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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Bewegung wie Ruth Maschiach nach ihrer Stirn. »Ich habe nur das Cello in Theos Zimmer gelegt, bin zur Toilette gegangen, habe Theo auf der anderen Seite des Flurs gesucht, und weil die Birne durchgebrannt war, bin ich zur Bühne zurückgegangen.«

10
Kinder findet man nicht
auf der Straße
     
     
     
    »Ich verstehe Ihre Frage nicht«, sagte Theo und steckte seine Hände in die Taschen der hellen Hose. »Meinen Sie, ob ich nach der Probe mit ihm gesprochen habe?«
    »Ich glaube, ich habe meine Frage klar und deutlich for muliert: Ich will wissen, ob Sie nach der Probe, nachdem Sie mit Nita in Ihrem Büro waren, nachdem Sie die Tür abgeschlossen haben und zurück zur Bühne gegangen sind, noch mit Gabi gesprochen haben.«
    »Meinen Sie, ich hätte Ihnen das verheimlicht, wenn es so gewesen wäre? Oder Ihrem Kollegen?« Theo zeigte mit dem Kopf auf Balilati, der neben Michael saß und sehr konzentriert seine abgebissenen Fingernägel begutachtete. »Oder der jungen Dame? Ich hätte es ihr gesagt. Wir haben Stunden miteinander verbracht!«
    »Ich meine gar nichts«, sagte Michael mit dem kühlen, fast gleichgültigen Ton, mit dem er seit Beginn des Verhörs sprach. »Ich muß diese Frage stellen, und ich stelle sie.«
    »Und ich antworte.« Theo zog die Hände aus der Hosentasche und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Ich habe nach der Probe kein einziges Wort mit Gabi gesprochen. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, bis ... bis ich ihn tot dort liegen sah.«
    »Wie kommt es, daß Nita ihn gesehen hat und Sie nicht?«
    »Woher soll ich das wissen?!« rief Theo wütend. »Was soll ich Ihnen auf solch eine Frage antworten?« Er rieb sich die Wangen. Auch unter seinen Augen, wie unter den Augen seiner Schwester, lagen dunkle Ringe. Sein Blick war gehetzt und bekümmert.
    »Sie hat gesehen, wie er sich gegen den Pfosten lehnte und mit Ihnen sprach.«
    »Sie kann mich nicht gesehen haben«, sagte Theo gereizt. »Vielleicht hat sie Ihnen gesagt, daß sie mich gesehen hat. Sie hat es vielleicht behauptet! Es ist ein Unterschied, ob man etwas gesehen hat oder ob man behauptet, etwas gesehen zu haben. Ich behaupte etwas anderes. Außerdem glaube ich nicht, daß meine Schwester so etwas geäußert hat. Sie ist meine Schwester! Und sie ist, daß wissen Sie sehr genau, momentan in einer fürchterlichen Verfassung. Warum sollte sie eine derart belanglose Lüge über mich verbreiten?«
    »Belanglos? Man kann wirklich nicht von Belanglosigkeit sprechen«, sagte Michael.
    »Wieso? Was ist daran so wichtig? Wollen Sie damit sa gen, daß ich – der letzte war, der ihn gesehen hat? Etwa, daß ich ihn umgebracht habe? Oder wie soll ich das verstehen?! Wo ist sie überhaupt?!« verlangte Theo zu wissen, als ob er die Zeitverschwendung nicht länger hinnehmen wollte. »Ich will mich persönlich davon überzeugen, daß sie solch eine Äußerung gemacht hat. Sie soll es mir selbst sagen! Warum haben Sie sie nicht hergebracht? Was haben Sie vor?«
    »Eins nach dem anderen«, sagte Michael in einem ruhigen Ton, mit dem er versuchte, von seiner pochenden Halsschlagader abzulenken. Er dachte, daß sie durch die Haut hindurch für jedermann sichtbar war. Er konnte nicht umhin, ständig an die Worte des Hypnotiseurs zu denken.
    »Sie lügt nicht, und sie hat auch keine Vorstellung abgegeben«, hatte der Arzt nach der Sitzung in seinem Behandlungszimmer gesagt. »Etwas beängstigt sie an dem, was sie gesehen hat. Es erschreckt sie in solch einem hohen Maß, daß die Erinnerung an sich schon eine Gefahr für sie darstellt. Sie ist nicht bereit, sich an die Details zu erinnern. Es ist kaum zu glauben, was und wieviel wir verdrängen können, um uns zu schützen. Manchmal ist es geradezu unfaßbar, und dies gilt für jeden Menschen, ungeachtet seiner Bildung und seiner Intelligenz. Sie hat sicherlich jemanden oder etwas Bestimmtes gesehen, und allein schon dieses Wissen stellt für sie eine Gefahr dar. Ich meine Gefahr im psychischen Sinn.«
    »Überhaupt«, protestierte Theo, »ich verstehe das Ganze nicht. Wieso müssen wir hier darüber reden. Man könnte meinen, daß Sie mich verdächtigen. Wieso werde ich hier verhört?«
    »Sie sind noch nicht offiziell vorgeladen«, mischte Balilati sich zum ersten Mal ein und verschränkte die Arme über der Brust. »Nennen wir es einfach ein Gespräch. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, mit uns zusammenzuarbeiten, um denjenigen zu finden, der Ihren Vater und Ihren Bruder umgebracht hat?«
    »Denken Sie, es

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