Ochajon 04 - Das Lied der Koenige
Eli ein.
»Wo ist Zila?«
»Noch am Tatort mit Rafi und mit Awram. Wir haben keine Zeit, und ich sitze hier herum und warte auf die Koordinatorin. Ich bin selbst zum Koordinator der Mordkommission geworden«, sagte er melancholisch. »Ich bin die Sekretärin, und die andere, diese Dalit, arbeitet mit Balilati. Aber das weißt du ja, du hast ja angeordnet, daß eine Frau Balilati begleitet. Diese Dalit ist ein Arbeitstier! Wie sie sich in die Sache mit den Handschuhen reingekniet hat! Sie ist ungeheuer ehrgeizig. Man könnte es mit der Angst zu tun bekommen! Sie hat schon dreimal angerufen. Ich habe es dir noch nicht gesagt, die Handschuhe gehören der Kontrabassistin. Das haben zwei Musiker ausgesagt.«
»Was? Sie gehören der Kontrabassistin? Sind es denn Da menhandschuhe?«
»Entweder sind es Damenhandschuhe in einer großen Größe, oder sie hat sie von einem Mann. Zila hat angeru fen und die Information durchgegeben. Das jedenfalls hat sie bei den Musikern in Erfahrung gebracht. Die Frau trägt Handschuhe, weil sie an Durchblutungsstörungen leidet und ein Problem mit kalten Händen hat. Es müssen ihre Handschuhe sein. Auf jeden Fall hat sie solche Handschuhe besessen.«
»Wir haben September!«
»Sie besitzt offensichtlich mehrere Paare. Dieses Paar hatte sie im Konzertsaal deponiert. Sie hat die Handschuhe dort wegen der Klimaanlage getragen. Das haben die Musiker ausgesagt. Nachdem die Paukerin und der Oboist Zila informiert haben, haben die übrigen Musiker die Aussage bestätigt. Sie haben die Handschuhe an der eigenartigen Farbe erkannt, ein ganz helles Braun, Zila nennt es senfgelb. Weil sie die Handschuhe dort gewöhnlich trägt, wußten alle davon. Sie machen sogar ihre Witze darüber. Alle wußten davon.«
»Und wo ist die Kontrabassistin selbst? Warum ist sie nicht hier?«
»Das ist das Problem. Wir konnten sie nicht auftreiben. Sie ist gleich nach der Probe zum Flughafen gefahren, um jemanden oder etwas abzuholen. Es ist nicht ganz klar, was genau sie dort will. Sie wohnt bei ihrer Mutter, die alt und verwirrt ist ... Wir können im Moment jedenfalls nichts Näheres herausfinden. Awram hat den Auftrag, sie ausfin dig zu machen. Er wird uns Bescheid geben. Er wird sie her bringen, wenn er sie gefunden hat.«
»Wo hat sie die Handschuhe aufbewahrt?«
»Jeder hat ein eigenes Fach. Aber wie es aussieht, hatte sie sie woanders hingelegt, denn die Fächer sind verschlossen. Was genau damit war, wird sich herausstellen, wenn wir die Frau gefunden haben. Die Handschuhe sind noch nicht richtig untersucht. Die Sachverständigen haben in ihrem Streifenwagen eine erste Analyse durchgeführt, aber für endgültige Ergebnisse müssen die Handschuhe ins Labor gebracht werden.«
»Laß uns einen Blick auf die Akte werfen«, sagte Michael.
»Du läßt die Hände nicht von diesem Fall?«
»Von welchem Fall redest du?«
»Von Gabriel van Gelden, hast du nicht über meine Worte nachgedacht? Willst du dich nicht heraushalten?«
»Vorläufig nicht.«
»Vorläufig, was?« brummte Eli Bachar. »Und Balilati?« fügte er wütend hinzu.
»Ihr werdet miteinander zurechtkommen«, versuchte Michael ihn zu beruhigen.
»Sicher werden wir miteinander klarkommen, aber ich frage mich, ob die ganze Sache in Ordnung gehen wird, ob du klarkommst.«
»Wir lassen das jetzt«, sagte Michael nervös. »Ich habe jetzt nicht die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Solange Sipo das Protokoll aufnimmt, will ich, daß wir die Akte durchgehen.«
»Sie ist in Balilatis Büro.«
»Hier«, sagte Eli, als sie in Balilatis Büro an dessen Schreibtisch saßen und er auf den großen Umschlag zeigte. »Es ist alles drin, sämtliche Ergebnisse.«
»Seid ihr mit der Saite vorangekommen?«
»Nein«, sagte Eli, »ich war bei einem Sachverständigen. Er hat mir erklärt, daß es mehrere Firmen gibt, die diese Sai ten herstellen. Über die Saite können wir leider nicht herausfinden, zu welchem Instrument sie genau gehört hat. Von den Musikern hat noch keiner ausgesagt, daß ihm eine Saite fehlt. Vielleicht ... Nita van Gelden haben wir noch nicht dazu verhört. Aber Balilati wird das schon ma chen ...
»Sie wurde noch nicht nach ihren Saiten befragt?« staunte Michael. »Ausgerechnet sie?«
»Vielleicht doch«, sagte Eli und wandte verlegen den Kopf ab, »ich könnte mir vorstellen, daß sie sie mittlerweile dazu verhört haben, aber Balilati informiert mich nicht über alles. Soll ich nachfragen?«
»Jetzt nicht«, murmelte
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