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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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werden«, warnte Michael.
    »Ich gehe ohnehin nicht aus dem Haus«, sagte Isi deprimiert. »Ich warte auf Sie und rühre mich nicht vom Fleck.«
     
    »Es gibt da etwas, das ich nicht verstehe«, sagte Michael an der Tür zum Sitzungszimmer: »Einen Moment bitte!«
    »Du bist noch nicht weg?« fragte Zila überrascht.
    »Einen Moment«, sagte er wieder, »ich bitte um Aufmerksamkeit!« Alle wurden still und sahen ihn erwartungsvoll an.
    Er achtete darauf, Balilatis Gesicht zu fixieren und nur Balilatis Gesicht. Aus den Augenwinkeln nahm er die zeich nenden Bewegungen Schorers wahr, der das Ende eines verbrannten Streichholzes über einen weißen, glatten Bogen Papier gleiten ließ, den er mit der zweiten Hand sorgfältig glattstrich, als ob er nichts aufnahm, als ob er nicht bei der Sache wäre. Doch Michael wußte, daß er in solchen Momenten sehr konzentriert war.
    »Ich habe gerade mit Isi Maschiach gesprochen«, sagte er langsam, ohne seine Augen von Balilati zu nehmen.
    »Und?« sagte Balilati ungeduldig. »Was kam dabei heraus?«
    »Es kam dabei heraus«, betonte Michael, »daß niemand mit ihm über irgendeinen Schlüssel zu Herzls Wohnung gesprochen hat. Er kennt auch keine Polizistin mit Namen Dalit.«
    Balilati riß den Mund auf und kniff die Augen zusammen. »Das hat er gesagt?« staunte er und drehte sich schroff nach Dalit um, die plötzlich besonders friedlich aussah, die Schultern hob und die Arme zu einer hilflosen Geste ausbreitete, aber kein Wort sagte.
    »Was soll das bedeuten?« fragte Balilati sie barsch. »Warst du gestern nach bei ihm oder nicht?«
    »Natürlich war ich dort«, sagte Dalit und riß ihre gro ßen, hellen Augen auf. Wie Schmetterlinge flatterten ihre Li der und beschatteten die blasse Haut.
    »Und, habt ihr über den Schlüssel gesprochen?«
    »Natürlich haben wir darüber gesprochen«, sagte sie mit entschlossener Ruhe, ließ einen Finger über eine zarte Augenbraue gleiten und verwob dann ihre Finger miteinander.
    »Und der Schlüssel?«
    »Der Schlüssel ...« Für einen Moment schien etwas an ihrer auffälligen Sicherheit zu bröckeln. »Er ist bei den Unterlagen, die wir mit den restlichen Beweisstücken der Spurensicherung übergeben haben. Ich habe die Sachen gestern nacht in einer Tüte hingebracht«, sagte Dalit schnell.
    »Bist du noch in der Nacht zum Labor gefahren?«
    »Heute früh, bevor ich kam«, sagte Dalit, die einen ver teidigenden Ton anschlug und ihn mit einem verletzten Blick direkt ansah. »Ich habe die Sachen in einem Umschlag dort gelassen«, fügte sie hinzu.
    Balilatis Augen wurden noch kleiner. Er sah Michael an. »Jemand sagt hier nicht die Wahrheit«, faßte er schließlich zusammen. Seine Worte hallten in dem stillen Raum. »Jemand lügt, und das gar nicht schlecht. Was steht in dem Bericht des Streifenwagens von heute morgen? Sie müssen den Besuch von Dalit bei Isi Maschiach registriert haben. Was soll das heißen: ›Er kennt keine Polizistin Dalit‹?«
    »Wir haben den Bericht von gestern nacht noch nicht vorliegen«, sagte Zila unbehaglich. »Unsere Vereinbarung lautet, daß sie die Berichte gegen Mittag abliefern.«
    »Es kann sein, daß sie mich nicht gesehen haben«, Dalit zögerte.
    »Warum sollten sie dich nicht gesehen haben? Hast du dich vermummt, oder was?« verlangte Balilati zu wissen, wartete nicht auf eine Antwort und fragte Michael erneut: »Was heißt das, er ›kennt keine Polizistin Dalit‹?«
    »Ich sage dir nur, was ich gehört habe«, sagte Michael von seinem Platz an der Schwelle und lehnte sich gegen die Tür, die er geschlossen hatte. »Du kannst die Aufnahme des Gesprächs in Schorers Büro abhören. Warum sollte er so etwas behaupten? Was hätte er davon?«
    »Gut, man muß noch mal mit ihm reden«, sagte Balilati mit Unbehagen. »So etwas hatten wir noch nicht. Hier läuft etwas total schief. Warum sollte er es sich anders überlegen, nachdem er diesen Schlüssel schon ausgehändigt hat?«
    »Warum, ich frage mich auch nach dem Warum«, sagte Michael.
    »Ich habe keine Ahnung«, beharrte Dalit, als Balilati sie wieder ansah. Jetzt war ihr Gesicht rot angelaufen. Michael war sehr verlegen. Er wußte selbst nicht, was er glauben sollte. Auf einmal bereute er es, daß er die Sache vor allen Anwesenden vorgebracht hatte, nicht unbedingt, weil er an den Worten Isi Maschiachs zweifelte, dem er aus irgendeinem Grund glauben wollte, sondern weil er überzeugt war, daß etwas Trübes, Schmutziges im Gang war und daß er es

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