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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Verdächtigen mit solcher Offenheit einzubeziehen, und häufig befürchtete, Michael könnte die Grenzen überschreiten.
    Isi wartete schweigend.
    »Gut, man stellt Ihnen eine Reihe von Fragen, deren Antworten bekannt und unproblematisch sind. Wie zum Beispiel: Heißen Sie Isi Maschiach? Sind Sie in Jerusalem ge boren? Ist der Vorname Ihres Vaters Mosche? Heißt Ihre Frau mit Vornamen Schula? Stimmt es, daß Sie sie gestern mit dem Nachbarn im Bett erwischt haben?«
    Isi richtete sich auf seinem Stuhl auf und faltete die Hände.
    »Man stellt dabei unvermittelt erschütternde Fragen. Aus der Reaktion des Verdächtigen auf den scharfen Übergang wird eine Schlußfolgerung gezogen. Wir sind gegen diese Methode. Wir halten sie für unzuverlässig. Denn jede plötz liche Änderung beeinträchtigt automatisch die Reaktion des Befragten. Wenn ein Mensch in einer sicheren Situation in seinem Zimmer sitzt – sicher heißt hier vertraut, sagen wir, das Licht brennt, der Stuhl ist stabil – und plötzlich geschieht etwas Unerwartetes – eine Eidechse kommt ins Zimmer, das Licht geht aus, der Stuhl bricht zusammen –, dann beeinflußt diese Veränderung seine Reaktionen. Deshalb denken wir, daß die Methode, die künstliche Überraschungsmomente auslöst, nicht effektiv ist. Wir sind für die zweite Variante.«
    Eli Bachar stützte den Ellbogen auf den Tisch und legte sein Kinn auf die Hand. »Erklärst du es ihm«, bat Michael, »während ich mit der Technikerin spreche?«
    »Ich bin schon an der Tür«, sagte Eli eilig und sprang auf, »ich werde mit der Technikerin reden.«
    »Die zweite Methode, die wir bevorzugen, basiert auf der Annahme, daß nur wenige Menschen das Gerät über listen können; darum ist es besser, vorab zu klären, wel che Fragen gestellt werden, bevor der Zeuge an das Gerät geschlossen wird. Ich werde Ihnen die Fragen vortragen, erst dann schließen wir Sie an. Die verschiedenen Parameter, Blutdruck, Schweißabsonderung, Adrenalin, erledigen den Rest.«
    »Wie lange dauert das Ganze?«
    »Vielleicht zehn Minuten, höchstens eine Viertelstunde.«
    »Tut es weh? Werden Nadeln eingeführt?«
    Michael verbarg ein Lächeln. Fast hätte er gemurmelt: Oh, die süßen Ängste der Überlebenden! Unsere Welt ist eingestürzt. Unser Allerliebstes liegt mit zerlegtem Körper auf dem Tisch im gerichtsmedizinischen Institut, und wir fürchten uns vor dem kleinsten Schmerz.
    »Es tut nicht weh«, beruhigte er. »Man wird mit einem Gerät verbunden, wie bei einem EKG. Wir haben auch nichts dagegen, wenn Sie sich an ein privates Institut wenden und uns das Gutachten zustellen. Viele Verdächtige wünschen, an einen Lügendetektor angeschlossen zu werden, und gehen zu privaten Instituten.«
    »Nicht nötig«, winkte Isi ab. Sein Atem wurde schnell, als er um die Fragen bat. Michael trug sie eine nach der an deren vor. Schon damals, als er Isi über eine Krise in der Be ziehung, über nicht lange zurückliegende Veränderungen befragt hatte, hatte er das schnelle Augenzwinkern be merkt.
    »Wer wird mir die Fragen stellen? Sie? Ihr Kollege? Der Techniker?«
    »Ich. Der Techniker fragt nichts. Er muß auch nicht im Raum sein. Heute nacht ist es eine Technikerin. Sie ist nur da, um das Funktionieren des Geräts zu überprüfen, um zu sehen, ob die Saugnäpfe richtig sitzen, ob der Graph richtig schreibt. Ich stelle die Fragen und beginne mit denen, deren Antworten klar sind und kein Problem darstellen, wie ich Ihnen bereits gesagt habe. Nach und nach werde ich dann zu den komplizierten Fragen übergehen.«
    »Dann ist das ein mechanischer Vorgang«, sagte Isi sichtbar erleichtert. »Wie eine psychometrische Untersuchung oder so etwas. Es ist nichts Mysteriöses daran. Jeder Laie kann diese Fragen stellen.«
    »Genau«, sagte Michael, ohne mit der Wimper zu zukken. Er enthielt Isi vor, wie wesentlich das Tempo der Fragen und ihre Formulierungen waren. Er sagte ihm auch nicht, daß das Problem darin bestand, daß eine Untersuchung durch den Lügendetektor nichts gemein hatte mit einem psychometrischen Test und daß man im Gegensatz zur Psychometrie ein Thema nicht aus verschiedenen Richtungen angehen konnte. Und er sagte ihm nicht, daß die kurze Zeitspanne Virtuosität bei der Formulierung der Fragen verlangte. Denn es war zeitlich nicht möglich, vom Thema abzuschweifen oder es immer wieder einzukreisen.
    »Okay, alles klar«, sagte Eli Bachar, der an der Tür stand, »die Maschine ist frei.«
    Michael erhob sich, aber

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