Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
ermordet wurde?«
    Sie furchte die Stirn und drückte mit dem Finger auf einen Punkt im Zentrum. »War es an dem Tag des Saison eröffnungskonzerts? Isi war auf einer Konferenz in Euro pa ...«, murmelte sie.
    »Nein, darüber weiß ich nichts.«
    »Und von der Krise, die die beiden in der letzten Zeit hatten?«
    »Eine Krise?« aufrichtiges Staunen lag in ihrer Stimme. »Was für eine Krise?«
    »Wir haben hier in dem Verhör und durch den Lügendetektor herausgefunden, daß die Beziehung der beiden in einer Krise steckte.«
    Wieder wurden die feinen, zarten Brauen über den schma len Augen, die vor lauter Konzentration in ihren Höhlen zu verschwinden schienen, zusammengezogen. Plötzlich erin nerten sie Michael an die Augen ihres Ex-Ehemannes. »Was weiß ich? Ich glaube, wegen den Umständen, seinem Vater und all dem, war Gabi in einer beinahe manischen Stim mung, bevor sein Vater starb. Nach dem Tod seines Va ters ...«
    »Okay, nennen Sie es Stimmung, aber wissen Sie, wodurch diese Stimmung entstanden war?«
    »Familiäre Angelegenheiten. Etwas mit seinem Vater«, rekonstruierte sie mühsam. »Verstehen Sie«, sie beugte sich nach vorne, ihre kleinen Finger waren ineinander verhakt, und ihre Hände lagen auf dem Tisch. »Isi ist wie ein Kind, in gewisser Beziehung. Er hatte manchmal Angst vor Gabi. Vor allem, wenn Gabi sich in sich zurückzog oder sich absonderte. Dann dachte Isi, daß er ihn nicht mehr liebte oder daß es ein Hinweis auf eine Trennung war. In Isis Augen ist Liebe etwas, das von heute auf morgen vergehen kann. Er ist wie ein Kind. Manchmal hat es mich rasend gemacht, wenn ich sah, wie sehr er sich bemühte, Gabi gerecht zu werden.«
    »Es gibt keinen Unterschied zwischen einem heterosexuel len Ehepaar und ...«, dachte Michael laut.
    »Was haben Sie denn gedacht?« wunderte sich Ruth Maschiach erneut. »Ich habe es Ihnen schon vorher gesagt – es gibt hier eine Paardynamik. Manchmal hat Isi mich gebe ten, Gabi nichts davon zu sagen, daß wir uns getroffen hatten. Vor allem nicht dann, wenn wir uns amüsiert haben. Sagen wir, wir haben gut gegessen ... Einmal hat es deswe gen einen großen Streit gegeben, als ich ein Treffen in einem italienischen Restaurant in Tel Aviv erwähnte. Isi kochte vor Wut, weil Gabi ihn beschuldigte, ihm nichts davon erzählt zu haben. Er warf Isi vor, ihn für ein eifersüchtiges Monster zu halten, vor dem man alles geheimhalten muß.«
    »Sie haben gesagt, die Beziehung sei harmonisch gewesen. Intakt«, wies Michael sie zurecht.
    »Eine gewisse Harmonie war wirklich vorhanden!« sagte sie überrascht. »In einer intimen Beziehung zwischen zwei Menschen gibt es aber fast immer auch eine Lüge ... Lügen. Wegen der Angst. Hauptsächlich wegen der Angst, der Angst vor der Eifersucht, der Angst, dem anderen wehzutun, hauptsächlich wegen der Angst, den Geliebten zu verlieren. Sie wissen, daß es so ist, deshalb leben Sie allein«, sagte sie leise. »Und ich auch«, fügte sie flüsternd hinzu. »Es ist schwer, diese Entgleisungen zu akzeptieren. Aber zwischen ihnen war Liebe.«
    »Und Abhängigkeit und Angst und Geheimnisse«, fügte Michael hinzu.
    Sie zuckte die Schultern.
    »Und was war in der letzten Zeit los in ihrer Beziehung?«
    »Zuerst war da das Ensemble. Die Gründung hat Gabi aufgefressen. Er war rund um die Uhr beschäftigt. Später ist dann dieser schreckliche Tod Felix van Geldens dazugekommen. Gabi hing sehr an seinem Vater, und die Tatsache an sich, daß er tot war, und dann auch noch die Umstände, haben ihn sehr deprimiert. Sicherlich hat er getrauert. Darüber hinaus fühlte Isi sich schuldig, weil er in dieser Zeit nicht hier war. Obwohl er seine Konferenz in der Mitte abbrach und zurückkam. Außerdem ... Vor ein paar Tagen hat er mir gesagt, daß Gabi etwas bedrückte und daß er ihm nicht sagte, um was es ging. Daß irgendein Rechtsanwalt oder sonst jemand ihn aus Amsterdam angerufen hat.« Wieder rieb sie heftig ihre Stirn. »Ich habe Kopfschmerzen«, entschuldigte sie sich.
    »Aus Amsterdam?« Er schaute auf das Aufnahmegerät und fragte sich, wie er diese Kassette den Kollegen vorspielen sollte. Er beschloß, den ersten Teil zu löschen.
    »So hat Isi es mir vor ein paar Tagen gesagt. Aber ich kann mich nicht genau erinnern, denn ich hatte nicht immer die Geduld, mir alles anzuhören, was ihn quälte. Er war wirklich manchmal wie ein jammerndes ... wie ein jammern des Weib.« Sie lächelte: »Man kann Klischees nicht ganz vermeiden«,

Weitere Kostenlose Bücher