Ochajon 04 - Das Lied der Koenige
auch ich habe dir etwas zu sagen.« Sie zog ihre Augenbrauen zusammen, als sie ihm einen strengen, gereizten Blick zuwarf, und sie folgte ihm.
Eli hielt sich nicht mit den üblichen Floskeln und der Frage nach seinem Befinden auf. »Es ist ein Zufall – nennen wir es Zufall«, sagte er, nachdem er nach rechts und links schielte und sich vergewisserte, daß niemand in Hörweite war, »daß Schorer nicht eingeweiht ist. Du weißt, daß er dir den Fall übertragen hat, weil bekannt ist, daß du Ahnung von Musik hast. Daß das ... ein Fall für dich ist. Du weißt ... « , er war verlegen, »du weißt, was ich meine. Wen sollte er schicken, wenn nicht dich? Aber wenn er gewußt hätte ... dir ist doch klar, daß du dann nicht einmal in der Position eines Beraters hier wärst!«
Michael schwieg. Der Gedanke an die Möglichkeit, daß Nita plötzlich erwachen könnte, ohne daß er bei ihr war, ließ ihn die Zähne zusammenbeißen und die Muskeln anspannen.
Eli Bachar knackte mit den Fingergelenken. »Ich habe schon in so vielen Fällen mit dir zusammengearbeitet«, sagte er beinahe flehend, »und es ist das Alphabet, das du selbst mir beigebracht hast. Du hast immer von unseren blinden Punkten gesprochen«, ereiferte er sich verbittert, »und auf einmal verschließt du selbst die Augen. Ich denke dabei an dich, glaub mir«, flehte Eli. »Auch an dich«, fügte er hinzu und wartete. Er sprach weiter, nachdem Michael nicht reagierte. »Du selbst würdest so etwas nicht zulassen. Du bist zu sehr in die Sache verstrickt. Du kannst damit alles verderben. Das sind Prinzipien, die ich von dir übernommen habe! Du hättest es nie erlaubt!«
»Ich bin überzeugt, daß ich trennen kann«, zögerte Michael und brachte mühsam den Chor der gegensätzlichen Stimmen in ihm zum Schweigen, »und wenn es schon sein muß, ist es womöglich besser, wenn ich derjenige bin, der die Ermittlungen leitet ...«
»Gott sei Dank muß ich diese Entscheidung nicht treffen«, sagte Eli. »Aber du bist dir darüber im klaren, daß es nicht in Ordnung ist. Zila denkt wie ich, Zila, warum sagst du nichts? Wir können mit ihm reden, wir sind doch Freunde, nicht wahr? Wir sind schon so viele Jahre zusammen ...«
Michael wischte seine Stirn mit einem gefalteten Taschentuch, das er aus der Tasche seiner Jeanshose gezogen hatte. Seine Handflächen waren kalt, und er rieb sie an sei nen brennenden Wangen. Er müßte eigentlich neben Nita sit zen, bis sie erwachte. Falls sie nicht schon erwacht war. Es durfte nicht passieren, daß sie die Augen aufschlug und er nicht in ihrer Nähe war. Hätte er wenigstens mit ihnen re den können, während er das Baby auf dem Arm hielt oder ein Fläschchen wärmte. Dann würde dieses lästige Zittern seiner Hände aufhören, das ihn zwang, sich auf das Holzgeländer zu stützen, neben dem er stand. »Er ist erwachsen und für sein Handeln selbst verantwortlich«, sagte Zila, und man konnte die Kritik in ihrer Stimme nicht überhören. »Wenn er sagt, daß er trennen kann, dann stimmt das vielleicht. Ich«, betonte sie, »könnte es nicht, aber vielleicht kann er es. Wie lange kann man so etwas überhaupt geheimkalten?«
»Was geheimhalten?« erschrak Michael und krallte seine Finger um das Holzgeländer, das unter seinen Händen klebrig wurde.
»Ich meine, wie lange kannst du deine Beziehungen zu ih nen vor Schorer verheimlichen, vor allen verheimlichen? So kann man nicht arbeiten. Wenn nicht diese Sache mit Schorers Tochter wäre, die jeden Augenblick ihr Kind bekommt, hätte er es schon längst herausgefunden.«
»Ich habe keine Beziehungen zu ihnen, von welchen ›ihnen‹ redet ihr überhaupt? Es gibt keine ›ihnen‹, ich habe nur eine Beziehung zu Nita.«
Zila breitete die Arme aus. »Ich will dir nicht sagen, was du auf eine solche Antwort erwidert hättest«, sagte sie und richtete ihre grünen Augen zur Seite, so daß die langen Silberohrringe leicht zu schaukeln begannen. »Aber dir ist doch klar, daß es so etwas nicht gibt. Und das Baby? Was wird denn nun mit dem Baby? Willst du ewig so weitermachen? Als ob nichts geschehen wäre?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht«, gab er zu und hielt seinen Ärger darüber, daß er sie eingeweiht hatte, zurück.
»Ich glaube es nicht!« sagte Zila entmutigt. »Wie kannst du dich vor solchen Gedanken verschließen? Das sind die ersten Gedanken, die einem durch den Kopf gehen. Sie braucht dich doch jetzt, auch damit du ihr mit ihrem Baby unter die Arme
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