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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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eine halbe Stunde später gekommen wärst, wären wir beim Alter von drei angekommen«, doch ihre Stimme kam ihm trotzdem ein wenig verkrampft vor. Jetzt, als sie beim letzten Gang angelangt waren, dachte er, dass sie entspannter war als zuvor und sogar Schorr hin und wieder lächelnd anblickte.
    »Es gibt Lokale, da ist es mir egal, wenn sie zumachen, diese Restaurants im Bak’a und in der deutschen Kolonie, glatt koscher oder vegetarisch für amerikanische Touristen mit Käppchen«, murrte Schorr, »aber hier ... das wäre schade, es tut mir auch Leid um ... erinnerst du dich an das Lokal von Me’ir am Markt?«
    »Hat zugemacht«, sagte Michael und schob den Teller beiseite, selbst erstaunt darüber, dass er leer geworden war, »schon vor zwei Jahren.«
    »Schade«, seufzte Schorr, »auch er, Me’ir, hat gewusst, was man mit Fleisch anfängt. Als wir jung waren«, erklärte er Ada, »vor einigen Jahren, saßen wir immer dort, wenn wir einen Fall gelöst hatten, aber jetzt haben wir es überhaupt nicht verdient, denn nach dem, was wir gehört haben, haben wir nicht gerade einen geknackt, was?« Beim Anblick von Michaels Gesichtsausdruck fügte er hastig hinzu: »Aber du hast Fortschritte gemacht, du bist gut vorangekommen. Drei hast du schon, jeder eine Geschichte für sich. Man weiß nie, aus welcher Ecke die Auflösung kommt. Das ist vielleicht was, diese Geschichte mit Avital, das ist wirklich etwas. Vielleicht reiner Bluff, ha?« Mit dieser Frage wandte er sich an Ada.
    »Da fragst du mich?«, errötete sie, »ich ... ich habe kein Prob lem mit einer solchen Geschichte, ich glaube ganz bestimmt, dass ein junges Mädchen solche intimen Dinge einem älteren Mann erzählen würde, der ihr ... der ihr Sympathie entgegenbringt, gerade wegen seiner Fremdheit.«
    »Nein, es geht nicht um Sympathie oder Fremdheit, sondern vor allem darum, dass er sie gesehen, sozusagen auf frischer Tat ertappt hat.«
    »Wenn man ein Mädchen in der Lobby eines Hotels in Netanya sieht, heisst das, sie ›auf frischer Tat ertappen‹?«, beharrte Ada.
    »Offenbar hatte Zohra Baschari keinen kriminalistischen Verstand«, meinte Schorr und lächelte, »es gibt Menschen, die ... nun, sie dachte wohl, dass jeder, der sie kannte und in einem Hotel in Netanya traf, sofort wüsste, was sie dort machte und mit wem.«
    »Wenn das so ist«, wandte Ada ein, »warum hat sie sich dann in die Lobby gesetzt, um es ihm zu erzählen? Sie war schließlich nicht allein.«
    »Frag ihn«, sagte Schorr und blickte Michael dabei an. »Warum hat sie es ihm dort in der Hotellobby erzählt?«
    Michael zuckte die Achseln. Er und Eli Bachar hatten das bereits bis zum Erbrechen durchgekaut und würden es morgen wieder tun. »Er behauptet, sie sei dort allein gewesen, derjenige, der hätte kommen sollen, wäre nicht gekommen, und sie ... sie hatte schon das Zimmer im Hotel, also hat sie es ihm erzählt. Sie hat überhaupt nicht von sich selbst gesprochen, sondern wie über ihre beste Freundin, und sich auch sehr nebulös in Bezug auf den betreffenden Mann ausgedrückt. Laut Avital war er wohl nicht unbedingt verheiratet, dieser Mann, hatte aber Verpflichtungen aller Art, und von der Schwangerschaft wusste er gar nichts. Ihr dürft nicht vergessen, dass alles, was wir haben, Avitals Geschichte ist, der, so weit uns bisher bekannt ist, der Letzte war, der Zohra am Tag ihrer Ermordung getroffen hat.«
    »Aber er hat ein Alibi für die fraglichen Stunden«, erinnerte ihn Schorr, »vielleicht gefällt dir sein Alibi nicht sonderlich, aber er hat eines.«
    »Wie sagt Balilati? Wenn ich nur so viele Jahre zu leben hätte, wie oft ich solche Alibis schon gehört habe«, lächelte Michael, »Männer, die sich weigern, genaue Angaben zu machen, um den guten Ruf einer Frau zu schützen? Mindestens hundert hatten wir von der Sorte. Demnach könnte man denken, dass alle unentwegt bloß irgendwelche Affären mit verheirateten Frauen unterhalten.«
    »Aber am Ende ist er mit den Personalien herausgerückt«, wies Schorr ihn darauf hin und trank den letzten Schluck Grappa, »und auch die betreffende Dame hat es bestätigt. Und er ist, was meiner Ansicht nach die Hauptsache ist, zu einem DNA-Test bereit, ohne Rechtsanwälte, ohne weitere Formalitäten. Und trotzdem rümpfst du die Nase, als sei die Sache noch nicht erledigt. Du hast gesagt, er sei ein sympathischer Mensch?«
    »Ein Charmeur, fast professionell, einer, der mit jedem Menschen auf der Welt reden kann, die Frauen sind

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