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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sich noch einmal sagen. »Völlig überzeugend.«
    Mit einem heiseren Flüstern sagte Nita: »Was wichtig ist, ist, daß es möglich ist, von einer Persönlichkeit in eine andere zu schlüpfen, wobei eine von der anderen nichts weiß. In dem Fall lag ein Strick um den Hals des Mädchens, an dem die Frau mit aller Kraft zog.« Nita ballte die Fäuste in der Luft und stieß die Arme auseinander.
    »Nita«, sagte er und nestelte an dem Bettüberwurf. »Erinnerst du dich daran, wie dir vor ein paar Tagen die Saite gerissen ist und du sie gewechselt hast?«
    Sie nickte.
    »Weißt du noch, wie viele Ersatzsaiten du hattest?«
    »Er hat mich schon danach gefragt«, sagte sie verzweifelt. »Ich kann mich nicht erinnern, entweder zwei oder drei. Auf keinen Fall vier und sicherlich auch nicht eine.«
    Er führte sie ins Kinderzimmer und bat sie, sich auf die Liege zu setzen, die er neben Idos Bett aufschlug. Sarah kniete in der Ecke und lächelte beruhigend, wobei ihre weißen Zähne aufblitzten. Sie sah nicht älter aus als dreizehn.
    Das Schlafzimmer verwandelte sich in einen Sitzungssaal. »Was ist mit ihr?« fragte Balilati, der neben ihm auf dem Doppelbett saß und etwas über »Dalits ausgezeichnete Arbeit, obwohl sie keine Erfahrung hat« bemerkte. Er seufzte: »Theo van Gelden kann sich nicht erinnern, wann er die Bühne verlassen hat, um zu telefonieren und auch nicht daran, wie lange das Telefonat dauerte«, beklagte er sich. »Hier scheint keiner ein Motiv zu haben. Auch über Gabriels Leben haben wir nichts Neues erfahren. Hast du mit dem Typ gesprochen?«
    »Ich habe mit ihm gesprochen, wir haben noch mal mit ihm gesprochen, und am Lügendetektor war er auch schon. Übrigens habe ich auch schon die Untersuchungsergebnisse des Pflasters vorliegen.«
    »Nun?« fragte Balilati spöttisch. »Hast du mich bei einer Schlamperei ertappt?«
    »Und ob«, antwortete Michael und betrachtete, nicht ohne Vergüngen, das aufgedunsene Gesicht Balilatis, das er starrte.
    »Im Ernst?« sagte Balilati schließlich. Und seine kleinen Augen funkelten mißtrauisch.
    »Im Ernst!« sagte Michael. »Auf dem Pflaster wurden Spuren von Daunen gefunden.«
    »Ich glaube es nicht!« sagte Balilati, aber man konnte sehen, wie seine grauen Zellen arbeiteten. »Daunen?«
    »Daunen!«
    »Daunen aus Kissen oder Federbetten?«
    »Ja, genau solche.«
    »Auf dem Pflaster?«
    »Auf dem Pflaster, das man ihm über den Mund geklebt hatte.«
    »Von einem Kissen?«
    »Ja, von einem Kissen. Es sieht ganz danach aus. Sie ver gleichen zur Zeit die Daunenreste mit dem Kissen des Alten. Morgen wissen wir mehr.«
    »Willst du damit sagen, daß er zuerst mit einem Kissen erstickt wurde?«
    »Ich will gar nichts sagen, die Fakten sprechen dafür.«
    Balilati sah ihn an und dann die Tür. »Hat man es ihnen gesagt?«
    »Nein, und sie werden es auch so schnell nicht erfahren«, warnte Michael.
    »Nein, natürlich nicht!« sagte Balilati. »Was soll ich dazu sagen? Es war eine Schlamperei.«
    »Das hast du gesagt.«
    »Ja. Hättest du es anders gemacht?«
    »Woher soll ich das wissen?« sagte Michael. »Ich will hoffen, daß ich es nicht übersehen hätte. Aber wenn ich ehrlich bin, ich weiß es nicht.«
    »Die ganze Sache sah nach einem einfachen Einbruch aus. Wie hätte ich darauf kommen sollen, daß er zuerst ermordet und dann erst gefesselt wurde?«
    »In unserem Beruf ist nichts so, wie es zunächst aussieht«, stieß Michael hervor und bereute sofort den autoritären, überheblichen Ton in seiner derart banalen Aussage, als er die düstere Miene Balilatis sah. »Verzeih mir«, bat er.
    »Gut, was habe ich gesagt? Es war eine Schlamperei. Und was nun?«
    »Geh alles noch mal in Gedanken durch.«
    »Ich denke ja darüber nach. Am besten besprechen wir es morgen bei der Sitzung. Verstehst du, daß das sie freispricht?« bemerkte Balilati und zeigte mit dem Kopf in Richtung Tür.
    »Wieso?«
    »Sie sind in einem Konzert aufgetreten. Und vorher waren sie alle beschäftigt. Sie haben Alibis.«
    »So sieht es zunächst aus.«
    »Du selbst hast sie vor dem Konzert zum Friseur gebracht. Nach deinen eigenen Worten.«
    »Ja, aber nicht ihre Brüder.«
    »Einer von ihnen ist nicht mehr unter uns.«
    »Aber damals war er es noch. Und der zweite ist auch noch da. Im Moment auf jeden Fall noch.«
    »Ziehst du es tatsächlich in Erwägung?« fragte Balilati besorgt. »Dann müssen wir ihnen Begleitschutz geben. Rund um die Uhr.«
    »Du leitest die Ermittlungen? Ist das

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