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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sind durchdrungen von der Überzeugung, daß ihre Mission in der Welt darin besteht, um jeden Preis die Wahrheit aufzudecken. Es scheint ihnen, sie könnten die zerbrochene Weltordnung wiederherstellen. Gleichzeitig kommen sie mit Brutalität und den niedrigsten Beweggründen der Menschen in Berührung und sind ihnen ausgesetzt, und um davor auf der Hut zu sein ... um nicht kontaminiert zu werden, wenn Sie mir das Wort verzeihen, müssen sie das Leben eines Einsiedlers führen. Nichts ist seltener als ein glücklich verheirateter Kriminalkommissar, der zwei oder drei kleine Kinder hat, zu denen er am Abend zurückkehrt ...«
    »In der Literatur vielleicht«, winkte er ab, »was reden Sie da. Sie müssen entschuldigen, aber bei uns, in meinem engsten Umfeld, arbeitet ein Ehepaar, und sogar bei dieser Ermittlung sind sie ...«
    »Ich habe mehr von der Mentalität eines Detektivs gesprochen. Die beiden anderen sind anscheinend anders geartet. Sie wissen genau, was ich meine. Ich sehe es an Ihren Augen. Sogar Gabi, der ziemlich weltfremd war, sagte zu Isi – Isi hat es mir erzählt –, daß Sie ihm wie ein trauriger Mensch vorkommen, wenn nicht sogar tragisch, und durch und durch einsam. Das hat mich sehr beeindruckt aus Ga bis Mund, vielleicht hatte er auch Nitas Worte wiedergegeben, denn Gabi hat Menschen so gut wie nicht wahrgenommen. Und tiefgründige Erkenntnisse hatte er schon gar nicht. Das, was er sagte, hat mich so beeindruckt, daß ich mich sofort daran gemacht habe, ihre Vergangenheit zu durchleuchten. Ein Baby braucht eine Pflegefamilie in der es Geselligkeit, Leben, Präsenz gibt.«
    »Wie können Sie es wagen ... solche Schlüsse über mich zu ziehen, ohne ... ohne ...«
    »Ich habe meine Erfahrungen. Wissen Sie, wie viele Men schen mein Büro durchlaufen?« Trotz der Brutalität, die in ihren Worten lag, und trotz seines Gefühls – eine gewisse Si cherheit, die sich wie ein Zahnschmerz in ihn bohrte –, daß sie selbstverliebt von ihren Worten gefesselt war, als ob sie schon lange auf die Gelegenheit gewartet hatte, diese Dinge auszusprechen, die sie für eigene Erkenntnisse hielt, war ihr Ton barmherzig und hatte ihre Stimme etwas Weiches, Teilnahmsvolles. »Ich nehme an, daß Sie intelligent sind und ehrlich zu sich selbst. Irgendwo wußten Sie selbst, daß es nicht klappen konnte, schon bevor Gabriel van Gelden ... ermordet wurde.«
    »Das stimmt nicht«, versicherte er. »Ich habe keinen Grund gesehen, weshalb es nicht gutgehen sollte. Ich sehe immer noch keinen. Ich weiß, ich kann dem Baby Dinge vermitteln ... Ich kann durchaus mit Nita zusammenleben, es kann eine dauerhafte Beziehung für das ganze Leben wer den.«
    »Für das Leben ...«, winkte Ruth Maschiach ab. »Solche Floskeln passen nicht zu Ihnen. Was wissen wir schon über das ganze Leben.«
    Er sah über ihre Schulter und schwieg.
    »Gabi hat Isi gesagt, es wäre nicht einmal ein Verhältnis«, bemerkte sie sanft. »Ich führe mit Ihnen ein Privatgespräch. Ich habe von meinen Insider-Informationen keinen Gebrauch gemacht ... Gabi hat es Isi erzählt und wußte nicht, daß Isi mit mir darüber sprechen würde. Und Isi hat es mir erzählt, als hätte er dabei vergessen, womit ich mich beruflich beschäftige ... Falls Sie an ein zufälliges Vergessen glauben.« Er sah sie schweigend an. »Ich hatte ohnehin vor, Sie in mein Büro zu bestellen«, tröstete sie ihn. »Es hat sich nur ergeben ...« Sie schüttelte sich.
    »Gabi hat nichts gewußt. Über seine Schwester hat er nichts gewußt. Außerdem ändern sich die Dinge«, bettelte er wie ein Kind.
    »Das hängt nicht wirklich damit zusammen«, sagte sie mitleidig. »Sie scheinen mir nicht geeignet, aber vielleicht finden wir die Mutter ... Der Wille allein genügt nicht, um geeignet zu sein. Sie ist vielleicht erst zwei Monate alt ...«, rief sie in Erinnerung. Vorwurfsvoll fügte sie hinzu: »Wenn Sie beide sich entscheiden, können Sie immer noch ... Wissen Sie, wie viele Jahre Paare, die keine Kinder bekommen, warten? Zehn Jahre? Und hier haben wir ein gesundes, zwei Monate altes Baby! Wie kann ich es einem Mann überlassen, der allein lebt, und noch dazu einem Kriminalkommissar?!«
    Es war Zeit, zum Angriff überzugehen, sagte er sich. »Isi hat Ihnen alles erzählt, haben Sie gesagt.«
    »Viel«, präzisierte sie. »Keiner erzählt einem anderen alles, wie Sie sicher wissen.«
    »Viel. Nehmen wir es einmal an. Wissen Sie vielleicht, wo Gabi in der Zeit war, in der sein Vater

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