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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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beschreiben. Die ganze Mühsal, die Trockenheit, das Wasser, den Hunger. Vor allem den Hunger und die harte Arbeit, manchmal zwölf Stunden hintereinander, Steine wegräumen, pflügen, alles langsam aufbauen. Dazu die Hitze im Sommer und die Kälte im Winter, die Armut und der Hunger. Die Männer waren schwach vor lauter Hunger und wegen der schweren Arbeit. Wir alle waren schwach, damals.« Wieder erschien der Schatten eines Lächelns auf ihrem Gesicht. »An manchen Tagen gab es nur zwei Scheiben Brot, ein halbes Ei und ein paar Oliven für eine schwangere Frau.«
    Michael zündete sich eine Zigarette an, ohne den Blick von ihr zu lassen. »Und die Krankheiten. Nun, für euch ist das alles Geschichte, Literatur, was weiß ich ...« Sie blickte sich verwirrt um. »Als ich die beiden Babys verlor, mieden mich manche Chawerim, so wie sie mich heute meiden. Wenn ich damals einen Weg entlangging, schlugen manche Frauen schnell eine andere Richtung ein, nur um mich nicht zu treffen. Die Identifikation war so stark, daß sie sich schuldig fühlten. Vor allem Frauen«, wieder seufzte sie, »die erst vor kurzer Zeit ein Kind geboren hatten. Den Menschen fällt es schwer, die Trauer eines anderen auszuhalten, das ist verständlich.« Dann fuhr sie mit neuer Energie fort, während Michael noch vergeblich versuchte, sich vorzustellen, wie sie als junge Frau in kurzen Hosen die Wege entlanggegangen war. »Aber wir haben durchgehalten, und dann kam Juwik.« Und ganz unvermittelt fügte sie hinzu: »Das, was Sie über Aharon Meros und Osnat gesagt haben, hat mich wirklich sehr überrascht.«
    Sie schwieg einen Moment und blickte ihn fest an, bevor sie weitersprach. »Aharon war ein außergewöhnlicher Junge, aber auch seine Geschichte beweist, daß man eine starke Basis braucht, um in unserer Gesellschaft die eigene Identität zu bewahren. Er war extrem zurückhaltend und hing sehr an Osnat. Als sie mit Juwik zusammenzog, geriet er in eine ernste Krise.« Alles in allem, erklärte sie, habe sie sich ihm gegenüber die ganzen Jahre schuldig gefühlt. »Und die Tatsache, daß er draußen, außerhalb des Kibbuz, so erfolgreich war, hielt mich nicht von dem Gedanken ab, daß es mir nicht gelungen war, ihm ein wirkliches Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Mirjam ...« Ihre Stimme erstarb. »Mirjam, Srulkes Frau«, fuhr sie dann fort, »war nicht besonders klug. Sie war eine einfache Frau, eine treue Kameradin. Sie hat ihr Leben lang in der Küche gearbeitet, und es war eine schwere Arbeit, die Leute in Hungerzeiten satt zu kriegen ...« Wieder hatte Michael das Gefühl, daß sie in alten Bildern versank, bis er plötzlich ihre gebrochene Stimme hörte. »Bis der wirtschaftliche Erfolg kam, vollbrachte Mirjam in der Küche wahre Wunder mit Auberginen, ich nehme an, daß es damals in der Stadt auch nicht anders war.« Sie blickte ihn an, als erwarte sie eine Reaktion von ihm, etwas über seine eigene Kindheit, doch sie stellte keine direkte Frage, und er schwieg.
    »Sie sprachen von Mirjam«, sagte er schließlich. »In Zusammenhang mit Osnat und dem Parlamentsmitglied Meros.«
    »Ja«, sagte sie nachdenklich, als habe sie den Faden verloren. »Mirjam hat nicht erkannt, wie wurzellos diese beiden Kinder, trotz ihrer Bemühungen dazuzugehören, eigentlich waren. Bei Osnat hatten wir Erfolg, bei Aharon Meros ist es uns nicht gelungen.«
    Michael dachte an das Foto von Osnat, und es fiel ihm schwer, sich ihr Liebesleben vorzustellen.
    »Wie ich schon gesagt habe, hatte Osnat eine Neigung zur Askese, und an ihrer Art, sich jeder Form von Sexualleben zu enthalten, war etwas Ungesundes«, sagte Dworka ohne jede Scheu. »Ich habe mit ihr darüber gesprochen, einige Male, aber sie hat mich jedesmal nur angeschaut und gesagt: ›Das ist keine Frage von Prinzipien, es kommt einfach nicht dazu.‹ Und ich war hilflos angesichts ihrer Leidenschaft, die ihr eine Menge Kraft gab, wenn sie sie auf ideologische Themen richtete. Aber zugleich war etwas Destruktives daran, nicht nur für sie selbst, sondern für uns alle, für alle Menschen in ihrer Umgebung, für den ganzen Kibbuz, etwas Ungesundes ...«
     
    »Sie hatten recht, man weiß wirklich nie, wie sich die Dinge entwickeln«, sagte Michael zu Machluf Levi, während er in die zusammengeknüllte Noblesse -Schachtel starrte und dann schnell seine Sachen zusammensuchte. »Tun Sie mir einen Gefallen und teilen Sie ihm mit, daß ich spät dran bin«, fügte er dann hinzu, Levis Schweigen

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