Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand
oder so was und der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der für ihn von Interesse war, was irgendwie eine Wirkung auf sie hatte, auch wenn sie wusste, dass er das bei jeder machte. Tatsache war, dass sie ihn nicht anschrie.
Die Tür von Michaels Zimmer stand sperrangelweit offen, und noch auf dem Gang hörte Zila das Funkgerät piepsen und das Telefon läuten. Sie rannte hinein, um es noch zu erwischen, und so passierte es, dass Mosche Avital auf der Schwelle stand und dort wartete, während Ja’irs Stimme über den Lautsprecher zu hören war. »Wir sind fertig mit der Jiftachstraße. Eli geht jetzt die Jael runter, und wir teilen uns.«
»Verstanden«, erwiderte sie und markierte mit dem grünen Filzstift auf dem vergrößerten Plan des Bak’a-Viertels, der auf dem Tisch ausgebreitet lag, einen Pfeil in Richtung Jaelstraße, wobei sie den roten Filzstift schon bereit hielt, um damit den zweiten Pfeil, der die Route von Ja’irs Truppe bezeichnen würde, einzutragen. Während der ganzen Zeit spürte sie diese braunen, feuchten Augen von Mosche Avital an ihr kleben, wartend, und sie konnte ihm momentan nicht einmal die Tür vor der Nase zumachen, da sie in einer Hand den Telefonhörer hielt und in der anderen die Filzstifte. Ja’ir sagte: »Jiftach beendet. Wir haben dort an jede Haustür geklopft und mit fast allen Nachbarn gesprochen, mit jedem, der daheim war, wir sind von einem Gebäude zum anderen, waren in allen Schutzräumen, Läden, Gärten, Versorgungsräumen, Speichern und was nicht noch alles, aber nichts.«
»Verstanden«, meldete Zila in den Lautsprecher des Funkge räts, und in den Telefonhörer sagte sie hastig: »Ich hab jetzt keine Zeit, Balilati, geh und warte auf ihn bei den Bascharis, oder komm her und warte hier auf ihn«, und warf den Hörer auf die Gabel.
»Was für Geschichten dieser Hund macht«, erzählte Ja’ir im Lautsprecher durch den Lärm im Hintergrund und die Störgeräusche hindurch.
»Was für ein Hund?«, fragte sie und signalisierte Mosche Avital mit der Hand, er solle aus dem Zimmer verschwinden, doch anscheinend missverstand er sie und trat ganz in den Raum und schloss die Tür von innen.
»Sa’ar, der Spürhund, er wollte gar nicht mehr aus dem Gar ten von diesen einen da, den Beneschs. Hat wie ein Wahnsinniger dort gegraben ... aber nichts, er hat sich auch auf Joram Benesch gestürzt, das ist der Sohn, hat ihn angefallen und fast in der Luft zerrissen.« Mosche Avital saß ihr nun gegenüber. Er hatte den Stuhl vom Tisch abgerückt und schaute sie nur wieder mit diesen Augen an, und sie konnte ihm nicht einmal sagen, war schlicht und einfach nicht imstande, ihm zu sagen, er solle machen, dass er da rauskäme.
»Nun?«, drängte sie. Sie hatte momentan keine sonderliche Geduld für Ja’irs Tempo.
»Nichts«, sagte Ja’ir, »der Hundeführer hat gesagt, Sa’ars Verhalten nach könnte man denken, dieses kleine Mädchen sei überall gewesen. Lässt du den Sender die ganze Zeit in Betrieb?«
»Nun sicher, was denn sonst?«, gab sie zur Antwort. Sie blickte Mosche Avital an und drückte dennoch auf den roten Knopf, ließ den Finger darauf liegen, und die Verbindung war unterbrochen. »Sie müssen draußen warten«, sagte sie zu Mo sche Avital in dem autoritärsten Ton, der ihr zur Verfügung stand. Obgleich er sah, wie sehr sie unter Druck war, regte ihn das überhaupt nicht auf, sondern er stand ganz ganz langsam auf und sagte noch einmal zu ihr: »Was macht es Ihnen denn aus, Sie haben mein Handy, warum soll ich inzwischen nicht hinausgehen, bis er zurückkommt? Ich lauf nirgendwohin davon.«
Und sie war immer noch nicht imstande, ihn gröber anzufassen. Das Äußerste war: »Wohin wollen Sie denn schon gehen, es ist alles zu wegen dem Feiertag«, und »warten Sie, er wird gleich eintreffen, aber warten Sie bitte draußen. Tun Sie mir den Gefallen.« Sie blickte ihm nach, wie er ganz langsam aus dem Zimmer schlich, als wollte er sie absichtlich ärgern oder als wartete er darauf, dass sie es sich anders überlegte. Nicht einmal die Tür machte er ganz zu, aber sie musste ihren Finger von dem roten Knopf lösen, sie konnte jetzt nicht losrennen, um die Tür ordentlich zu schließen.
Wieder füllte sich das Zimmer mit Hintergrundgeräuschen und Geknatter, und dazwischen die Stimme Einats, die zusammen mit Ja’ir unterwegs war und ins Gerät rief: »Zila, Zila, hier ist Einat, hörst du mich? Over.«
»Ich höre, ich höre, over«, antwortete sie, wobei sie
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