Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
verzichten – denn für einen Moment begriff er, daß ein zeitweiliger Verzicht einen Verzicht für immer bedeuten konnte –, würde er keine Worte finden. Und auch wenn er sie fand, würde Schorer ihn nicht verstehen. »Du kannst mich unter Bewachung stellen. Was immer du auch von mir verlangst. Ich bin sogar bereit, vorübergehend meine Wohnung zu verlassen«, sagte er schließlich, »nur laß mich weiter an dem Fall arbeiten. Ich bitte dich. Ich muß auch sicher sein können, daß sie bewacht wird. Sie könnte in Gefahr sein. Ich weiß nicht, ob ich dir schon gesagt habe, wie sehr ich mir um sie Sorgen mache ...«
    »Denkst du nicht, daß sie dich gerade jetzt mehr als Freund braucht?« fragte Schorer. »Lassen wir die Vorschriften einmal beiseite. Wir führen ein persönliches Gespräch.«
    »Ich kann jetzt nicht ihr Freund sein!« beklagte sich Mi chael. »Ich kann es nicht, bis ich die Beweislage kenne! « Die Trockenheit in seiner Kehle tat weh. Er trank den Rest Kaffee.
    »Ich würde die Ermittlungen in einem Mordfall gefähr den, bei denen mir der Polizeipräsident und der Minister im Nacken sitzen und die Journalisten und Gott und die Welt mir auf die Finger schauen. Soll ich mir eine Schlappe erlauben, nur wegen deiner privaten Probleme?« sagte Scho rer verärgert. »Jetzt haben wir die persönlichen Bahnen verlassen. Wir reden jetzt über die Arbeit, darüber, was gut für die Arbeit ist. Ich habe es dir immer gesagt, um arbeiten zu können, braucht man Abstand.«
    Michael dachte lange nach. »Es gibt Dinge, die nur ich sie fragen kann«, sagte er schließlich, »oder die ich allein verstehe«, fügte er rasch hinzu. Und als er sah, wie sich Schorers Gesicht verfinsterte, beeilte er sich hinzuzufügen: »Ich bin der einzige von allen deinen Leuten, der etwas von klassischer Musik versteht. Nicht viel, aber immerhin etwas. Und dies, das kannst du mir glauben, ist ein musikalischer Fall.«
    Schorer kicherte. »Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es um den ›Geist der Dinge‹ geht, die du so sehr liebst«, sagte er mit belustigter Verbitterung. »Ich habe mich ge wundert, daß du bis jetzt noch nicht davon angefangen hast. Aber diesmal ist es nicht so einfach. Weißt du noch, wie sehr du dich mit Arie Klein verrannt hast? Und bei ihm warst du nur Student. Du konntest nicht anders, als ihm zu glauben. Auch als du ihn längst der Lüge überführt hattest. Du hast ihn gemocht und geschätzt, weil du ihn kanntest. Und hier?! Meinst du, hier kannst du objektiv sein?«
    »Ich glaube es wirklich, zu neunundneunzig Prozent. Der Sachlichkeit halber lassen wir ein Prozent offen.«
    Schorer fiel ihm wild ins Wort: »Du kennst unsere Regeln haargenau. Sie existieren in jedem Beruf. Und das, du würdest es an meiner Stelle genauso sehen, aus gutem Grund. An einem Fall, in dem wir befangen sind – sollten wir nicht arbeiten.«
    »Aber ich sehe es diesmal anders. Es ist nicht wie bei Arie Klein«, protestierte Michael, obgleich er deutlich spürte, daß seine Einwände nicht auf fruchtbaren Boden fielen. Und nicht einmal ihn selbst überzeugten. Und daß er etwas provozierte, was besonders gefährlich zu sein schien. Wie ein Spieler, der sich dazu gedrängt fühlt, alles auf eine Karte zu setzen. »Außerdem ist es eine Tatsache, daß ich auch bei ihm richtig lag. Er hat gelogen, aber es tat nichts zur Sache. «
    »Habt ihr noch keinen verhaftet?« fragte Schorer in einem ganz anderen Ton, als sehe er den Polizeipräsidenten oder den Minister vor sich. »Oder muß ich Balilati herzitieren, um erschöpfend über den Stand der Dinge informiert zu werden?«
    »Wir haben noch niemanden verhaftet. Wir haben nur Pässe einbehalten. Es ist nicht so, daß Balilati jemanden ver haften wollte und ich dagegen war.«
    »Der Freund Gabriel van Geldens«, dachte Schorer laut, »oder der Bruder und die Schwester. Vielleicht sogar dieser armselige Kranke, man müßte zumindest ein Protokoll aufnehmen. Was ist mit Isi Maschiach. Ihr habt ihn noch nicht richtig ins Verhör genommen.«
    »Auch Nita nicht.«
    »Du hast im Moment noch keinen Anhaltspunkt«, gestand Schorer. »Eigentlich noch bei niemandem. Da hast du recht.«
    »Dann«, sagte Michael mit einem plötzlichen Geistesblitz und beinahe erleichtert, »werden wir vielleicht noch ein, zwei Tage warten. Vielleicht können wir morgen, wenn ich mit Dora Sackheim gesprochen habe und den ganzen Tag mit beiden in Zikhron Yaakov verbracht habe, die Lage neu sondieren ...«
    »Meinst

Weitere Kostenlose Bücher