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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Grauen entstellten Gesichts, der Hände, die sich zu befreien versuchten, beiseite. »Sicherlich sind keine Spuren davon auf dem Hals zurückgeblieben.«
    »Wie sollen denn auch Spuren zurückgeblieben sein?« winkte der Kollege von der Spurensicherung ab, der hinter ihm stand. »Es ist ein glatter Schnitt, es war eine glatte Schnur, allerdings«, sagte er, »wenn wir die Tatwaffe finden, müßten Gewebespuren darauf zu finden sein. Aber wir haben sie noch nicht gefunden«, stieß er aus und sah Jafa an, die kniete und sich Fliese für Fliese vornahm.
    »Bestellen Sie sich Verstärkung!« wies Michael an. »Wir brauchen hier mindestens noch zwei Leute.« Jafa sah ihren Kollegen an, der nickte, und sie verschwand in Richtung Bühne. »Sie kann von hier aus anrufen«, sagte Michael, als sie schon weg war. »Sie wird über Funk Verstärkung anfordern«, murmelte der Mann.
    »Selbst wenn wir sie finden, gehen wir einmal davon aus«, bemerkte Zila, »hat er sie sicherlich abgewischt, nicht wahr? Wer einen Mord begeht – verwischt die Spuren.«
    »Da kann er wischen, soviel er will!« winkte der Kollege von der Spurensicherung ab. »Es gibt Dinge, die man nicht verwischen kann. Wir finden vielleicht auch die Handschuhe, denn Handschuhe hatte er an, sonst hätte er sich selbst geschnitten. Sie müssen auch überprüfen, ob jemand hier Schnitte an den Händen hat.«
    »Wo könnte er Handschuhe versteckt haben, wenn er noch hier ist?« Er ist nicht viel älter als Juwal, dachte Michael, als er seine Worte wiederholte: »Wenn er noch hier ist.« Aber er hatte schon den Magister in Chemie und großen Erfolg auf seinem Fachgebiet.
    »Sie wissen doch, wie das ist, kennen Sie Kestenbaum«, mischte Solomon sich ein, »unseren Gerichtsmediziner?« Michael nickte grinsend. »Wissen Sie, was er mit Vorliebe bemerkt? Jeder Gerichtsmediziner weiß es: ›Every contact leaves a trace‹. Er sagt es immer auf englisch«, kicherte Solomon, »auf ungarisch-englisch. Das heißt, daß wir Hautfetzen vom Hals entnehmen, aufbewahren und später unter dem Mikroskop mit der Tatwaffe vergleichen. Wenn Sie sie für mich finden, werde ich darauf schon etwas feststellen. Oder Sie«, sagte er und deutete auf den Kollegen von der Spurensicherung. Er nahm erneut das Thermometer und fügte melancholisch hinzu: »Ich glaube nicht, daß wir auf dem Hals Metallteilchen entdecken werden, es scheint mir ein sehr glatter Draht gewesen zu sein.«
     
    Michael ließ den Pathologen und die Leute von der Spurensicherung am Tatort zurück, überquerte die Bühne und ging durch den Saal auf die großen Holztüren zu, die sich zur Eingangshalle öffneten. Er drückte die schweren Türen auf und sah schon von weitem den Menschenauflauf, eine große Gruppe Musiker, die ihn erwartete. Zila war ihm gefolgt und machte dem ersten Geiger ein Zeichen, der langsamen Schrittes hinter ihnen her trottete. Erst als Michael außerhalb des Saals war, als er den Griff der Holztüren los ließ, die langsam zufielen, und als er auf die Musiker starrte, die ihn erwarteten, begriff er, was er gerade gesehen hatte, und kehrte im Laufschritt zurück. Wie ein Blitz hatte das plötzliche Wissen ihn getroffen, das mit dem Bild einherging, wie Nita sich über den geöffneten Cellokasten beugte, niederkniete und aus dem engen Fach eine flache Hülle aus Transparentpapier zog, wie die, die er soeben in dem offenen Geigenkasten gesehen hatte.
    Er zog die Holztüren auf, lief in den Saal zurück und blieb vor dem geöffneten Geigenkasten stehen, der auf dem Sitz in der ersten Reihe stand. Zila hielt die Tür auf, als wüßte sie nicht mehr, auf welcher Seite sie gerade stehen sollte. Awigdor, der erste Geiger, stand noch im Saal, am Rand der ersten Reihe, als ob er Mühe hätte, den Abstand zwischen der Reihe und den Türen zurückzulegen. Beim Anblick Michaels, der zurückgekehrt und auf den Kasten zugelau fen war, fuhr er erschrocken zurück und näherte sich anschließend mit zögernden Schritten dem mittleren Sitz. »Das ist meine Geige«, sagte er mit offener Furcht. »Ich hätte sie nicht so zurücklassen sollen. Es ist ein sehr kost bares Instrument. Aber mitten ... « Seine Stimme erstarb, und seine Hand, die auf die hintere Bühne zeigte, vervollständigte den Satz.
    Michael ließ sich auf dem Sitz neben dem Kasten nieder und legte ihn auf seine Knie. Zunächst sah er die Photos eines jungen Paares mit einem Kind an, die auf dem roten Filz im Innern des Deckels befestigt waren. Dann

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