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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Küche«, präzisierte Theo, ohne sich über die Frage zu wundern.
    »Wissen Sie, wie der Kriminalbeamte heißt, den man geschickt hat?«
    »Hier sind zwei, nein, drei. Und eine Frau von der Spurensicherung. Ein Arzt und noch ein paar andere Leute, ich weiß es schon nicht mehr so genau.«
    »Aber einer leitet doch die Ermittlungen? Wer erteilt dort die Anweisungen?«
    »Einer«, sagte Theo von Gelden ungeduldig, »der ununterbrochen redet. Er ist recht beleibt. Aber ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern.«
    Einen Moment lang fragte sich Michael, ob er Theo van Gelden bitten sollte nachzufragen, aber das hätte schon etwas Verdächtiges gehabt. Wenn der Sohn, der gerade die Leiche seines Vaters gefunden hat, an den Tatort zurückging, um nach dem Namen des ermittelnden Beamten zu fragen, würde man ihn verhören, warum der Name ihn interessierte. Man konnte Theo auch nicht bitten, Michaels Namen aus dem Spiel zu lassen. Etwas in Michael lehnte sich dagegen auf, daß er so im unklaren gelassen wurde. Für einen Moment dachte er daran, einen Babysitter zu suchen oder sogar die Kinder mitzunehmen. Es durfte doch nicht wahr sein, daß er gerade in dieser Situation dazu verdammt war hierzubleiben!
    »Warum wollen Sie das wissen? Kennen Sie jemanden hier?« fragte Theo van Gelden nervös. Michael fiel ein, daß Theo van Gelden nichts über ihn wußte. Nicht einmal et was über seine Arbeit bei der Polizei. Es war besser, entschied er, ihm in diesem Moment nichts darüber zu sagen. Plötzlich hörte er im Hintergrund ein rauchiges Husten und danach eine laute, wohlvertraute Stimme, die sagte: »Herr van Gelden ... wir brauchen Sie einen Moment.«
    Theo van Gelden sagte in den Hörer: »Ich bin gleich fertig, es ist wegen des Babys meiner Schwester, denn ...«
    »Alles klar, kein Problem, sobald Sie fertig sind«, brummte die bekannte Stimme.
    Es bestand kein Zweifel, und dennoch flüsterte Michael in den Hörer: »Dani Balilati? Ist das der Name des Beamten?«
    »Ich glaube, ja«, bestätigte Theo van Gelden, »aber jetzt muß ich ... Sie haben es gehört. Soll ich ihr sagen, daß es klargeht? Werden Sie bei dem Kind bleiben?«
    »Bis sie zurückkommt, rühre ich mich nicht vom Fleck, sagen Sie ihr das«, versprach Michael. »Sagen Sie ihr auch, sie soll mich anrufen, und sie soll meinen Namen nicht erwähnen«, fügte er widerwillig hinzu. Er staunte über seine eigenen Worte (schließlich ist es Balilati, sagte ihm die andere Stimme), »aber das sagen Sie ihr leise.«
    Theo van Gelden murmelte etwas Unverbindliches, das ihn nicht beruhigte.
    Michael setzte sich und hörte sein Herz klopfen. Es war dumm von ihm zu glauben, daß er das Baby geheimhalten könnte. Wenn es bis jetzt geklappt hatte, war das ein Wunder. Aber jetzt, wo Dani Balilati im Spiel war und in nächster Zeit ständig bei Nita auftauchen würde, gab es keine Möglichkeit mehr, irgend etwas geheimzuhalten. Und warum blieb er dann freiwillig hier, zwischen Babys und Küchengeschirr? Etwas in ihm konnte nicht glauben, daß er es war, der dort neben dem Spülbecken stand, anstatt an den Ort zu eilen, an dem er gebraucht wurde.
    Er wusch das Geschirr im Spülstein und trocknete es ab. Dann bereitete er eine Flasche für Ido und eine weitere für das Baby vor. Er zählte fünf Zigarettenkippen, als das Telefon erneut läutete. Nita sprach mit leerer Stimme: »Mein Vater ist tot«, sagte sie. »Er ist heute gestorben. Jetzt habe ich keinen Vater mehr, und auch eine Mutter habe ich nicht mehr.«
    Er wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Auch deine Eltern sind schon tot.«
    »Schon lange.«
    »Wir sind Waisen«, weinte sie in den Hörer. »Wir alle sind verwaist.«
    Er fand keine Worte.
    »Jetzt konzentrieren sie sich noch mal auf das Bild. Sie haben schon festgestellt, daß Schmuck entwendet wurde, aber wir können das Photo von dem Bild nicht finden. Sie haben es einfach aus dem Rahmen geholt. Ich weiß nicht, ob Vater schon tot war, als ...« Sie schwieg eine Weile und versuchte, ihre Atemzüge zu beruhigen. »Er hatte ein Tuch im Mund, über dem ein Pflaster klebte. Er ist erstickt, ich weiß nicht, wie lange ...«
    Michael schwieg. Er konnte keinen Weg finden, ihr zu sa gen, daß ihr Vater nicht gelitten hatte und vermutlich sofort tot war. Es ist kein Mord, sagte er sich, nur ein bewaffneter Raubüberfall. Das ist gar kein Fall für dich.
    Als ob sie seine Gedanken hören könnte, sagte sie, und ihre Stimme war wieder leer: »Sie haben mich nicht zu

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