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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Dinge.«
    »Was ist los?« fragte Michael, als Isi Maschiach blätterte, innehielt, plötzlich lächelte, aufgeregt den Kopf schüttelte und murmelte: »Wie schön, sehen Sie nur, wie schön, wie konnte er es mir vorenthalten ... Ich sehe hier, hier ist ein Agnus Dei«, wieder wischte er sein Gesicht und atmete schnell, »es ist auf sehr aufregende Weise komponiert. Ich verstehe genau, was er hier macht. Wenn die Begleitung in einem Siciliano-Rhythmus ist, das ist der Sechsachtelrhythmus mit betontem erstem Schlag. Sie kennen das Siciliano von ... sagen wir, von Fauré?«
    Michael bewegte den Kopf in einer undeutlichen Bewegung.
    »Die Streicher spielen alle diesen Rhythmus, und der Chor kommt mit langen Noten dazu. Und ich kann genau sehen ... Ich kann mir genau vorstellen, daß das ... Das muß ganz außerordentlich sein. So schön ... Aber hier«, sagte er, als er zum letzten Heft kam, »wird es in der Mitte unterbrochen. Der Rest ist nicht da.«
    »Wie konnte diese Handschrift nach Holland gelangen?« zweifelte Balilati. »Sie haben gesagt, er lebte in Italien.«
    »Vivaldi ist sein ganzes Leben lang umhergezogen. Er rei ste durch ganz Italien, aber er unternahm auch Auslandsreisen. 1740 war er in Dresden, und es ist bekannt, daß er 1738 in den Niederlanden war. Er war schon damals sehr berühmt. Und sogar Johann Sebastian Bach selbst und Carl Philipp Emanuel Bach bearbeiteten Stücke von ihm ... Und das hier«, er zeigte auf die Hefte, »da bin ich mir sicher, ging von Hand zu Hand. Ich versuche, mich zu erinnern, denn ich habe gelesen ... Es gibt eine Dokumentation über die Aufführung eines Stückes, das es hätte sein können. Es gibt eine Dokumentation über ein Stück, das 1722 aufgeführt wurde oder 1728. Es wurde nie gefunden. Es ist eines der Rätsel. Nirgendwo steht etwas über ein Requiem.«
    »Sie kennen sich wirklich gut damit aus«, sagte Balilati hinter Michaels Schulter mit einem Mißmut, der einen Teil Respekt enthielt.
    »Vivaldi? Ich bin ein Kenner von Vivaldi«, sagte Isi Maschiach verbittert. »Deshalb verstehe ich nicht, wie Gabi ... Mit allem, was Vivaldi betraf, kam er ... Ich weiß alles, was über ihn bekannt ist. Jedes Jahr, jeder Streit, jede Frau, die er hatte ...« Seine Unterlippe bebte, und er rang die Hände. »Ich kann es nicht begreifen. Und ich dachte, er hat jemand anderen. Vielleicht, als ich ihn verdächtigte ... als ich böse auf ihn war, war er hiermit beschäftigt.«
    Für einen Moment schwieg er und schnappte nach Luft.
    »Gut, man könnte sagen, es war auch eine Art von ›jemand anderem‹, nicht weniger als ...« Er wurde für einen Moment still. »Er hat mir gesagt, er geht zu seinem Vater. Ich rief dort an, aber es ging niemand an den Apparat. Ich dachte, er lügt, und machte ihm eine Szene, als er zurückkam. Vielleicht waren sie ja zusammen und haben sich informiert über ... Ich hätte mir gewünscht ... Wie konnte er mich bloß ausschalten!«
    »Vielleicht hat er Geheimhaltung geschworen?« schlug plötzlich Ja'ir von seinem Platz neben der Tür vor.
    Michael drehte sich mit einemmal um und heftete einen Blick auf ihn, der ihn zum Schweigen bringen sollte. Er befürchtete, er könnte Isi nun nicht mehr zu einem solch offenen Gespräch animieren.
    »Wer?! Wer könnte ihn dazu veranlaßt haben?« begann Isi mit wachsender Kränkung laut zu denken, und plötzlich wurde er still.
    »Ja?« Balilatis kleine Augen verengten sich, als er fragte: »Ja? Was wollten Sie sagen?«
    »Nur Felix ...«, sagte Isi Maschiach mit gesenktem Kopf. »Nur er hatte diese Macht über Gabi, ihn schwören zu lassen, mir nichts davon zu sagen ... Ich kann einfach nicht verstehen, warum. Wozu denn? Gerade mich hätten sie darüber befragen müssen. Es kann doch nicht sein, daß Theo davon wußte und Gabi nicht. Und wenn Theo es wußte, warum hat man es denn mir nicht erzählt? Ich begreife es nicht.«
    »Dann sind Sie ein Vivaldi-Experte«, lenkte Balilati ihn zurück auf das Thema. »Wir haben Glück«, sagte er ohne Begeisterung. »Sie waren mitten in Ihren Ausführungen. Sie haben gesagt«, er rollte die Augen zur Decke und sah Isi Maschiach erneut hinter Michaels Schulter an, »Sie sprachen von den Dokumenten. Daß kein Requiem erwähnt wird.«
    In einer monotonen Stimme, als ob er nicht richtig bei der Sache wäre, sagte Isi Maschiach: »Die Holländer hatten bessere Druckereien als die Italiener. Es gab damals in Nord europa eine große Nachfrage nach italienischer Musik. Am

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