenbaum stellte die Flasche zurück an ihren Platz in dem Metallschrank und sagte vorwurfsvoll: »Sie wissen, wie stark das Gift ist? Drei Tropfen davon auf die Haut, und Sie sind im Himmel.«
    »Die Substanz in der Flasche ist unverdünnt, verstehen Sie, sie hat eine Konzentration von fast fünfzig Prozent, man muß sie verdünnen, um sie verwenden zu können«, sagte Cassuto.
    »Erinnerst du dich an die Geschichte mit der Zudecke?« fragte Kestenbaum den Toxikologen. »Sag es ihm.«
    »Ja«, antwortete Cassuto mit einem gelangweilten Gesicht. »Er kann Ihnen eine Geschichte erzählen, wie jemand durch die Berührung einer Wolldecke, die vorher auf dem Rücken eines Pferdes lag, das gegen Flöhe mit Parathion behandelt worden ist, zu Tode kam. Der Mann, der sich mit dieser Wolldecke zudeckte, starb einfach.«
    »Und wie er starb!« sagte Kestenbaum amüsiert. »Er war mitten beim Liebemachen, und auf einmal – tot.« Er lächelte, doch dann wurde er plötzlich ernst. »Das war auch ein Fall, welchen ich untersucht habe, im Ausland.«
    »Gut, das habe ich nicht gewußt«, sagte Michael entschuldigend, dann fragte er: »Und was ist die letale Dosis für Parathion?«
    »Zwanzig Milligramm auf sechzig Kilo«, sagte Kestenbaum.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob das stimmt«, fügte Cassuto zweifelnd hinzu.
    Kestenbaum wurde rot und sprach lauter: »Aber du mußt das doch wissen!«
    »Warum muß ich das wissen, wenn ich es nachschlagen kann?« fragte Cassuto, verschloß den Schrank und kontrollierte noch einmal das Schloß, bevor er mit ihnen in den anderen Raum zurückging. Nachdem er den Schlüssel wieder an seinen Platz gehängt hatte, nahm er einen dicken Band aus dem Bücherregal und blätterte darin herum, wo bei er »Parathion, Parathion« vor sich hin murmelte. Dann drehte er sich zu Michael um und fragte: »Können Sie Deutsch lesen?«
    »Leider nein«, antwortete Michael.
    »Das ist schade, sonst könnte ich Ihnen eine Menge Lesestoff mitgeben«, sagte Cassuto und blätterte weiter.
    »Zeitvergeudung«, murrte Kestenbaum. »Ich habe dir schon gesagt, zwanzig zu sechzig Kilo. Warum glaubst du mir nicht?«
    »Wir werden es gleich wissen, schauen wir nach, was hier steht«, sagte Cassuto mit unerschütterlicher Ruhe, dann rief er aus: »Ich hab's gefunden. Parathion, letale Dosis: ein Drittel Milligramm pro Kilo.«
    »Also zwanzig Milligramm auf sechzig Kilo, habe ich doch gesagt, oder nicht?«
    »Ein Teelöffel voll sind fünf Kubikzentimeter, in anderen Worten, weniger als ein Viertel eines Teelöffels«, sagte Cassuto, den triumphierenden Ausruf Kestenbaums igno rierend, der ihn nun mit unverhohlenem Haß anschaute und nach Michaels Hand griff. »Wir sind fertig hier, nicht wahr.«
    »Ja«, antwortete Michael. Er schaute auf seine Uhr, es war schon sechs. »Nun«, sagte er zu Kestenbaum, als dieser ihn zum Parkplatz begleitete, wo jetzt nur zwei Autos stan den, »in den Kibbuzim verwendet man also noch Para thion?«
    »Offiziell nicht. Offiziell nicht, aber ältere Agronomen verwenden das Gift gern als Spray. Vielleicht haben sie dort welches, warum nicht? Man kann es aus Deutschland bekommen.«
    Bevor er das Auto anließ, schüttelte Michael die Hand, die Kestenbaum ihm hinstreckte. Der stand neben dem Fenster und sagte leise, den Blick zum Boden gesenkt: »Wenn ich nur Möglichkeit hätte ... Bitte, erwähnen Sie, daß ich es war, der gefunden hat ...«
    »Natürlich, gar keine Frage! Das ist allein Ihr Verdienst«, sagte Michael und ließ seinen Ford Fiesta an.
     
     
     

Siebtes Kapitel
     
    »Wie lange sind Sie schon bei der Spezialeinheit?« fragte Machluf Levi, als sie von der Hauptstraße in die schmale Straße abbogen, die zum Kibbuz führte.
    »Noch nicht so lange, zwei Monate«, antwortete Mi chael unbehaglich.
    »Sie haben es schnell geschafft, so hat man mir wenigstens erzählt«, bemerkte Machluf Levi und legte den Arm an das Fenster.
    Michael schwieg.
    »Man hätte Sie auch hierherschicken können, als Vizekommandant von Lachisch«, fuhr Levi nachdenklich fort.
    »Ja, aber sie haben sich dafür entschieden, mich in die Spezialeinheit zu versetzen«, sagte Michael und betrachtete die grün-gelben Flächen, die sich auf beiden Seiten der Straße erstreckten. Alle Klischees über ländlichen Frieden, über das besondere Licht in der

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