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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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richtig?«
    Balilati nickte zerstreut.
    »Dann handle!« sagte Michael bestimmt.
    Balilati sah ihn verständnislos an: »Warum machst du solch eine große Sache daraus?«
    »Wenn ich die Anweisung gebe, sie zu beschatten oder ihnen Begleitschutz zu geben, wird man vielleicht behaupten, es ginge mir nur um Nita und das Baby.«
    »Da siehst du es«, sagte Balilati, »da hast du schon ein Beispiel, und wir haben noch nicht einmal richtig losgelegt.«

8
Wer das Leben eines Einsiedlers
führen will
     
     
     
    Mitten in der Sitzung sah er das Gesicht von Joanne Woodward in dem Film Eva mit den drei Gesichtern vor sich. Genau in dem Moment, als Zila am Tisch stand und der Reihe nach – zuerst Balilati, dann ihm und Dalit vor Eli und Awram – die Kaffetassen füllte und Brötchen mit Omeletts austeilte, die Sipo von der jemenitischen Imbißbude an der Ecke geholt hatte. Er war keuchend zurückgekommen und hatte die Tüten mit den Brötchen mitten auf den Tisch gelegt. Aus einer Tüte hatte er einen kleinen Pappbecher gezogen, mit ausladender Geste den Deckel des Bechers abgehoben, der eine jemenitische Gewürzpaste enthielt, und darauf beharrt, daß jeder einmal daran roch. Als Zila das Gesicht angewidert wegdrehte, erinnerte er sie an die medi zinische Wirkung des Gewürzes und vor allem an dessen Ef fekt auf die Potenz. Ein Teil von Michaels Bewußtsein nahm wahr, wie Zila das längliche Brötchen, das in weißes, öliges Papier gewickelt war, vor ihn legte. Als er den Ölfleck betrachtete, sah er das Gesicht von Joanne Woodward vor sich, wie es die ganze Leinwand füllte, ein Bild, von dem er nicht sicher sagen konnte, ob er es tatsächlich in dem Film gesehen hatte.
    Es verzerrte sich, veränderte sich, verkehrte sich und verwandelte sich in etwas vollkommen anderes. Die Figur im Film wußte von gar nichts, sagte er sich erschrocken, als das Gesicht sich auflöste und er auf den Ölfleck starrte. Die Persönlichkeiten waren vollkommen von einander losgelöst. Sie wohnten in einem Körper, sogar in einer Seele, und die »gute« wußte nichts von der »schlechten«. Er konnte sich nur an wenige Einzelheiten erinnern, obwohl er den Film vor ein paar Jahren noch einmal im Fernsehen gesehen hatte. Aber etwas an dem Tonfall der Heldin, wenn sie verwegen war, das Echo eines spöttischen Lachens in einem heiseren Alt, hallte in seinen Ohren nach. Er glaubte sich daran zu erinnern, daß sie sagte: »Sie weiß nichts von mir, aber ich weiß alles über sie.«
    Erst dann bemerkte er, daß er mit dem Zuckerlöffel in sei nem Kaffee rührte und rührte und die schwarze Flüssigkeit auf die Listen spritzte, die Eli für jeden angefertigt hatte. Sipo aß geräuschvoll, lobte auch die scharfe grüne Soße, bot freundlich jedem davon an, schmatzte, kaute laut und wischte sich über den Rand seines Schnurrbarts. Dalit saß am Ende des Tisches neben Michael, zwischen ihm und Balilati, der am Kopfende die Sitzung leitete. Michael hatte den Eindruck, daß sie ein wenig zu nah bei ihm saß, daß der Abstand zwischen ihnen sich verringerte, daß ihr Ellbogen sich seinem zu sehr näherte, daß ihr Knie ihn ab und zu wie zufällig berührte. Vielleicht war es wirklich nur Zufall, tadelte er sich, als er auf ihr Profil schaute, das diese Berührungen nicht zu registrieren schien. Die Kaffeepause war eine großartige Idee, dachte er, als er lustlos an dem frischen, öltriefenden Brötchen nagte. Sie hatte in gewisser Weise die bleierne Stimmung aufgelockert, die nach Eli Bachars Ausbruch über Balilati im Sitzungsraum geherrscht hatte.
    In der Tat war Balilatis Selbstzufriedenheit etwas Störendes. Balilati hatte auch nach einer schlaflosen Nacht nicht aufgehört zu witzeln, jedem ins Wort zu fallen, Bemerkungen über Daunenkissen fallen zu lassen – Bemerkungen, die ihn selbst nervös machten, da sie auf eine offensichtliche, beschämende Art Balilatis Verlegenheit über seinen Fehler bloßstellten.
    Zila reichte die Zusammenfassung der Laborberichte herum, die Anwesenden überprüften schweigend die Vergrößerungen der Federspuren. Es hatte sich in der Tat herausgestellt, daß die Federn auf dem Pflaster, das über Felix van Geldens Mund geklebt hatte, mit denen aus seinem Kissen identisch waren.
    Michael blinzelte, um den bedrückenden Gedanken an Eva mit den drei Gesichtern zu vertreiben, und versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren, die beschrieben, wie Felix van Gelden vermutlich erstickt worden war. »Man brauchte nicht viel

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