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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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dem großen eisernen Tor des Kibbuz ankamen.
    »Vier Söhne und eine Tochter«, sagte Machluf Levi und beugte sich aus dem Fenster, als Michael neben dem Wachtposten anhielt. »Wir wollen zum Sekretär«, sagte er und zog seinen Ausweis aus der Tasche.
    Der Wachtposten, ein junger Kerl in blauer Arbeitskleidung und hohen Militärstiefeln, betrachtete das Auto und nickte, ohne etwas zu sagen. Er drückte auf einen Knopf, und langsam öffnete sich das elektrische Tor.
    »Gibt es hier immer einen Wachtposten?« erkundigte sich Michael, und Machluf Levi antwortete gelassen: »Immer. Aber sie machen am Tag nicht immer das Tor zu, erst wenn es Nacht wird. Jetzt passen sie schärfer auf ... wegen der ganzen Situation ...« Er seufzte.
    »Die Intifada«, sagte Michael, und wieder fühlte er die Last auf den Schultern, weil diese ländliche Idylle – mit den frischen, grünen Wiesen, den Häusern mit den weißen Dächern, den Vorhängen, die im Wind wehten, den Leuten auf den gepflegten Wegen – bald zerstört würde durch das Polizeiauto, das langsam Richtung Verwaltung fuhr. Alles wird zerstört werden, Risse werden sich zeigen, wenn die Büchse der Pandora geöffnet wird, dachte Michael. Doch dann riß er sich zusammen und erinnerte sich daran, daß es sich vielleicht nur um einen Selbstmord handelte, und solche Fälle hatte es in der Kibbuzbewegung bereits früher gegeben.
    »Natürlich die Intifada«, sagte Machluf Levi. »Hier geht's nach rechts ab, und da können Sie parken.« Seine Stimme klang aufgeregt, und er wischte sich unsichtbare Fusseln von der Uniform.
    Michael betrachtete den Mann, der aufstand und sie begrüßte, als sie den Raum betraten. Dessen braungebranntes Gesicht zeigte einen besorgten Ausdruck.
    »Möchten Sie etwas trinken? Kaffee? Etwas Kaltes?« fragte er und schaute Machluf Levi an, den er bereits kannte.
    »Etwas Kaltes«, bat Machluf Levi mit einem Blick auf Michael. Michael nickte und beobachtete, wie der Mann mit sorgfältigen Bewegungen Saft aus einem Plastikkrug, den er aus einem kleinen Kühlschrank in einer Ecke des Zimmers geholt hatte, in Gläser goß.
    »Wo sind die anderen?« fragte Machluf Levi. »Wir möchten auch mit der Familie sprechen.«
    »Ja, ich habe schon Bescheid gesagt, wir werden sie nachher in ihren Wohnungen besuchen«, versicherte der Mann.
    Jetzt erst stellte Machluf Levi vor: »Das ist Vizekommandant Michael Ochajon von der Spezialeinheit, er leitet die SK.«
    »SK?«
    »Sonderkommission«, erklärte Machluf Levi. »Bei diesem Fall wurde Verstärkung hinzugezogen, weil ... ach, egal.« Er drehte sich zu Michael und sagte: »Mosche Ajal, der Sekretär. Er wird aber von allen Mojsch genannt«, fügte er lächelnd hinzu, und Michael schüttelte die ihm entgegengestreckte Hand. Dann setzte sich Mojsch seufzend hinter den mit Papieren vollgeladenen Schreibtisch und deutete auf die Stühle ihm gegenüber.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte er mit einer leblosen Stimme. »Und was ist das für eine Spezialeinheit? Genügt es nicht, daß sich die örtliche Polizei um diese Sache kümmert?« fragte er Machluf Levi.
    Machluf Levi antwortete mit einem offenbar verneinend gemeinten Zungenschnalzen. »Sie sitzen in Petach Tikwa«, fügte er dann hinzu und preßte die Lippen abschätzig zusammen.
    »Die Spezialeinheit ist für besonders schwere Verbrechen zuständig, Fälle, an denen vermutlich ein öffentliches Interesse besteht«, sagte Michael und meinte, das Echo von Naharis Stimme zu hören, als er »vermutlich« sagte.
    »Ja?« fragte Mojsch. »Was für ein öffentliches Interesse besteht denn hier? Und wer spricht von einem Fall?« In seiner Stimme lag plötzliches Erschrecken.
    »Das öffentliche Interesse gilt dem Parlamentsmitglied Aharon Meros«, antwortete Michael langsam. »Und was den Fall betrifft – bei einem unnatürlichen Todesfall wer den immer Nachforschungen angestellt. Die pathologische Untersuchung läßt einige Möglichkeiten offen.«
    »Davon haben Sie mir nichts gesagt«, fuhr Mojsch Machluf Levi erschrocken und wütend an. »Um was für Möglichkeiten geht es denn?«
    »Solange keine Untersuchung stattgefunden hatte, konnte ich nichts wissen«, entschuldigte sich Machluf Levi. »Wir haben die endgültigen Ergebnisse erst heute morgen bekommen.«
    »Wir«, sagte Michael Ochajon, »sind der Ansicht, daß es verschiedene Möglichkeiten gibt, den Tod Osnats zu erklären. Eine Möglichkeit, die einfachste, ist: Es war ein Unfall. Aber wie Sie gleich

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