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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Zusammen. Wir musizieren«, sagte Nita, und wieder strahlte ihr Gesicht. »Wir spielen. Wie früher. Der Streit zählt nicht. Es geht um die Arbeit.« Plötzlich verzogen sich ihre Lippen, und Tränen schossen ihr in die Augen. »Unser Vater ist tot«, sagte sie und schluchzte. Sie trocknete mit geballten Fäusten ihre Augen und zog die Nase hoch.
    »Gefällt es Ihnen, wenn Theo die Probe unterbricht?«
    »Manchmal lernen wir daraus. Theo ist sehr kompetent«, sagte sie kindlich, beinahe verwöhnt.
    Michael meinte jeden ihrer Gesichtsausdrücke zu ken nen, die ihm in diesem Moment in ihrer Schärfe fremd waren.
    Der Arzt warf Michael einen Blick zu. »Wollen Sie ihr eine Frage stellen?« sagte er mit seiner normalen Stimme, und Michael wunderte sich, daß er nicht flüsterte. Aber er nickte und ging näher heran.
    »Sie machen eine Pause«, sagte Dr. Schumer. Nita legte ein nicht vorhandenes Cello zu ihren Füßen ab und sah sich um. »Ist der Koffer hinter der Bühne?« wunderte sie sich und stand leichtfüßig auf. »Ido ist hier«, sagte sie ausgelassen. »Michael kommt mit Ido. Und mit Noa. Sie hat einen orangefarbenen Strampler an. Er ist noch von Ido. An der Wippe hängt die Spieluhr. Ido beißt in Mathilda, Mathilda ist sein Hase.«
    »Es ist nach dem Zwischenfall mit Teddy Kollek. Was passiert nach der Pause?« fragte Michael.
    »Ido ist weg«, sagte sie verblüfft. »Er war hier, nun ist er wieder weg. Michael hat die Kinder mitgenommen.«
    »Alle kehren zur Bühne zurück«, erwähnte Michael.
    »Alle gehen zurück«, bestätigte sie und bückte sich, als hätte sie vor, das Cello aufzunehmen.
    »Habt ihr das ganze Konzert geprobt?«
    »Den zweiten Satz«, sagte sie wie aus einem Traum. »Wir haben nur noch genug Zeit für den zweiten Satz. Theo schreit nicht viel.« Sie lächelte wieder sanft. »Er freut sich, aber er sagt es nicht. Denn so ist Theo. Er denkt, nun ist es gut. Er sagt: ›So weit ist es in Ordnung.‹ Er sieht Gabi nicht an. Gabi spielt fabelhaft. Er macht seine Sache so gut!« Sie senkte den Blick, hob die Augen und sah ihn direkt an. Dennoch hatte er den Eindruck, daß sie ihn nicht wahrnahm. »Auch ich spiele nicht schlecht. Mein Spiel ist in Ordnung«, sagte sie mit einer klaren, ungekünstelten Stimme, als spreche sie über eine Tatsache, aber in ihre Wangen stieg ein rosa Ton der Verlegenheit.
    »Theo erklärt die Probe für beendet. Was dann? Werden die Instrument eingepackt?«
    »Ja, alle. Es ist laut. Frau Agmon steht unten, neben der Bühne.«
    »Wer ist noch auf der Bühne? Siehst du die Leute, die die
    Bühne verlassen, siehst du, wie sie rausgehen?«
    Michael sah, wie sie mühsam den Kopf schüttelte.
    »Ist Gabi auf der Bühne?«
    »Gabi geht weg. Er muß etwas erledigen.« Ihre Augen wurden schmal. Schwarze Schatten fielen auf die Seen. »Er hat die Bühne verlassen.«
    »Wer geht noch?« fragte Michael und lauschte dem schweren Atem des Arztes, der die Augen nicht von Nitas Gesicht nahm.
    »Ich bin es nicht, die ... Ich nicht ...« Ihr Gesicht verzog sich, ihre Augen fielen zu, ihre Lippen zogen sich zusammen, und ihr Mund öffnete sich. Sie krallte ihre Hände ineinander. Ihre Beine zuckten. Ihr Gesicht war kreidebleich. »Gabriel geht hinaus«, sagte sie keuchend. »Er muß ...« Ihr Kopf fiel zurück.
    »Sie verliert das Bewußtsein«, sagte der Arzt, »wir müssen aufhören. Sie zeigt deutliche Alarmsignale.«
    »Nur noch eine Frage«, bat Michael. »Eine einzige.«
    Der Arzt hob entschlossen den Arm. »Antworten Sie nicht!« sagte er autoritär. »Vergessen Sie diese Frage. Sie sind wieder am Ende der Probe«, sagte er beruhigend. Nitas Körper entspannte sich. »Öffnen Sie die Augen und verges sen Sie die Frage! « Sie hob den Kopf und öffnete die Augen.
    »Schläft sie, oder ist sie wach?« fragte Michael.
    »Sie ist wieder unter tiefer Hypnose«, sagte der Arzt nach Sekunden des Schweigens. »Ich bin nicht bereit, sie nochmals in diese Lage zu bringen.«
    »Aber wir wissen nichts, was wir nicht schon gewußt hätten«, sagte Michael verzweifelt. »Nichts! Ich muß es versuchen ...«
    Der Arzt sah ihn argwöhnisch an.
    »Es geht um sie. Wir müssen eine Antwort für sie finden. Sie muß wissen, ob sie es getan hat.«
    »Ich bin bereit, es noch einmal zuzulassen. Aber nicht auf die gleiche Weise. Wir müssen die Fragestellung ändern«, sagte der Arzt und sah auf den Bogen auf dem Tisch. »Vielleicht ist es besser, wenn ich die Fragen stelle.«
    »Aber fragen Sie sie

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