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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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stimmt also?« Er bestätigte es ihr erneut. »Wie kommt ihr zurecht? Wie geht es bei euch weiter?« fragte Zila zurückhaltend.
    »Es geht schon«, sagte Michael leise, während er drei Augenpaare auf seinem Rücken fühlte. »Ich muß mit dir re den«, kündigte er an und sah auf die Uhr. »In zehn Minu ten mache ich mich auf den Weg.«
    »Sag doch was«, sagte Theo zu Nita, nachdem Michael den Hörer aufgelegt hatte. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Es ist noch zu früh, Theo«, meinte Gabriel.
    »Ich fühle mich verantwortlich. Bis jetzt hat Vater sie unterstützt. Das ganze Jahr lang hat sie keinen Unterricht gegeben. Und diese Null wird nicht plötzlich anfangen sie zu unterstützen, wenn das Kind ... Wie alt ist er eigentlich, Nita?!«
    »Fast sechs Monate«, sagte Gabriel. »Vor lauter eigenen Kindern weißt du nichts über Nitas Kind.«
    »Das stimmt nicht«, ereiferte sich Theo. »Sag mir nichts über meine Beziehung zu Nita und dem Kind. Was du behauptest, stimmt nicht.«
    »Gabi«, flehte Nita, »hör endlich auf. Er war im letzten Jahr nicht oft hier, aber er hat häufig angerufen. Ich wußte, wenn ich etwas brauchen würde, hätte er mir alles gegeben, worum ich ihn gebeten hätte. Es gibt Schlimmere als ihn, glaube es mir.« Sie kniff die Lippen zusammen.
    Theos Blick wurde sanfter. »Das gilt auch für dich«, sagte Nita zu Gabriel, der sich aus dem Korbsessel erhob, »ohne euch beide und ... ohne ihn«, verschluckte sie sich und zeigte auf Michael, »wäre ich nicht ...«
    »Sie hat nicht viele Freunde«, entschuldigte sich Gabriel und sah Michael in die Augen. » Sie hat nicht immer hier ge lebt. Sie hat in New York studiert, und ihre beste Freundin wohnt in Paris. So ist das bei erfolgreichen, talentierten Musikern. Sie hat viele Bekannte, aber keine engen Freunde. Auch mein Bruder und ich leben ähnlich. Wir sind hier nicht richtig verwurzelt. Es sieht nur so aus, als wären wir hier daheim«, kicherte er, »im Grunde sind wir Nomaden. Fra gen Sie Nita, als sie klein war, vielleicht fünf, hatte sie schon ein kleines Cello. Sie wollte unbedingt wie alle anderen sein, aber sie hat sich nie zugehörig gefühlt. Dabei ist sie hier geboren!«
    »Nita hat uns von ihrem Baby erzählt«, sagte Theo. »Es ist eine merkwürdige Geschichte«, wagte er sich vor und sah ihn ängstlich an. »Sie hat etwas ... Sie klingt wie ein Märchen ... Seltsame Sache. Meine Kinder sind schon groß.«
    Gabriel warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
    »Es stimmt, daß sie von ihren Müttern aufgezogen wurden ...«, entschuldigte sich Theo. »Aber es ist schön, was Nita uns erzählt hat und wie ihr das Ganze organisiert habt. « Er hustete verlegen. »Gabi hat keine Kinder«, erklärte er plötzlich, als erkläre das etwas. »Er hängt mehr an Nitas Baby als ich«, gestand er mühsam. Nita stand nah bei der Wohnungstür, die sich zum Wohnzimmer öffnete. »Nita ist der gemeinsame Nenner«, fügte Theo mit einem halben Lächeln hinzu. »Auch unser Vater liebte Nita mehr als den Rest der Familie. Vielleicht noch Mutter. Auch Gabi.« Solange er sprach, lief er auf und ab. Jetzt stand er bei Nita, sah sie liebevoll an und fuhr ihr durch die Locken. »Gehen Sie jetzt zur Arbeit?« fragte er Michael.
    Michael nickte und legte seine Hand auf den Türgriff. »Soll die Kleine auch hier bei Alisa bleiben? Ich kann Alisa mit den Kindern zu ihr nach Hause bringen, wenn du willst«, bot er Nita an.
    »Wie du willst, entscheide du.«
    »Vielleicht können Sie ja einmal mit diesem, wie heißt er noch, Balilati sprechen?« fragte Theo.
    »Laß ihn, Theo, es ist besser, wenn niemand von meiner Beziehung zu ihm erfährt. Ich bitte dich, Theo«, sagte Nita.
    »Okay«, sagte Theo und hob die Arme mit ausgestreckten Händen. »Schon gut, es kommt ohnehin, wie es kommen muß.«

4
Der Lauf der Welt
birgt eine Logik
     
     
     
    »Was, du hattest noch nie mit solch einem Fall zu tun?« wunderte sich Balilati. »Ich war mir sicher, daß du in dem Fall mit den Uhren ... Warst du nicht mit der Sache mit den Uhren aus dem Islam-Museum beschäftigt ...? Hier, sieh mal!« Er zog einen gelblichen, gepolsterten Umschlag heraus, dem er ein paar Photos entnahm, ging sie rasch durch, als handele es sich um einen Stapel Spielkarten und legte ein Bild vor Michael, der die Fassade eines großen, gepflegten, beinahe eleganten Wohnhauses ansah, die Messingbeschläge der großen Türen und den breiten Gehweg.
    »Das ist irgendwo im Ausland, in Europa«, murmelte er

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