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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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hat«, murmelte er. »Sie muß irgendwo hier herumliegen«, fügte er barsch hinzu.
    »Sicher«, sagte Schimschon, »zusammen mit den Handschuhen.«
    »Warum nicht, es ist durchaus möglich«, sagte Michael und ignorierte den feindseligen Ton.
    »Ach woher«, flüsterte Schimschon, und Michael fragte sich, ob er so tun sollte, als hätte er die Bemerkung überhört. Aber verdutzt hörte er sich sagen: »Was ist los? Was ärgert Sie daran so sehr?«
    »Ich glaube nicht an solche Zusammenhänge. Es gibt zu viele andere Möglichkeiten. Hier liegen auch jede Menge Stromkabel herum«, murmelte Schimschon. »Wieso sollte es kein Stromkabel gewesen sein?«
    »Sie sprechen von einem Elektrokabel? Wenn es ein unversehrtes Elektrokabel gewesen wäre, hätte es das Opfer erdrosselt. Hätte einer ein Kabel auseinandergenommen und nur einen Teil benutzt, wäre der gerissen«, versicherte Solomon und steckte sich einen braunen Zigarillo in den Mundwinkel. »Ich habe nicht vor, ihn anzuzünden«, sagte er zur Beruhigung, »ich stecke ihn nur in den Mund. Keine Frage, daß eine Saite optimal geeignet ist, einem die Kehle aufzuschlitzen, vor allem, wenn sie dünn ist.«
    »Es kann Ihnen doch gleich sein, wonach Sie suchen. Nennen Sie es von mir aus Draht oder Nylonschnur. Hauptsache, Sie finden etwas. Eins können Sie mir glauben, wenn Sie noch heute hier eine Angelschnur finden, tun Sie mir einen großen Gefallen«, sagte Michael. »Aber wir werden später wohl keine Gelegenheit mehr haben, die Musiker zu durchsuchen, ohne daß sie die Möglichkeit hatten ...«
    »Wenn einer von ihnen der Täter ist, wird er wohl kaum ausposaunen, daß ihm eine Ersatzsaite fehlt. Ist es überhaupt möglich, eine bestimmte Saite eines bestimmten Instruments zu identifizieren? Sagen wir, gibt es einen Unter schied zwischen der a-Saite eines bestimmten Cellos und der eines anderen Cellos?« Er sah Solomon an, der mit einem Achselzucken und herabgezogenen Mundwinkeln zum Ausdruck brachte: »Woher soll ich das wissen?«
    »Wir haben nichts zu verlieren«, faßte Michael zusammen und ging auf die Gruppe zu. »Schimschon wird Ihnen sagen, wonach wir suchen und wieso wir es tun. Sie gehen jetzt zu den Musikern«, fügte er hinzu, als die Türen aufgingen und Zila in der breiten Öffnung stand und mit ihrem Körper die beiden schweren Flügel der Tür aufhielt.
    »Willst du sie hier drin haben?« fragte sie laut. Hinter ihr war ein Murmeln zu hören. »Eli ist da. Er ist mit Inspektor Sipo hier«, sagte sie und verzog die Lippen.
    »Sipo?!« staunte Michael. »Ich wußte gar nicht, daß Sipo noch dabei ist, ich dachte er ist längst im Ruhestand.«
    »Wo willst du sie haben?«
    »Zuerst alle Streicher, nacheinander, in der Saalecke«, sagte Michael nervös. »Komm einmal her«, fügte er hinzu, »kannst du sie in Gruppen einteilen und in der Ecke verteilen? Nimm dir selbst eine Gruppe vor und schreibe auf, wie viele Ersatzsaiten jeder dabeihat.«
    »Es sind achtzehn Streicher hier.«
    »Laß auch die kommen, die schon nach Hause gegangen sind«, sagte Michael ungeduldig. »Alle, und zwar gleich.«
    Zila sah ihn ratlos an. »Wie soll ich das alles auf einmal bewältigen?«
    »Vielleicht kann Sipo dir helfen«, sagte Michael, »ich will auch ... hat dieses Orchester einen Manager?«
    »Ja, er steht schon draußen. Ich habe ihn gebeten, einen Moment zu warten. Eli hat auch ...«, sie zögerte und sah ihn ängstlich an.
    »Und?« wollte Michael wissen.
    »Er hat dieses junge Mädchen mitgebracht, diese Dalit, bei der du mich vor einer Woche gefragt hast, ob wir nun schon unsere Leute aus den Kindergärten rekrutieren. Diese Blonde, Schmale mit dem kurzen Haar, diese Dalit.«
    »Ich will mit dem Manager sprechen, jetzt, zuerst muß ich aber mit Eli ein paar Worte wechseln«, sagte Michael, der das Gefühl nicht loswurde, auf einmal an zu vielen Fronten kämpfen zu müssen. Das Chaos zwang ihn zu einem nervösen, unsystematischen Handeln. Eigentlich müßte er in das Zimmer hinter der Biegung des Flurs zurückkehren, anstatt der Routine zu folgen, die nicht einmal seine Anspannung lockern konnte, die ihn zwar bei jedem Fall überkam, diesmal aber anderer Natur war. Er versuchte sich zu beruhigen und nicht über die Bedeutung der Ernsthaftigkeit nachzudenken, mit der Zila ihm mit strenger Miene ausrichtete: »Eli will dich draußen sprechen, bevor wir anfangen. Ich habe ihn schon stichwortartig infor miert.« Er hatte eine Vorahnung, schon bevor sie sagte: »Und

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