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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Thema in Krimis ist.«
    »Aber die Einsamkeit der Detektive in der Literatur. Erinnern Sie sich vielleicht daran?« fragte sie, ohne zu spotten. »Natürlich wird sie in den Büchern drastischer dargestellt, aber die Idee ... konnte ich immer nachvollziehen. Selbst bei Kommissar Maigret ... Ihn lieben Sie sicher, den Maigret von Simenon.«
    Er nickte. »Er hat eine Frau, Madame Maigret«, fiel ihm plötzlich ein.
    »Er hat eine«, stimmte sie zu, »für die Hausschuhe am Abend und die Suppe. Haben Sie ihn je ernsthaft mit ihr reden hören? Sie leben wie zwei Fremde nebeneinander her.«
    »Weil er nach Verbrechern fahndet? Was hat das mit seinem Beruf zu tun? Wie hängt die Verbrecherjagd damit zusammen? Madame Maigret ist eine einfache Frau, und der Kommissar ist doch ...
    »Sie wissen nicht, wie einfach sie ist. Sie kennen sie gar nicht«, gab Ruth Maschiach zu bedenken. »Was Sie wissen, ist, daß sie wie eine Haushälterin vorgestellt wird. Maigret verliebt sich nicht einmal in andere Frauen. Das höchste der Gefühle ist, daß er sich einmal hingezogen fühlt zu jemandem, vor allem aus Neugierde und aus dem Wunsch, hinter die Wahrheit zu kommen. Kriminalkommissare verlieben sich nicht wirklich. Und nur für kurze Zeit. Meistens auf jeden Fall.«
    »Gut, nehmen wir an, Sie haben recht«, gab er schließ lich auf. »Was hat das mit meinem Baby zu tun?«
    »Reden Sie nicht von meinem Baby! Es ist nicht Ihr Baby«, sagte Ruth Maschiach scharf. »Sie sind ein vorübergehendes Arrangement. Noch. Die Polizei fahndet nach der Mutter. Sie müssen darauf vorbereitet sein, sich von dem Kind zu trennen.«
    »Ich kann nicht daran denken«, sagte er mit gesenktem Kopf.
    »Sie müssen an das Wohl des Kindes denken. Sie sind vielleicht gar nicht dafür bestimmt, eine Familie zu haben«, erklärte sie. Sie sah, wie er den Mund aufriß, und fügte hinzu: »Verzeihen Sie mir, vielleicht inzwischen doch, aber es ist zu früh, um es zu wissen. Kriminalkommissare schaffen keine intimen Beziehungen, fast nie. Sie haben kein Grundvertrauen. Ich habe es auch Ihrer Arbeit entnommen, daß Sie sich wirklich nie auf jemanden verlassen.«
    Er spürte, wie er blaß vor Zorn wurde. »Das hier ist das wirkliche Leben«, sagte er mit erstickter Stimme. »Ihre Kriterien sollten seriös sein! Selbst wenn dies ein privates Gespräch ist! Wie kann man aufgrund von Schundliteratur ... ein Mensch in Ihrer beruflichen Position ... so unverantwortlich daherreden ...«
    »Wieso Schundliteratur?« protestierte sie. »Was ist an Simenon billig? Was ist an Chandler billig? Jeder gute Krimi führt vor Augen, welche tragische Figur ein Kommissar ist. Die Wahrheit zu kennen hat seinen Preis.«
    »Ich bin nicht länger an einer Diskussion über Krimis in teressiert«, sagte er mit nervöser Entschlossenheit. »Ihre Fest stellung, daß ich nicht für eine Familie geschaffen bin, ist höchst erstaunlich. Sie hat etwas Unverantwortliches, um nicht zu sagen Dreistes«, sagte er laut.
    »Sie reagieren sauer, weil Sie wissen, daß ich womöglich recht habe«, sagte sie gelassen. Er erschrak bei dem Gedanken, es könnte eines der wenigen Male eintreffen, daß ihm ein Verhör entglitt. Er sah die kleine Frau an, ihre wachsamen Schlitzaugen, die nicht von ihm abließen. Ihre kleinen energischen Finger, den blauen Fleck auf ihrem Daumen, und er spürte, daß sie ihm nicht übel gesonnen war, daß man ihr ein gewisses Vertrauen entgegenbringen konnte, aber ihre Äußerungen hatten ihn verletzt. Der Wunsch, sie eines Besseren zu belehren, wuchs. Er wollte noch einmal von Dreistigkeit und fehlender Kenntnis der Sachlage sprechen, er wollte ihr etwas über Awigail sagen, über die Beziehung, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Er wollte darüber sprechen, daß er nicht daran schuld war und daß die Trennung nicht von ihm ausgegangen war. Aber diese Wünsche waren schwächer als das Begehren, sich vor ihr in acht zu nehmen, und das Bedürfnis, das Gespräch in die üblichen Bahnen zu lenken. Obwohl er gleichzeitig daran dachte, daß es keine üblichen Bahnen gab. Er spürte auf einmal, daß dieses irrelevante, bedrohliche Gespräch auf Dinge hinauslief, von denen er nichts ahnte.
    »Erklären Sie mir, was Sie meinen, dann lassen wir es darauf beruhen. Inzwischen können Sie mir sagen, war um ...«
    »Ich meine, daß typische Detektive gefährliche Idealisten sind. Sie handeln unter der Prämisse, es gäbe eine Welt mit Gesetzen, eine beinahe utopische Welt. Sie

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