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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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wirklich, so einen Apfelkuchen hab ich schon seit Jahren nicht mehr gegessen ... der Teig, der ist auf der Zunge zergangen, garantiert mit Butter ... ein Pfund Butter hat sie da reingetan, ich sag’s dir.«
    »Hast du in Gegenwart seiner Frau über die Wohnung gesprochen?« Michael lehnte ebenfalls an dem steinernen Zaun des Wohnblocks, neben Balilati, der dort auf ihn gewartet hatte, als er aus dem Haus der Familie Baschari trat.
    »Na klar in Anwesenheit seiner Frau, die sind beide da zu Hause, oder?«, Balilati schürzte seine dicke Unterlippe. »Ich habe absichtlich in ihrer Gegenwart davon gesprochen, sozusagen um zu sehen, ob sie was davon weiß.«
    »Und, hat sie es gewusst?«, fragte Michael und studierte das Ende seiner brennenden Zigarette.
    »Nichts hat sie«, erwiderte Balilati mit nachdenklicher Verwunderung und schnäuzte sich geräuschvoll in ein Papiertaschentuch. »Überhaupt nichts hat sie gewusst. Ich sag’s dir ja, es tut mir echt Leid für sie. Ein Mensch kauft eine Wohnung, oder so gut wie, kauft sie, kann man doch sagen, oder?, und zwar einem zweiundzwanzigjährigen Mädchen und sagt seiner Frau keinen Ton davon ... wenn du mich fragst, der ist entgleist, dieser Rosenstein. Das passiert älteren Herren, sie werden aus der Bahn geworfen.«
    »Hast du ihm gesagt, dass du das mit dem zweiten Rechtsanwalt überprüft hast? Wie hieß er gleich –«
    »Der’i, Rechtsanwalt Der’i, ja«, Balilati zögerte und rupfte zwei gelbliche Blüten von dem Jasmin an der Mauer ab, während Michael mit halbem Ohr auf die Stimmen der Suchtrupps lauschte. »Schau«, sagte Balilati dann, »ich hab’s langsam angehen las sen ... von der Sache mit der Wohnung, so ganz allgemein ... ich hab gesehen, dass er seine Frau gern aus dem Zimmer gehabt hätte, und als sie in die Küche ging, hat er versucht, was zu sagen, aber ich hab mich komplett blöd gestellt, hab von dem Mädchen und der Suche geschwafelt, und da kam seine Frau wieder und sagte, wie furchtbar das doch sei mit der Tochter von Esther, hast du gewusst, dass sie« – Balilati winkte mit den Brauen in Richtung Esther Chajun, die immer noch auf dem Strohschemel im Vorderhof hockte, umringt von einem Schwarm Nachbarinnen und Verwandten – »ihre Putzfrau ist? Abgesehen davon, dass sie auch die Mutter von dem einen ... der Vater von deiner Maklerin? Also sie ist auch die Mutter von dem seinem Freund.«
    »Ich wusste nicht, dass sie bei den Rosensteins arbeitet«, sagte Michael und rechnete im Stillen die ganzen Zufallstreffen und Beziehungen auf, die bei den letzten Ereignissen zum Vorschein gekommen waren, seit Zohras Leiche in der Wohnung gefunden worden war, die Ada gekauft hatte. Während Balilati weitersprach, versuchte er, die Bedeutung dieser Verkettungen zu entkräften, doch sofort schalt er sich selbst: Hatte nicht er selbst zu vor behauptet, es gäbe keine Zufälle, und die Verbindungen hätten allesamt eine Bedeutung? Und nun plötzlich, einfach so, wollte er das widerrufen? Vielleicht zeigte sich die Bedeutung nicht sichtbar, da sich das volle Bild noch nicht offenbart hatte.
    »Dann vermerk das mal«, sagte Balilati mit demonstrativer Befriedigung, »Esther Chajun, die Mutter des Freundes und die Mutter des verschwundenen Mädchens, ist zugleich die Putzfrau der Rosensteins, arbeitet seit siebenundzwanzig Jahren bei ihnen. Sie gehört dort praktisch zum Inventar, und weil Frau Rosenstein eine dermaßen nette Frau ist, gehört ihre Putzfrau also so gut wie zur Familie und kennt ihre Tochter und die Enkel und alle sehr gut, ich hab schon versucht, sie nach ihnen zu fragen, aber es ist besser, du fragst die Chajun das selber. Mit dir wird sie reden, mit mir nicht.«
    Michael zuckte die Schultern. »Brauchst du was von mir?«, fragte er Balilati.
    »Ich?«, gab dieser verdutzt zurück, »gar nichts brauche ich ... warum? Warum fragst du?«
    »Weil du zu schmeicheln anfängst«, erwiderte Michael.
    »Das war doch nicht als Kompliment gemeint«, rief Balilati, der bis dahin relativ leise gesprochen und ständig um sich gespäht hatte, um sich zu vergewissern, dass niemand lauschte, »ich mein das ernst. Es gibt solche, die reden mit mir, und solche, die das nicht tun. Sie«, er deutete zu Esther Chajun hinüber, »siehst du ihr Gesicht – das ist eine, die niemandem glaubt, aber sie weiß, dass du sozusagen der Oberboss bist, und du ... glaub mir, mit dir wird sie reden.«
    »O.k.«, sagte Michael, »das werden wir gleich feststellen. Und jetzt

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