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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Mann?«, fragte Michael.
    »Auch er«, bekannte sie, »auch ihm fällt es schwer einzuschlafen, also nehmen wir schon seit einigen Jahren ... zwei-, dreimal die Woche, nicht jede Nacht ... wir hatten auch Probleme in der Arbeit, mein Mann ist Buchprüfer«, erklärte sie gewichtig, »und ich arbeite als Sekretärin bei ihm, so ... wir arbeiten zusammen.«
    »Das heißt«, sagte Michael gelassen, »dass Joram, wenn er das Haus verlässt, nachdem Sie mit einer Tablette schlafen gegangen sind, weggehen kann, ohne dass Sie es wissen?«
    »Ja, vielleicht«, Klara Benesch stockte und fügte dann schnell hinzu, »aber dann sagt er es uns am Morgen, Joram erzählt uns alles ... und er ist auch immer sehr müde, Hightech heißt zwölf, vierzehn Stunden Arbeit am Tag, die ganze Woche, sie geben gute Bedingungen, aber ...« Sie verstummte abrupt. »Warum fragen Sie mich all diese Dinge? Wieso? Was hat er getan, Joram? Joram ist ein wunderbarer Junge, er hat nie ...«
    »Frau Benesch«, sagte Michael, »schauen Sie sich das bitte an«, und mit einer einzigen Bewegung näherte er sich ihrem Sohn, zog dessen Fuß zu sich heran, schob das Hosenbein hinauf und den Sockenrand hinunter, »kommen Sie, sehen Sie sich den Knöchel aus der Nähe an.«
    Sie stand ganz langsam auf, trat zu ihrem Sohn, bückte sich und betrachtete den Knöchel. »Was ist das, Joram? Was hast du da am Fuß?«, fragte sie erschrocken und legte ihre Hand auf die wunde Stelle. Joram Benesch zuckte zurück, hatte sich jedoch so fort wieder unter Kontrolle.
    »Nichts, Mama«, winkte er ab, »das ist vor ein paar Tagen passiert, und es ist schon ...«
    »Wie vor ein paar Tagen?!«, wunderte sich seine Mutter, »gestern war da nichts, gar nichts habe ich gesehen.« Sie wandte ihr Gesicht Michael zu. »Ich sehe alles bei meinem Sohn, sogar wenn er es verbergen möchte, damit ich mir keine Sorgen mache, aber ich sehe es trotzdem sofort«, erklärte sie mit einem kleinen versteckten Lächeln, »aber das habe ich sicher nicht gesehen, und gerade gestern habe ich mir seine Beine gut angeschaut, weil ...«
    »Genug, Mama, hör auf«, sagte Joram Benesch leise, »du begreifst nicht, was sie machen, sie haben uns das Auto weggenommen, und wir brauchen einen Anwalt.«
    »Einen Anwalt?«, rief seine Mutter bestürzt, »warum denn einen Anwalt? Was hast du gemacht?«
    »Ich habe gar nichts gemacht«, erwiderte ihr Sohn verzweifelt, »aber sie behaupten, schon.«
    » Was«, Klara Benesch erhob sich von ihrem Platz, »was?« Ihre Augen funkelten Michael an: »Was wollen Sie von ihm?«
    »Wir haben Gründe zu der Annahme, dass er mit dem Ver schwinden von Nesja Chajun etwas zu tun hat«, antwortete Michael ruhig.
    »Wer ist das, Nesja Chajun?«, fragte Klara Benesch verwirrt.
    »Nesja Chajun ist dieses dicke Mädchen, das verschwunden ist, aus dem Haus gegenüber«, erklärte ihr Joram.
    Klara Benesch stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Sie sind wohl nicht ganz nor ... ist bei Ihnen noch alles ganz in Ordnung?«, fragte sie Michael, »was hat mein Sohn mit einem kleinen Mädchen aus dem Haus gegenüber zu tun? Wir haben mit niemandem etwas zu tun, wir kennen nicht einmal die Nachbarn aus der Straße, was soll er mit einem solchen Mädchen zu tun haben?«
    »Sie haben sie gefunden«, sagte ihr Sohn, »sie haben sie heute Mittag gefunden, an der Jehudastraße.«
    »Lebt sie?«, fragte seine Mutter.
    »Sie lebt, sie ist ganz lebendig«, beantwortete Wachtmeister Ja’ir die Frage, »doch den Anzeichen nach, die uns vorliegen, hat Ihr Sohn ...«
    »Unsinn!«, widersprach Klara Benesch und fügte tadelnd hinzu: »Hören Sie denn nicht, was ich sage? Mein Sohn, Joram, würde keiner Fliege etwas zu Leide tun, sogar schon als er klein war, Vogeljunge, eine kleine Katze – alles hat er mit nach Hause gebracht, und als er einmal ein Kaninchen hatte und das Kanin chen gestorben ist, wissen Sie, wie er da geweint hat? Unser Sohn ist ein Engel, alle wissen das. Wissen Sie, was für Arbeitsangebote er erhalten hat? Die ganze Zeit erhält er Angebote von anderen Stellen, alle wollen nur ihn, und wissen Sie, wie sehr ihn Michelles Eltern lieben? Und das sind keine gewöhnlichen Leute, das ist eine Familie aus bester Gesellschaft, die Familie mütterlicherseits geht bis auf den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zurück, sie sind aus England gekommen, und auch ihr Vater ist bereits in der dritten Generation in Amerika, das ist eine Familie mit Rang und Namen und allem, und wie sie Joram

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